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Panther

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Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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farbigen Outfits über die smaragdgrünen Hänge schlenderten und alle paar Schritte stehen blieben, um fieberhaft auf eine winzige weiße Kugel einzudreschen. Für Mrs. Winship war Golf das amüsanteste Spektakel überhaupt, und sie konnte Stunden damit verbringen, mit den Präzisionsferngläsern, die sie in jeder ihrer Residenzen bereitliegen hatte, die vorbeiziehenden Grüppchen zu beobachten.
    Mrs. Winship verbrachte nur zwei Wochen im Jahr in Naples, aber während dieser Aufenthalte sandte sie ihrem Enkel und seinem Vater immer eine Einladung zum Essen. Wenn sie nicht postwendend antworteten, ließ sie sich von ihrem Chauffeur zum Haus der Scrods fahren, um dort höchstpersönlich Krach zu schlagen.
    Das hatte sie auch an diesem Tag vor, als sie an die Fliegentür donnerte und den Namen ihres Enkels brüllte, um die dröhnenden Klänge einer Mozart-Sinfonie zu übertönen, die aus dem Haus drangen. Kurz darauf brach die Musik ab und Duane Scrod senior kam zur Tür geschlurft. Er schien verwirrt, als er Mrs. Winship sah, und machte einen halbherzigen Versuch, das wirre, strähnige Haar glatt zu streichen, das unter seiner Truckerkappe hervorschaute.
    »Tachchen, Millie«, sagte er mit aufgesetzter Munterkeit. »Was führt dich denn her?«
    »Mein Enkel. Was glaubst du denn?«, blaffte sie ihn an. »Wo steckt er?«
    »Willst du reinkommen?«
    »Mit Sicherheit nicht. Wieso gehst du eigentlich nicht ans Telefon? Ich habe eine Nachricht hinterlassen mit einer Einladung zum Abendessen. Das war vor zwei Tagen, und ich habe noch immer keine Antwort.«
    Duane senior seufzte reumütig, und der große Ara auf seiner Schulter tat es ihm nach.
    »Wie ich sehe, hast du noch immer diesen dummen Vogel«, bemerkte Mrs. Winship.
    »Nadine ist nicht dumm. Sie spricht drei Sprachen.«
    »Tatsächlich. Dann sag ihr, sie soll mir verraten, wo D.J. steckt. In welcher Sprache, ist mir gleich.«
    »Das weiß sie nicht«, brummte Duane senior. »Und ich auch nicht.«
    Aus Mrs. Winships Sicht war das absolut keine befriedigende Antwort. »Wir sprechen von deinem einzigen Kind«, erinnerte sie ihn und funkelte ihn an. »Und du sagst, du weißt nicht, wo der Junge ist?«
    Duane Scrod senior öffnete die Tür und trat auf die Veranda heraus. »Er hat gesagt, er will zelten gehen, irgendwo draußen in der Wildnis. Das war vor ein paar Tagen, seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Und was ist mit der Schule?«, fragte Mrs. Winship.
    »Er hat gemeint, er braucht mal ’ne Auszeit.«
    »Oh – sehr witzig.«
    Duane senior warf die Arme in die Luft, wobei er fast den Ara von seiner Schulter kippte. »Was soll ich denn tun, Millie?«, sagte er kleinlaut. »Der Junge macht seine eigenen Pläne. Wenn der nicht will, dann will er nicht, da kann ich mir den Mund fusselig reden.«
    »Natürlich, du bist ja auch nur sein Vater«, sagte Mrs. Winship mit triefender Ironie. »Steckt er wieder in der Klemme? Und dieses Mal sagst du mir bitte die Wahrheit.«
    Duane senior ließ sich in einen halb aus dem Leim gegangenen Korbsessel fallen und fing an, sich heftig an einem seiner nackten Füße zu kratzen. Anscheinend hatte ihn etwas gestochen.
    »Vor ungefähr einer Stunde war die Polizei hier«, gestand er. »Jemand hat Feuer gelegt, draußen am Big-Cypress-Reservat, und sie haben Junior im Verdacht.«
    Millicent Winship schloss die Augen und dachte: Nicht schon wieder.
    »Die haben nichts gegen ihn in der Hand. Wollten bloß mal auf den Busch klopfen, das war alles.« Duane senior langte in eine Tasche und zog einen Sonnenblumenkern hervor, den er dem Ara hinhielt. Dann sagte er: »Wenn D.J. nach Hause kommt, sorg ich dafür, dass er dich anruft. Vielleicht können wir alle zusammen wieder in diesen Steakschuppen gehen, du weißt schon, kurz vor Bonita Beach.«
    »Es sei denn, der Junge sitzt im Knast«, sagte Mrs. Winship. »Dann bringen wir ihm stattdessen einen hübschen Präsentkorb mit frischen Früchten.«
    »Ach komm, jetzt sei nicht so.«
    »Hast du noch immer keine Arbeit, Duane?«
    »Was glaubst du denn? Ohne fahrbaren Untersatz?« Empört wies er auf den Tahoe, auf den er BOYKOTTIERT SMITHERS CHEVY!!!!! gemalt hatte: »Die wollen mir noch immer kein neues Getriebe geben«, maulte er.
    »Könnte das eventuell damit zusammenhängen, dass du ihr Gebäude abgebrannt hast?«
    »Das tut nichts zur Sache!«, schnaubte Duane senior. »Meine Schuld gegenüber der Gesellschaft ist getilgt. Ich hab meine Strafe abgesessen.«
    Mrs. Winship war

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