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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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selbst niemals drauf gekommen.
    Der Rest des Dienstes war auch nicht erhebender.
    Irgendwer raubte seit einigen Wochen regelmäßig die Penner in unserem Revier aus.
    Hublot fühlte sich verpflichtet der Sache auf den Grund zu gehen, selbst wenn Nadine ihn mehrmals nachdrücklich darauf hinwies, das Obdachlose selten Steuern zahlten und daher – technisch gesehen – ja nicht wirklich auf unsere Dienste bestehen könnten.
    Hublot bügelte sie mit einem Vortrag über die Dienstvorschriften und das Strafgesetzbuch ab.
    So verbrachten wir den Rest des Vormittags und einen guten Teil des Nachmittags  damit dutzende Obdachlose einzufangen und zur Vernehmung ins Revier zu karren. 
    Und wer sich fragt e, was um Himmels willen es bei Obdachlosen zu stehlen gab, der sei hiermit darauf hingewiesen, dass die Meisten von ihnen sich mit Betteln über Wasser hielten und einige durchaus ganz gut damit verdienten.
    Als die erste Runde an Vernehmungen durch war schickte Hublot Nadine in den näc hsten Supermarkt um eine Kiste Raumspray zu kaufen. Er zahlte sogar aus eigener Tasche dafür.
    Nachdem wir das Re vier damit voll gesprüht hatten verband sich der Duft des Raumsprays mit dem der Obdachlosen zu einer Tränen treibenden Mischung aus Tannennadeln, kaltem Schweiß, billigem Drehtabak und alter Pisse.
    Obwohl es mir auf den Nägeln brannte mehr über Amelie,  diesen deutschen Geschäftsmann, die bretonische Hausfrau und jene Grundschullehrerin aus Marseille herauszufinden, konnte ich gerade jetzt, während die Schnüffelbrigade mich unter die Lupe nahm, nicht riskieren mein Näschen in Akten und Datenbanken zu stecken, die absolut nichts mit meinen laufenden Fällen zu schaffen hatten.
    Ich ordnete die Aussagen der Obdachlosen, die wir bisher vernommen hatten, als irgendetwas auf dem Parkplatz vorm Revier vorging. Immer mehr Kollegen sammelten sich am Fenster um auf den Parkplatz hinaus zu sehen. 
    „Nicht übel!“, rief Ahmad Sistali, ein Streifenbeamter.
    „Nicht übel? Scheiße, die würd’ ich ja sogar ohne ihre Karre nicht von der Bettkante stoßen!“,  antwortete sein Kumpel Carasse.
    „Du? Mann, du kannst doch froh sein, wenn deine Frau dich überhaupt noch in die Nähe ihrer Bettkante lässt“, rief Nadine und erntete damit die meisten Lacher.
    Ich war neugierig geworden. Doch bevor ich mich erheben und durch den Raum zum Fenster gehen konnte, schien sich der Mittelpunkt des Geschehens bereits zur Tür verlagert zu haben.
    Es war zehn vor fünf.
    Exakt zehn Minuten bis zum offiziellen Dienstschluss.
    I n der Tür stand Amelie.
    Sie trug ein schwarzes Minikleid mit Kapuze, auf dessen Brustteil ein Stinkefinger in den französischen Nationalfarben gedruckt war. Darüber trug sie eine kurze blaue Lederjacke mit Nieten und an den Füßen schwarze Stiefeletten mit Pfennigabsätzen. Um das Outfit vollständig zu machen hatte sie außerdem ein Chanel-Täschchen dabei. Ihre riesige Sonnenbrille war in ihr Haar hinauf geschoben.
    Die meisten Polizisten waren Patrioten. Das ging mit ihrem Beruf einher. Außerdem hatten sie grundsätzlich was gegen Punker. Es war daher keine so gute Idee ausgerechnet in einem Punkeroutfit mit einem Stinkefinger in den Nationalfarben  in einem Polizeirevier anzutanzen. 
    Amelie tackerte jedoch ungerührt auf ihren Pfennigabsätzen schnurgerade auf meinen Schreibtisch zu. Die Blicke sämtlicher männlichen Kollegen folgten ihr dabei. Schwer zu beurteilen , ob sie es wegen ihres Sexappeals oder dem Stinkefinger auf ihrem Kleid taten.
    „Salut, Marie! Was für ein Zufall dich hier zu treffen!“, flötete Amelie . Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
    Was für ein Zufall mich hier zu treffen? Wo sonst, wenn nicht hier hätte ich bitte schön mitten in dieser ganz gewöhnlichen Arbeitswoche sein sollen?
    Amelie drückte mir ein Bisou auf die Wange.
    Dann sah sie sich im Büro um und hielt sich geziert das Näschen zu.
    „ Große Göttin, stinkt das hier!“, sagte sie.
    Rundum ballten meine Kollegen die Gesichter zu Fäusten.
    „Das ist Eau de Police . Eine brandneue Strategie zur Abwehr ungebetener Besucher in Polizeirevieren“, meinte ich.
    Amelie hielt sich immer noch das Näschen zu.
    „Ist Erfolg versprechend...“, meinte sie.
    Ich lehnte mich gegen die Kante meines Schreibtisches, verschränkte die Arme über der Brust und warf ihr einen erbosten Blick zu. Unter zivilisierten Mitteleuropäern las sich das als: Du nervst, verschwinde gefälligst! 
    Aber Amelie war nach vier

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