Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
wir uns die Hafengegend an.“
Sie hatten noch nicht mal die Innenstadt erreicht, als Orlando bereits zufrieden schnarchte. Na schön, beschloss Tyler. Ich setze dich zu Hause ab. Wie vermutet, fand er den Hausschlüssel in Orlandos L e derweste.
Anschließend fuhr er direkt ins Stadtzentrum und stellte den Pick up auf einem Parkplatz ab. Die Schaufenster waren bunt erleuchtet und recht ansprechend dekoriert. Tyler beobachtete Pärchen, die händchenhaltend, durch die Straßen schlenderten. Auf der Strandpromenade gi n gen viele Eltern mit ihren Kindern spazieren. Touristen, die ihre U r laubsabende genossen. Ryan fiel ihm ein. Ob der Junge bereits im Bett lag? Oder durfte man auch in einem Heim in den Sommerferien länger als üblich aufbleiben?
Tyler erinnerte sich plötzlich an seine eigenen Sommerabende als Kind. Zusammen mit seinem Freund Anthony war er oft in den Sümpfen herum gestrichen. Die Moskitos hatten ihnen immer mächtig zugesetzt. Seine Mutter hatte dann Salbe auf die kleinen Beulen gestrichen, die seinen gesamten Körper überzogen hatten. „Wirst du denn nicht schlau da r aus, T.J?“, hatte sie ihn lächelnd gefragt. „Die einzigen unversehrten Stellen sind unter deinen Shorts.“ „Da kann ich ja froh sein, dass wir nicht nackt durch die Gegend laufen, Mom.“ „Allerdings.“ Ihr Lachen klang ihm noch in den Ohren. Plötzlich senkte sich grenzenlose Einsamkeit über ihn. Sie drohte ihn zu ersticken und er wusste nicht, was er tun sollte. Er ging einfach den Weg zurück. Seine Schritte hatten ihn zum Haus des Schönheitssalons geführt. Waren die Sonnenblumen im Scha u fenster etwa dafür verantwortlich? Seine Mom hatte Sonnenblumen stets geliebt. Er musste seine Gedanken in eine andere Richtung lenken. Anna Foley fiel ihm ein. Hatte sie nicht gesagt, sie wohne direkt über dem Schönheitssalon? Er ging neugierig um das Haus herum und fand den Seiteneingang. Ein Bewegungsmelder sorgte für ausreichende Beleuc h tung. Auf dem Schildchen neben dem Klingelknopf fand er Annas N a men. Er wollte schon läuten, zog aber seine Hand wieder zurück. Es war fast Mitternacht, stellte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr fest. Was sollte er da zu einer Frau sagen, die er kaum kannte? Plötzlich wu r de die Tür geöffnet.
„Guten Abend, Süßer. Zu wem möchten Sie denn?“
„Entschuldigen Sie“, sagte Tyler ein wenig verlegen. „Ist Anna da?“
„Nein, tut mir leid. Sie besucht eine Bekannte. Ich bin Bonny Sue Parker.“ Die Frau in den pinkfarbenen, knappen Shorts lächelte ihn einladend an. „Sie sind Tyler O´Brian, nicht wahr? Anna hat natürlich von Ihnen erzählt. Sie war ganz aus dem Häuschen. Aber diese Reaktion kennen Sie wah r scheinlich.“
Die Frau hatte eine putzige Kleinmädchenstimme und lispelte leicht.
„Kommen Sie doch rein! Vielleicht ist Anna ja bald hier.“ Schon nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich. Er folgte ihr die Stufen nach oben. „Anna und ich teilen uns ein Apartment. Jeder hat ein eigenes Schlaf- und Wohnzimmer. Die Küche und das Bad nutzen wir gemeinsam. Ich hatte mir gerade einen Drink gemixt. Möchten Sie auch einen?“
„Gern, danke.“
„Nehmen Sie mein Glas, es ist noch unbenutzt. Ich mache mir ein neues.“ Wieder lächelte sie ihn an. Als Bonny Sue ihm das Glas in die Hand drückte, strich sie mit ihren Fingern leicht über seine.
Er hob die Augen und ihre Blicke trafen sich. Es versetzte ihr einen Stich. Er sah schrecklich verloren aus. „Wie man so hört, werden Sie sich hier häuslich niederlassen. St. Elwine ist ein schöner Ort für ein Zuhause.“
„Ja“, antwortete er ruhig.
„Zieht Ihre Familie mit Ihnen hier her?“
„Nein, niemand. Ich habe keine Familie.“ Warum nur war ihm das eben raus gerutscht, überlegte Tyler. Schließlich kannte er die Frau mit dem warmhe r zigen Lächeln überhaupt nicht.
„Keine Familie - wie traurig.“ Sie strich sachte über seine Wange. Er ließ es einfach geschehen, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit. Es wollte sich keine Abwehr einstellen, horchte er in sich hinein.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass es Ihnen heute Abend nicht beso n ders gut geht“, stellte Bonny Sue fest.
„Das ist richtig“, gestand Tyler leise.
Er stellte sein geleertes Glas auf den Küchentresen. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen.“
„Warum?“
„Nun ich ...“
„Lass mich dir helfen!“ Sie sprach ganz leise, er musste genau hin hören um zu verstehen was sie sagte.
„Ich denke
Weitere Kostenlose Bücher