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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Lehrverpflichtungen wieder aufnehmen werde, sobald sich meine persönliche Situation geklärt hat.
    Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Ihr Verständnis und auch für Ihren Respekt vor meiner Privatsphäre.
    Mit besten Grüßen
    B. Stark
     
    Der Brief war auf Mrs. Starks persönlichem, mit ihrem Namen bedrucktem Briefpapier getippt. Der Schulleiter las ihn zweimal, bevor er ihn wieder zusammenlegte und zurück in den Umschlag schob. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag aufgeschlagen die Personalakte der Lehrerin. Dr. Dressler blätterte sie Seite für Seite durch – die Bewerbung, die
    Pensionsunterlagen, die Versicherungsdokumente.
    Wann immer Mrs. Stark gebeten worden war, ihre nächsten Verwandten zu benennen, hatte sie »keine« angegeben.
    Dr. Dressler rieb sich müde die Stirn und dachte: Wie kann es eine familiäre Notlage geben, wenn sie gar keine Familie hat?
     
    Marta ging nach der Schule mit zu Nick, um sich die Videoaufnahme aus den Sümpfen noch einmal anzusehen, dieses Mal am Fernseher. Es war das erste Mal, dass sie bei ihm zu Hause war. »Ist das dein Dad?«, fragte sie und zeigte auf ein gerahmtes Bild auf dem Couchtisch.
    »Ja, das ist er«, sagte Nick.
    »Was hat er da – einen Segelfisch? Der ist ja riesig!«
    »Ein Hundertzehnpfünder.« Jetzt, wo sie über seinen Vater sprachen, wäre Nick am liebsten sofort online gegangen, um nach seinen E-Mails zu sehen, doch er beschloss, damit zu noch warten, bis er allein war.
    »Komm, wir gucken uns das Band an«, sagte er.
    Als er auf die Pausentaste drückte, an der Stelle, wo die verschwommene hellbraune Gestalt auftauchte, hüpfte Marta vom Sofa. »Ich seh’s! Ich seh den Gürtel!«
    »So einen trugen die Cowboys früher«, sagte Nick. »Mit Platz für die Munition.«
    »Aber ob er das ist? Schwer zu sagen.« Marta kniff die Augen zusammen, um das Bild auf dem Fernsehschirm genau zu betrachten.
    Nick konnte sich nicht erinnern, Smoke je mit einem Patronengürtel gesehen zu haben, und Marta vermutete, dass das bestimmt ein Verstoß gegen die Kleiderordnung der Truman School wäre.
    »Wann willst du der Polizei von deinem Video erzählen?«, fragte sie. »Hast du überhaupt vor, ihnen davon zu erzählen?«
    Den ganzen Tag über hatten die Schüler von Mrs. Stark kaum ein anderes Thema gehabt als ihre Befragung durch die Polizei und die Nachricht, dass im Zusammenhang mit dem Feuer in den Sümpfen gegen Smoke ermittelt wurde.
    »Ich weiß nicht«, sagte Nick. »Man kann ja das Gesicht des Typen nicht sehen – wie will man da sagen, wer das ist?«
    »Wetten, dass er es ist?«, sagte Marta. »Fünf Piepen. Ich wette, er ist heimlich hin und hat das Feuer gelegt, um Mrs. Stark eins auszuwischen.«
    Nick musste zugeben, dass Smoke wegen seiner früheren Taten durchaus als Verdächtiger infrage kam.
    »Wo wohnt er überhaupt?«, fragte er Marta.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, »und ich will’s auch nicht wissen. Vermutlich in irgendeiner Höhle.«
    Sobald Marta gegangen war, setzte sich Nick an den PC. Nichts von seinem Dad, kein Wort.
    Jetzt konnte sich Nick nicht länger vormachen, dass diese Nachrichtenpause noch normal war. Noch nie seit seiner Ankunft im Irak hatte Hauptmann Gregory Waters sich so lange nicht bei seiner Familie gemeldet. Nick bekam Angst, ihm wurde ganz flau. Irgendetwas musste passiert sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.
    Mit diesen schrecklichen Gedanken wollte er einfach nicht allein sein, und so schoss er zur Tür hinaus und rannte Marta hinterher, bis er sie eingeholt hatte.
    Sie hörte seine Schritte und drehte sich überrascht um. »Hey, was gibt’s?«, fragte sie lächelnd.
    Nick bremste ab und ging neben ihr her, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und versuchte, völlig entspannt zu wirken. »Ich muss nur noch schnell zum Supermarkt, Milch kaufen und so«, sagte er.
    »Zum Circle K? Bis dahin sind es aber locker drei Kilometer.«
    »Kein Problem. Ich hab’s meiner Mom versprochen.« Keine wirklich gute Ausrede, aber eine bessere fiel Nick spontan nicht ein.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Marta.
    »Okay.«
    Insgeheim war Nick erleichtert, dass Marta mitgehen wollte. Er hoffte, dass sie gleich anfangen würde, von irgendwas zu reden – wie so oft, wenn sie gut gelaunt war. Es würde ihm guttun, sich von den Sorgen um seinen Vater ablenken zu lassen.
    Tatsächlich fing Marta an, von ihrem Aufsatz über Jane Austen zu erzählen, den sie für Englisch zu schreiben hatte. Und auch wenn Nick das Thema

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