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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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hier.«
    Er führte sie zu einem Café am Canale Grande neben
der Rialtobrücke. Es wurde dunkel, aber unten auf dem Wasser herrschte noch reger Betrieb. Schweigend schauten sie dem Treiben zu, bis ihre Drinks kamen.
    Claire hob ihr Glas und schaute Stuart über den Rand hinweg an. Die Falten in seinem Gesicht waren ausgeprägter, als ihr bisher aufgefallen war, und er blickte ernst drein. Es war, als sähe sie ihn zum erstenmal. Sie stellte ihr Glas ab.
    »Habe ich dich mit irgendwas verärgert?« fragte sie.
    »Himmel, nein!« Er nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Aber du schaust so ernst aus, als ob du mit deinen Gedanken weit weg wärst.«
    »Das tut mir leid.« Er rieb mit dem Daumen über ihre Knöchel, schaute sie an und lächelte. »Wenn du es unbedingt wissen willst – ich bin eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig?«
    »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dich bei einem anderen Mann zu wissen. Als wir eben zusammen waren, habe ich mir gewünscht, es gäbe niemanden außer mir.«
    Claire rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Auf einer Seite schmeichelte ihr das, was er sagte, auf der anderen Seite bot es Anlaß zur Besorgnis. Besitzgierig zu sein war keine attraktive italienische Eigenschaft.
    »Erzähle mir von deinen anderen Liebhabern«, drängte er.
    Sie wollte sich schon weigern, die seltsame Forderung zu erfüllen, aber dann sah sie in sein Gesicht. Es war zum Bersten gespannt und sah gleichzeitig bemitleidenswert verletzlich aus. Schulterzuckend meinte sie: »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe die eine oder andere Affäre gehabt, aber nur eine Liebesbeziehung.
Mit meinem Mann. Wir waren zehn Jahre verheiratet.«
    »Und dann?«
    Sie nippte an ihrem Martini. »Die übliche miese Geschichte. Er hatte eine Affäre. Ich habe es herausgefunden, und damit war es vorbei.«
    »Was, keine zweite Chance?«
    »Nein.«
    Stuart lachte trocken auf. »Der Kerl tut mir fast leid.«
    »Nun ja, du bist halber Italiener, da hast du Verständnis für solches Verhalten.« Sie versuchte, ihm seine Hand zu entziehen, aber er verstärkte den Griff.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich meine nur, daß zehn Jahre eine lange Zeit sind.«
    »Stimmt. Ja...« Sie brach ab. »Das ist vielleicht die richtige Zeit, um es dir zu sagen. Sean wird nach Venedig kommen. Er trifft irgendwann heute abend hier ein.«
    Stuart ließ ihre Hand los. »War das deine Idee oder seine?«
    »Weder noch. Er ist Fotograf, und man hat ihn engagiert, die Fotos der Amore-Kampagne zu schießen.«
    Er runzelte die Stirn und sagte: »Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dir den Palazzo zur Verfügung zu stellen.«
    »Aber dann wären wir jetzt nicht zusammen.«
    »Stimmt.«
    »Du hast keinen Grund, dir Sorgen zu machen, ehrlich.« Sie lächelte ihn an. »Daß Sean hier ist, hat mit uns nichts zu tun. Ich werde unsere Beziehung auch nicht vor ihm verstecken.«
    »Ich hoffe nicht, daß du dir vorstellst, du könntest ihn mit mir eifersüchtig machen. Ich habe dir schon einmal
gesagt, Claire, daß ich mich nicht gern ausnutzen lasse.«
    »Natürlich nicht!« Sie nahm seine Hand und verschlang ihre Finger mit seinen. »Ich will bei dir sein. Sean und ich haben es hinter uns. Aus und vorbei.«
    »Das hoffe ich. Es ist nämlich...« Stuart zögerte. Seine dunklen Augen schauten sie so intensiv an, als wollte er etwas in ihre Pupillen brennen. »Ich glaube, ich könnte mich in dich verlieben, Claire.« Claire erstarrte. Sein Geständnis kam völlig unvorbereitet, und wenn sie ehrlich sein wollte, mußte sie sich eingestehen, daß es auch nicht willkommen war. Obwohl er ihr nie zuvor erlebte Lust bereitet hatte, hatte sie sich nicht gerade erst aus einer ernsten Beziehung zurückgezogen, um sofort eine neue zu beginnen. Sie bemühte sich, ihren Schrecken zu verbergen, aber sie ahnte, daß er auf ihrem Gesicht gespiegelt wurde.
    »Ich sehe, daß ich damit schon wieder zu weit gegangen bin«, sagte Stuart lachend. »Es tut mir leid. Ich will dich nicht gleich zum Altar entführen oder etwas in der Art.«
    Sie errötete. »Damit habe ich auch nicht gerechnet.« »Für den Moment genügt es mir, dir während deines Aufenthalts in Venedig Gesellschaft zu leisten«, stellte er klar. »Bist du damit einverstanden?«
    »Natürlich.«
    Er beugte sich über den Tisch, legte eine Hand in ihren Nacken und zog ihr Gesicht zu seinem. Er küßte sie leicht. Er sah das Verlangen in ihren Augen und lächelte.
    »Oh, ich hätte es beinahe

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