Palast der sinnlichen Traeume
verändert und lagen nun auf dem Sofa, Khaled halb auf ihr, sein Gewicht auf einen Ellenbogen gestützt. In dieser Position konnte Lucy seinen gesamten Körper an ihrem spüren. Wie von selbst schlang sich eines ihrer Beine um seine Hüften.
Auch Khaled stöhnte jetzt auf. Er küsste sie immer leidenschaftlicher, während er seine freie Hand auf Wanderschaft schickte, eine Spur aus Feuer zurücklassend, weil jeder Zentimeter, den er berührte, sogleich in Flammen aufging.
Stopp! Sie mussten aufhören. Immer wieder schrillten die Alarmglocken in ihren Gedanken, von denen ihr Körper nichts wissen wollte. Sie begehrte ihn. Sie begehrte ihn mehr, als ihr jemals bewusst gewesen war. Jetzt, da es wirklich passierte, fragte sie sich, wie sie es so lange ohne Khaled, ohne seine Liebkosungen, ohne seine Liebe ausgehalten hatte.
Aber er liebt mich ja gar nicht!
Plötzlich erwachte eine andere Erinnerung. Der Schmerz und die Seelenqualen, die sie empfunden hatte, als der Concierge des Gebäudes, in dem Khaled wohnte, ihr sagte, dass er abgereist war.
Kommt er zurück?
Nein, Miss. Er ist aus der Wohnung ausgezogen. Eine neue Adresse hat er nicht angegeben.
Aber einen Brief für mich hat er bestimmt hinterlassen!
Nein, Miss. Es tut mir leid.
Lucy stemmte die Hände gegen Khaleds Brust. „Wir dürfen das nicht tun!“
Sofort hielt er inne, blieb jedoch weiter auf ihr liegen. Und Lucy befürchtete für einen kurzen Moment, er würde dennoch versuchen, sie zu verführen.
Doch dann richtete er sich auf und setzte sich wieder gerade aufs Sofa. Sein Haar war zerzaust, sein Atem ging ebenso heftig wie ihrer. „Du hast recht.“
Enttäuschung, begleitet von dem schlimmeren Gefühl, soeben zurückgewiesen worden zu sein, breitete sich in ihr aus. Resolut schob sie die unangemessene Empfindung beiseite. „Wir können keine körperliche Beziehung eingehen, Khaled“, sagte sie und wunderte sich, wie stark und fest ihre Stimme klang. „Um Sams willen müssen wir … vernünftig bleiben.“
„Vernünftig?“ Er schien sich schon wieder vollkommen von dem Kuss erholt zu haben. In seinen Augen lag eine Härte, die ihr nicht gefiel. „Um Sams willen? Oder um deinetwillen?“
„Beides“, stieß sie tonlos hervor. „Vor vier Jahren hast du mich sehr verletzt. Ich dachte, ich würde dich lieben. Und als du gegangen bist, bin ich fast zerbrochen.“ Heiße Tränen brannten in ihren Augen. Erinnerungen konnten eine grauenhafte Macht besitzen.
„Du dachtest , du würdest mich lieben?“, fragte er nach. Hinter der sanften Stimme verbarg sich eherner Stahl.
„Ja, das dachte ich. Mittlerweile habe ich erkannt, dass es in Wahrheit eher eine alberne Verliebtheit war. Eine Schwärmerei, nichts weiter.“
„Schwärmerei.“
„Ich war fasziniert von dir. Du warst Englands Rugbystar – von der Presse gefeiert, von Fans umringt.“
„Ich verstehe“, erwiderte Khaled nach einem Moment. Und Lucy glaubte, in seiner Stimme eine Leere mitschwingen zu hören, die sie nicht einordnen konnte. „Ich verstehe nun, was für einen Mann du geliebt hast.“
„ Dachte zu lieben“, korrigierte sie.
„Richtig.“ Sein Lächeln war eiskalt.
Einen Augenblick verspürte Lucy den Wunsch, sich zu entschuldigen, weil sie das Gefühl nicht loswurde, ihn verletzt zu haben. Aber sie konnte ihm nicht wehtun, weil sie ihm völlig gleichgültig war. Vielleicht habe ich an seinem Ego gekratzt, überlegte sie zynisch.
„Nun“, meinte Khaled schulterzuckend. „Das alles ist lange her.“
Lucy zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, ist es.“ Doch vor wenigen Augenblicken, als sie in seinen Armen gelegen hatte, hatte es sich sehr lebendig angefühlt.
Ein Ausrutscher, ein kleiner Fehltritt. Etwas, das sie so schnell wie möglich wieder vergessen musste.
„Du hast erwähnt, dass du morgen arbeitest“, sagte Khaled und klang auf einmal sehr geschäftsmäßig. „Wo bleibt Sam in der Zeit?“
„Morgens in der Kita, anschließend holt ihn meine Mutter ab.“
„Ich werde das übernehmen. Dann können Sam und ich den Nachmittag verbringen.“
Lucy zögerte. Ihr war klar, wie sehr es Sam gefallen würde, Khaled noch ein Weilchen für sich zu haben. Und war es nicht besser, wenn die beiden sich so rasch wie möglich kennenlernten?
„Versuchst du, dir eine Ausrede einfallen zu lassen?“, fragte er spöttisch. „Gewöhn dich an den Gedanken. Ich werde Anteil an Sams Leben nehmen.“
„Wirklich?“, entfuhr es ihr. „Warum? Ich meine, warum
Weitere Kostenlose Bücher