Palast der Liebe
herum, lehnte sich mit der Hüfte an die Schreibtischplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich befasse ich mich nicht selbst mit der Landwirtschaft. Ich habe vertrauenswürdige Leute, die für mich arbeiten. Sie sind selbstverständlich am Gewinn beteiligt.“
Die laufenden Kosten für ein solches Anwesen mussten pro Jahr in die hunderttausende gehen. Aber was war das schon, verglichen mit den Millionen, die Derek an seinen Pferden verdiente? Dieser enorme Reichtum verwirrte sie, machte ihr Angst und ärgerte sie gleichzeitig. War es gerecht, dass ein Mann so viel besaß, während andere mit wenig auskommen mussten?
Sie nahm eines ihrer Bücher und stand auf. „Ich werde mich bis zum Abendessen hinlegen, Derek. Ich bin müde.“
Er stieß sich vom Schreibtisch ab, kam auf sie zu und schloss sie in die Arme. „Du bist doch hoffentlich nicht krank?“
„Nein“, wehrte sie ab. „Nur müde.“
„Kein Wunder nach dem gestrigen Tag.“ Er legte ihr den Zeigefinger unters Kinn und hob ihren Kopf an. Seine Lippen streiften ihren Mund. Sofort erwachte in Caren die Sehnsucht nach ihm. Doch er küsste sie nur flüchtig, bevor er sie losließ. „Wir sehen uns dann zum Abendessen.“
Der Mittagsschlaf hatte Caren gut getan. Sie sah ausgeruht aus, als sie in den Spiegel schaute. Sie blickte an sich hinunter.
In dieser Bluse hatte Derek sie jetzt schon drei Mal in nur einer Woche gesehen. Sie ging ins Ankleidezimmer, um einen Blick in den Wandschrank zu werfen, in dem Daisy ihre Kleider aufgehängt hatte. Auch mit ihren restlichen Sachen aus Georgetown würde ihre Garderobe noch recht dürftig sein.
Sie hatte geahnt, dass man sich in diesem Haus zum Abendessen umzog. Ihre Ahnung hatte sie nicht getrogen. Als sie in den Salon hinunterkam, trug Derek Anzughose und ein Sportjackett. Er saß am Flügel und spielte.
„Ich habe dir ein Glas Weißwein eingeschenkt“, sagte er, ohne sein Spiel zu unterbrechen. „Aber wenn du lieber etwas anderes trinken möchtest...“
„Nein, ich trinke gern Wein.“
Das Glas stand auf einem Beistelltisch neben dem Flügel. Während Caren es vom Tisch nahm, rutschte Derek auf seiner Klavierbank ein Stückchen zur Seite und bedeutete Caren mit einer Kopfbewegung, sich neben ihn zu setzen.
„Ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielst“, sagte
sie.
„Meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich Unterricht nehme. Und du? Spielst du Klavier?“
„Auch meine Mutter hat auf Klavierstunden bestanden“, erwiderte Caren.
Er lachte und beendete sein Spiel mit einem bravourösen Schlussakkord. Dann lehnte er sich zurück, wobei er sie versehentlich mit dem Arm berührte. „Wollen wir vierhändig spielen?“ fragte er.
Dereks Berührung hatte sie wie ein Stromstoß durchzuckt. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich nichts anmerken zu lassen. Umständlich setzte sie sich auf der Klavierbank zurecht und legte die Finger auf die Tasten. „Okay. Es kann losgehen.“
Sie einigten sich auf den Flohwalzer, und gleich darauf flogen ihre Finger über die Tasten, immer schneller, bis sie ihr Tempo dermaßen steigerten, dass sie die Hälfte der Noten ausließen und schließlich vor Lachen kaum noch weiterspielen konnten.
„Halt! Ich kriege einen Krampf in dem kleinen Finger!“ rief Caren. Lachend warf sie den Kopf zurück und atmete erleichtert auf, als sie das Stück zu Ende gebracht hatten.
Und dann hielt sie den Atem an. Derek hatte die günstige Gelegenheit ergriffen, den Arm um sie gelegt und ihren Oberkörper zurückgebogen, um einen heißen Kuss auf ihren Hals zu pressen. Benommen hielt sich Caren an ihm fest.
„Derek“, flüsterte sie.
„Du riechst so gut.“ Er streifte mit den Lippen ihren Hals, bedeckte ihn mit innigen Küssen.
„Hast du Hunger?“ flüsterte er, nachdem er ihr einen letzten zärtlichen Kuss gegeben hatte.
„Hmm.“
„Dann lass uns essen gehen.“
Daisy hatte einen saftigen Rostbraten mit verschiedenen Gemüsen aufgetischt. Die Atmosphäre war heiter und gelöst. Caren war es schrecklich unangenehm, die gute Stimmung zu gefährden. Aber sie musste das Thema zur Sprache bringen, das ihr den ganzen Tag über Kopfzerbrechen bereitet hatte. Bei Kaffee und Kuchen fasste sie schließlich Mut und erkundigte sich scheinbar arglos:
„Derek, bist du schon einmal Vater geworden?“
Derek schwieg. Sie senkte kurz den Blick, bevor sie wieder zu Derek aufsah.
„Warum fragst du?“ wollte er wissen.
Wieder schlug sie verlegen die Augen
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