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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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mir ›Tony‹ draufsteht.«
    So weit war scheinbar alles, was das Center betraf, nahezu perfekt und so traumhaft wie eine Filmkulisse. Wo Will auch hinschaute, er sah nur zufriedene und fröhliche Gesichter, genau wie in dem Werbespot.
    »Bist du schon mal aufgewacht und hast gedacht, du träumst?«, fragte er.
    »Will«, entgegnete Ajay, plötzlich ernst. »Meine Mutter kam mit neun Jahren aus Indien nach Amerika. Ihre verarmten Eltern arbeiteten als Dienstboten in einem Casino in Atlantic City und übernahmen schließlich eine chemische Reinigung. Mein Vater stammt aus einer alten polnischen Adelsfamilie, die bis auf das, was sie am Leib trug, alles im Zweiten Weltkrieg verloren hatte. Er wuchs als mittelloser Immigrant in Milwaukee auf. Hat sich dann hochgearbeitet, die Duke University besucht und schließlich eine kleine Drugstore-Kette in Raleigh gekauft, die sich ›Pill and Puff‹ nennt. Meine Mutter ist zur Abendschule gegangen, um Pharmazie zu studieren. Schließlich bekam sie eine Anstellung in einem seiner Drugstores, wo meine Eltern sich kennenlernten und ineinander verliebten. Was dazu führte, dass ich geboren wurde, ihr einziges Kind.
    Infolge dieses ungewöhnlichen Vermächtnisses, auf das ich unglaublich stolz bin, gelte ich wohl in jeder Hinsicht als komischer Vogel. Ich bin gerade mal 1,50 Meter groß, und wenn du mich jetzt mickrig findest, hättest du mich mal mit sechs Jahren sehen sollen. Es wird dich nicht überraschen, dass ich vom ersten Tag im Kindergarten bis zur Junior High School von jedem Neandertaler, der mich auch nur ansah, gnadenlos schikaniert worden bin. Mädchen haben mich in all den Jahren mit bloßem Auge nicht wahrgenommen. Insgeheim wusste ich, dass ich schlauer war als all diese Armleuchter. Ich habe nur dank meines Verstandes überlebt, ohne zu ahnen, dass ich irgendjemandem irgendetwas Interessantes zu bieten hätte … dass ich jemand war, der Freunde haben, Mädchen treffen und etwas erleben könnte, das einer Gegenwart oder einer Zukunft ähnelte. Bis zu dem Tag, an dem ich ins Center kam.« Ajay schaute Will in die Augen, offen und aufrichtig.
    Will schämte sich dafür, dass er an ihm gezweifelt hatte.
    »Wenn das ein Traum ist«, schloss Ajay, »dann bitte ich dich: Lass nicht zu, dass man mich aufweckt.«

NICK UND ELISE
    Nachdem sie die Eisdiele verlassen hatten, verabschiedete sich Ajay, weil er zum Unterricht musste. Will kaufte noch schnell ein paar Grundnahrungsmittel wie Erdnussbutter, Cracker und Milch ein. Er entdeckte kein Junkfood in den Regalen, nur tonnenweise gesunde Sachen; seine Eltern wären begeistert gewesen. Dann streifte er für den Marsch zurück nach Greenwood Hall seine neuen warmen Sachen über: Handschuhe, Mütze, Schal und Jacke. Er kam sich vor wie eine Wurst in der Pelle, fror aber kein bisschen und legte die Strecke in erstaunlicher Geschwindigkeit zurück. Eines musste man den arktischen Temperaturen lassen: Sie sorgten dafür, dass man viel schneller ans Ziel kam.
    Als er das Haus betrat, bemerkte er, dass die Tür zum Büro des Provost Marshal offen stand. Über der Tür war eine Kamera angebracht. Im Vorbeigehen erwischte er einen kurzen Blick auf Lyle, der eindringlich auf Todd Hodak einredete.
    Irgendwie wusste Will: Sie reden über mich .
    Als die beiden ihn sahen, funkelten Todds Augen zornig. Will ging die Treppe hinauf und hörte, wie die Bürotür zugeknallt wurde.
    Im vierten Stock angekommen, nahm er seine Keycard heraus und öffnete die Wohnungstür. Er spürte, dass ihn jemand beobachtete, während er seine Tüten in die Küche trug, und drehte sich um.
    Auf einen Ellbogen gestützt, lag eine schlanke Gestalt ausgestreckt auf dem Sofa, ein aufgeschlagenes Buch vor sich. Pechschwarzes Haar, zu einem Bubikopf geschnitten. Eine Haut wie Porzellan und geschwungene Brauen über großen, mandelförmigen jadegrünen Augen – eine Farbe, die Will außer auf Fotos von tropischen Gewässern noch nie gesehen hatte. Ihre hohen Wangenknochen erinnerten irgendwie an die Statue einer altägyptischen Königin. Sie war nicht im herkömmlichen Sinne schön. Nichts an ihr schien herkömmlich. Stattdessen fielen Will sofort Worte ein wie gebieterisch, faszinierend, betörend .
    Sie war von Kopf bis Fuß in Dunkelblau gekleidet: enger Rock, Leggings und Rollkragenpullover. Amüsiert lächelnd lag sie da, reglos, still und königlich wie eine Perserkatze, und wandte ihre beunruhigenden Augen keine Sekunde von ihm ab.
    »Du musst Elise

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