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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aus dem Antiquariat. Das glaubte ich jedenfalls.«
    Carla stöhnte auf.
    Â»Mehr und mehr verabscheute ich Eduards bleichen Teint. Mehr und mehr litt ich unter seinem Lächeln und seinem höflichen Gehabe. Seine ewige Freundlichkeit stülpte sich über mich wie ein Käfig. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Er machte mich zu einem kleinen Mädchen. Ich aber war eine Frau mit Begehren. Wenn Eduard nachts im Bett Bücher und Buchkataloge wälzte und sein Blut nur durch seine Lektüre zum Wallen brachte, wenn er jede Nacht in seinen Papierschätzen versank und ihm nur heiße Gedanken kamen, wenn er ein Buch anfasste, träumte ich von der wahren, leidenschaftlichen Liebe und einem glücklichen Leben.«
    Â»Und dann?«
    Â»Ich lebte mit Eduard leidlich dahin. Ich wartete. Ich wusste nicht, worauf. Ich lief durch die Zimmer, die mit Einsamkeit und Traurigkeit getränkt waren. Eduard sprach niemals ein persönliches Wort zu mir. Anfangs bemühte ich mich, seine intime Welt zu ergründen und zu verstehen. Schließlich gab ich auf. Eduard füllte unser Leben mit Worthülsen, er erkundigte sich nach dem Haushalt oder erzählte Banalitäten aus dem Geschäft.
    Die Sonntagsspaziergänge im Park waren dazu bestimmt, uns zu zeigen. Wir begrüßten Geschäftspartner und Kunden, plapperten über Belanglosigkeiten. Das Gleiche geschah bei Festen und Feiern. Geschwätz über Literatur und Kochrezepte oder über die neuesten Parfumkreationen aus Paris.
    Mein Leben überzog sich mit einer dicken Eisschicht. Ich fühlte mich immer einsamer. Aber nach außen hin spielten wir das harmonische Ehepaar. Es war ein Albtraum.«
    Â»Warum hast du dich nicht scheiden lassen?«
    Â»Das war unmöglich. Ich konnte nicht.«
    Einige Sekunden vergingen, bis sie erneut zu sprechen ansetzte.
    Â»Ich … ich war bei meiner Freundin Julia eingeladen, während Eduard noch im Geschäft zu tun hatte, so sagte er jedenfalls. Ich saß in der Droschke auf dem Heimweg, als ich Eduard mit … Mir gefror das Blut in den Adern. Nie wäre ich auf diesen Gedanken gekommen, dass … Ich zweifelte, glaubte an ein Missverständnis. Ich bilde mir sicherlich alles nur ein, dachte ich. Doch die Beweise verdichteten sich.
    Es war an einem Freitagabend. Ich kehrte von einer Wohltätigkeitsveranstaltung der katholischen Kirche früher zurück als erwartet. Das Dienstmädchen verbrachte einige Tage bei seinen Eltern. Deshalb öffnete ich die Tür selbst. Durch den Flur strömte der süßlich aufdringliche Duft eines unbekannten Parfums. Das Licht in der Bibliothek brannte. Die Tür war nur angelehnt. Anscheinend hatte mich niemand gehört.
    Ich schlich zur Tür, spähte durch den Spalt. Eduard saß in der Kaminecke, auf dem Kanapee, mit … mit …«
    Carla atmete schwer.
    Â»Mit einem jungen Mann, eng umschlungen. Ich verlor das Gleichgewicht, geriet aus Versehen an die Türklinke. Die Männer sprangen auf. ›Bist du es, Carla?‹, rief Eduard in höchster Anspannung. Ich stieß die Tür auf. Parfum, Büchergeruch, knackendes Kaminholz. Ich schwankte. Eduard sprang mir entgegen. ›Du bist schon zurück?‹, zischte er. Sein Gesicht war gerötet. Er knetete seine Hände. ݀hm …, darf ich dir Friedhelm Voss vorstellen? Er … er ist ein alter Schulfreund von mir.‹
    Der fremde Mann kam auf mich zu. Er musterte mich mit seinen großen, dunklen Augen, küsste mir die Hand, richtete sich wieder auf. Ein langsamer Augenaufschlag. Sein schmaler Mund formte sich zu einem spöttischen Lächeln. Ich fürchtete, ohnmächtig zu werden. Ich sagte etwas wie ›Verzeihung, ich will nicht stören‹ und eilte hinaus. Mein Verstand setzte aus. Ekel erfasste mich. Ekel vor den Männern, Ekel vor meinem Leben.«
    Max hielt Carla fest im Arm.
    Â»Der junge Mann kam nicht wieder ins Haus, jedenfalls nicht, wenn ich daheim war. Doch der süßliche Marzipanduft seines Rasierwassers schwebte manchmal durch die Zimmer. Monatelang quälte ich mich, monatelang lebte ich wie gewohnt mit Eduard. Kein Wort fiel. Eduard behandelte mich wie eine Kranke. Sanft, zärtlich, freundlich, väterlich. Doch in jeder seiner Gesten lag etwas Verkrampftes, in jedem Wort ein verlogener Ton. Über allem schwebte seine Angst, eine unbeschreibliche Angst, sein

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