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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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vergessen«, murmelte er. »Ich habe ein Geschenk für dich.« Er langte in seine Tasche und holte eine Schachtel heraus.

    Sie nahm sie verunsichert entgegen. Sie war in goldenes Papier gewickelt und mit einem goldenen Seidenbändchen versehen. Sie legte das Geschenk auf den Tisch und packte es vorsichtig aus. Sie legte eine schwarze Samtschachtel frei, und als sie den Deckel hob, sah sie zwei Armbänder auf brombeerfarbenem Seidenfutter liegen. Sie starrte lange die Armbänder an und wußte nicht, was sie sagen sollte.
    »Komm, ich helfe dir.«
    Er nahm die schweren silbernen Armbänder und steckte sie um ihre Gelenke. Claire hob die Hände ganz nah vor ihre Augen und bewunderte die schön gearbeiteten Stücke.
    »Was kann ich sagen?« Die Freude stand ihr im Gesicht geschrieben. »Sie sind wunderschön. Danke.«
    »Als ich sie sah, wußte ich, daß sie für dich waren.« Er lächelte versonnen. »Aber um ehrlich zu sein – mein Motiv für das Geschenk ist nicht ganz uneigennützig. Im Gegenzug kannst du mir einen Gefallen tun.«
    Enttäuschung zuckte in Claires Augen auf. Sie haßte es, wenn Geschenke an irgendwelche Bedingungen geknüpft waren. »Und was ist das?«
    »Erinnerst du dich an meinen Freund Pietro. Er spezialisiert sich nicht nur auf Wandgemälde, gelegentlich fertigt er auch Porträts an. Und ich möchte, daß er eins von dir macht.«
    Claire sah ihn stirnrunzelnd an. Welchen Hintergedanken hatte Stuart? Was für ein Porträt sollte das werden? Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich weiß nicht...«
    »Du brauchst deine Entscheidung nicht heute abend zu treffen. Morgen geht es auch noch. Versprich mir nur, daß du es dir durch den Kopf gehen läßt.«

    Sean Savage sah den Gepäckstücken zu, die aus dem Schlund auf das Gepäckband gespuckt wurden. Von seinen Sachen war noch nichts zu sehen. Er konnte nur hoffen, daß nichts verlorengegangen war. Es wäre schließlich nicht das erste Mal.
    Er fuhr sich mit gespreizter Hand durch das dunkelblonde Haar. Die Fotosession Amore hatte noch nicht begonnen, aber sie hatte sich schon als Alptraum erwiesen. Zuerst hatte er Zeit vergeudet mit einem unsinnigen Flug nach Rom, dann hatte er vierundzwanzig Stunden auf Heathrow herumgelungert, bis die nächsten Anweisungen der Agentur gekommen waren. Er hatte sich nicht getraut, zwischendurch nach Hause zu fahren, weil er sonst vielleicht den Flieger verpassen könnte, auf den für ihn gebucht worden war.
    Und jetzt hatte er auch noch in Erfahrung gebracht, daß Claire sich in Venedig aufhielt. Er hätte nie den Auftrag von Barker and Savage angenommen, wenn er geahnt hätte, daß Claire irgend etwas damit zu tun hatte. Als Geschäftsführerin machte sie sich gewöhnlich nicht mehr die Hände bei einem Fototermin schmutzig, aber offenbar war etwas eingetreten, was vom Üblichen abwich. Was auch immer es war, Sean verfluchte es.
    Er war drauf und dran, mit dem ersten Flugzeug zurückzufliegen. Das einzige, was ihn davon abhielt, war die Tatsache, daß er schon drei Tage vergeudet hatte und das Geld brauchte.
    Er entdeckte einen seiner Metallkoffer auf dem Band und drängte sich zwischen die anderen Passagiere, um ihn in Empfang zu nehmen. Einmal Glück, noch zweimal
beten. Seine Gedanken kehrten sofort wieder zu Claire zurück.
    Er hatte sie seit drei Monaten nicht gesehen, seit jener Nacht, in der sie ihn mit seiner Affäre konfrontiert hatte. Zu diesem Zeitpunkt war es fast eine Erleichterung gewesen, daß sie es endlich herausgefunden hatte; die Schuldgefühle hatten ihm heftig zugesetzt und hatten einen Menschen aus ihm gemacht, den er kaum noch wiedererkannte – und den er nicht sonderlich mochte. Die Ironie an der Situation war, daß er sich gerade dazu durchgerungen hatte, die Affäre mit Caroline zu beenden, aber dann war alles herausgekommen.
    So seltsam es sich auch anhören mochte, aber Sean liebte seine Frau wirklich, und er hatte gehofft, daß die Konfrontation ihnen beiden die Gelegenheit gab, noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Er hatte sich die reinigende Kraft eines Gewitters vorgestellt.
    Aber ihre Reaktion war eine kalte Dusche auf seine Hoffnungen gewesen. Sie hatte nicht getobt und nicht geweint, obwohl er beide Reaktionen verstanden hätte. Statt dessen hatte sie ihn nur angestarrt, und dabei war ihr schönes Gesicht ausdruckslos wie das einer Statue gewesen. Dann hatte sie sich auf dem Absatz herumgedreht und einen Koffer geholt, damit er seine Sachen packte. Es gab keine Gespräche, und

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