Palast der sinnlichen Traeume
nachdem sie Sam ins Bett gebracht hatte, spürte sie, wie die Anspannung zurückkehrte. Khaled hatte sich auf dem Sofa ausgestreckt und blätterte in der Zeitung von gestern. Die Vorhänge waren zugezogen, der Raum nur von einer einzelnen Lampe schwach erleuchtet. Khaled wirkte sehr zufrieden. Stark und selbstsicher. Der Anblick ließ die Erinnerung an den Mann lebendig werden, in den sie sich damals verliebt hatte. Diesen Mann mochte sie nicht mehr. Sie wollte nicht, dass er es sich auf ihrem Sofa gemütlich machte. Und sie wollte keine Sehnsucht nach ihm empfinden.
„Möchtest du einen Tee oder Kaffee?“, fragte sie. Ohne dass sie etwas dafür konnte, blitzte die aberwitzige Formulierung „Oder mich?“ in ihren Gedanken auf.
Khaled schaute auf. „Kaffee, bitte.“
Schweigend nickte sie und ging in die Küche. Die mechanischen Bewegungen des Kaffeekochens würden helfen, die Bilder von Khaled aus ihrem Kopf zu verdrängen. Der warme Schein der Lampe verlieh seiner Haut einen besonderen Schimmer und betonte die Muskeln seines Körpers. Wie gut sie sich damals angefühlt hatten. Sah er unter der Kleidung noch genauso aus wie früher? Fühlte er sich noch so an?
Es funktionierte nicht, stellte sie frustriert fest. Sie dachte doch unentwegt an ihn.
„Bitte schön“, sagte sie knapp, als sie das Tablett mit den Kaffeetassen auf dem Tisch vor Khaled absetzte. Khaled bedankte sich und richtete sich auf, ein Bein steif ausgestreckt.
„Hast du heute deine Medikamente genommen?“
„Die brauche ich nicht.“
„Tut dein Knie noch weh?“
„Ein bisschen, aber ich komme schon zurecht.“ In seinen dunklen Augen flackerte eine Warnung auf. „Sprich nicht als Therapeutin mit mir, Lucy.“
„Als was dann?“
„Wie wäre es als Frau?“, erwiderte er. Plötzlich lag in seinem Blick ein ganz besonderes Funkeln, sein Lächeln wurde verträumt. Lucy wusste genau, was das bedeutete.
Komm her, Lucy. Komm zu mir.
„Allerdings ist das eine schwierige Frage, nicht wahr, Lucy“, fuhr Khaled mit samtiger Stimme fort. „In welcher Beziehung stehen wir zueinander? Was können wir füreinander sein?“
„Nichts“, entgegnete sie, froh, dass ihre Stimme nicht zitterte. Sie fühlte bereits den sinnlichen Hunger in sich erwachen.
„Nichts?“, wiederholte Khaled nachdenklich. Er streckte die Hand aus und fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr Haar.
Nur mit Mühe gelang es ihr, ein Zittern zu unterdrücken. Wie hatte sie jemals die Wirkung vergessen können, die seine Berührungen auf sie ausübten? Schon jetzt fühlte sie sich ihm willenlos ausgeliefert.
Seine Miene zeigte nun unverhohlenes Verlangen. „Das will ich seit langer Zeit tun“, murmelte er. „Ich habe davon geträumt, dich zu berühren …“
Lucy schluckte. Wie konnte das sein, wenn sie sich doch so sicher war, dass er sie völlig vergessen hatte?
„Khaled …“ Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. Sie musste diesen Wahnsinn beenden, bevor es zu spät war.
Doch Khaled fuhr bereits mit sanften Fingern über ihre Wange, schob die Hand zu ihrem Hinterkopf und zog Lucy zu sich. Und sie folgte der Bewegung, bis sie neben ihm auf dem Sofa kniete.
„Lucy.“
Die Stärke der Sehnsucht in seiner Stimme überraschte sie. Nie hatte sie gedacht, er könne seinem Verlangen so hilflos ausgeliefert sein. Aber als sie jetzt seine geschlossenen Augen sah, während er sie weiter an sich zog, glaubte sie, dass er sie wirklich begehrte.
Und sie ihn.
Sein Mund war nur noch Zentimeter von ihrem entfernt. Leicht öffnete sie die Lippen, hob ihm ihr Gesicht entgegen … und dann küsste er sie.
Anfangs sehr sanft, ganz zärtlich. Ein Kuss, der fragte: „Hallo, kennst du mich noch?“
Und wie sie ihn kannte! Freudig ergab sie sich den stürmischer werdenden Liebkosungen und öffnete den Mund einladend ein bisschen weiter.
Khaled intensivierte den Kuss. Das unglaubliche Gefühl, von ihm geküsst und berührt zu werden, durchflutete ihren ganzen Körper. Sie schmiege sich an ihn. Und er schlang die Arme um ihre Taille und zog Lucy an sich. Sie passten perfekt zueinander. Ihr Kopf fiel in den Nacken, woraufhin er ihren Hals mit Küssen bedeckte, dann die empfindsame Stelle hinter ihrem Ohr. Ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.
Lucy fuhr mit den Händen durch sein Haar, über seinen Rücken, dann seine Brust. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Sie wusste wieder, wie sie ihn berühren musste, um ihn zu erregen.
Irgendwie hatten sie ihre Position
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