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Panther

Panther

Titel: Panther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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konzentrierten, der nicht Jimmy Lee Bayliss hieß. Der junge Scrod war offenbar ein ganz übler Bursche – vielleicht war er ja auch derjenige gewesen, der über den armen Melton hergefallen war, dachte Jimmy Lee Bayliss. Wenn so einer aus dem Verkehr gezogen würde, wäre der Allgemeinheit ja sogar noch ein Dienst erwiesen.
    »Also, was meinen Sie?« Torkelsen wies mit dem Kopf auf das Foto, das der Angestellte der Ölfirma noch immer in der Hand hielt, die inzwischen kaum noch zitterte. »Haben Sie den jungen Mann hier draußen schon mal gesehen?«
    »Ich glaube tatsächlich«, sagte Jimmy Lee Bayliss und runzelte die Stirn, so als dächte er angestrengt nach. »Ich bin mir sogar sicher.«

13
    Nick verbrachte den Großteil des Pädagogischen Tages damit, seinen freien Arm zu trainieren, indem er erst seiner Mutter das Auto putzte und ihr anschließend half, den Backofen zu scheuern. Zum Glück fragte sie nicht, wie Marta und ihm der Film gefallen habe, in dem sie nie gewesen waren. Später radelte er zur Stadtbücherei und lieh ein Buch von Edward Abbey aus, dem Schriftsteller, den der Unbekannte erwähnt hatte, der ihn und Marta im Haus von Mrs. Stark erwischt hatte.
    Es war sonnig, aber ziemlich frisch an diesem Nachmittag, und Nick übte sich bis zum Einbruch der Dunkelheit darin, den Baseball mit links zu werfen. Als er schließlich schlafen ging, fühlte sich der Arm zementhart an. Eigentlich wollte Nick noch eine Weile in dem ausgeliehenen Buch lesen – es hieß Die UniversalSchraubenSchlüsselBande –, aber er war so fertig, dass er schon nach wenigen Seiten einschlief.
    Am nächsten Morgen wachte er früh auf und rief im Militärkrankenhaus in Washington, D.C. an. Er wollte unbedingt wissen, ob die Entzündung in Dads Schulter sich gebessert hatte. Hauptmann Gregory Waters sei nicht mehr da, sagte ihm die Schwester am Telefon; darüber hinaus dürfe sie keine Informationen weitergeben.
    Sofort versuchte Nick, seine Mom bei der Arbeit zu erreichen, aber er hatte kein Glück. Voller Sorge stieg er in den Schulbus. Für Marta und seine übrigen Freunde hatte er nur ein kurzes gemurmeltes »Hallo« übrig.
    Den ganzen Morgen über war er so beunruhigt, dass er sich nicht auf die Schule konzentrieren konnte, schon gar nicht auf das Thema Punktualismus. Das war der hervorgehobene Begriff auf Seite 329 in Nicks Biologiebuch, und an Donnerstagen unterrichtete Dr. Wendell Waxmo schließlich immer die Seite 329, und nur die Seite 329.
    Beim Punktualismus geht es darum, wie sich Tierarten im Laufe der Zeit verändern, doch selbst Libby Marshall hatte Mühe, den Begriff richtig zu erklären. Wendell Waxmo suchte den Klassenraum nach einem neuen Opfer ab und rief Nick auf. Doch Nick war weit weg in Gedanken und bekam erst beim dritten Mal überhaupt mit, dass der Lehrer ihn meinte.
    »Also gut, Nick«, blaffte Wendell Waxmo schließlich. »Dann stehst du jetzt auf und singst mit mir.«
    Nick war mit einem Mal hellwach, aber vor lauter Peinlichkeit wie erstarrt.
    »Selbst mit einem Arm hinter dem Rücken kannst du bestimmt wunderbar die Melodie halten«, sagte Wendell Waxmo.
    »Nein, kann ich nicht. Ehrlich.«
    »Wie wär’s mit Bridge over Troubled Water?«
    »Davon kenne ich den Text nicht ganz. Tut mir leid«, sagte Nick. Die ganze Klasse sah zu ihm hin, alle außer Smoke, der die Nase in sein Biobuch steckte.
    »Oder White Christmas?« ,schlug der verrückte Vertretungslehrer vor. »Du lieber Himmel! Jeder Mensch über drei kennt doch White Christmas auswendig.«
    »Bitte zwingen Sie mich nicht zu singen. Nicht heute.«
    Nick hatte das seltsame Gefühl, als würde er an seinem Pult zusammenschrumpfen, als würde er mit jedem quälenden Moment immer kleiner werden. Ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen, dachte er.
    »Nun?«, sagte Wendell Waxmo.
    »Ich kann’s einfach nicht.«
    »Und warum nicht, Nick?«
    »Weil … weil ich …«
    »Weil was?«
    »Weil er nicht in der Stimmung ist!« Das war Marta, die aufgesprungen war. Die anderen Schüler saßen mit offenem Mund da.
    Selbst Wendell Waxmo war einen Moment lang irritiert. Er fummelte an seiner Krawatte herum – die Wahl war heute auf Limettengrün gefallen –, bevor er sich fasste und sich auf Marta einschoss.
    »Marta Gonzalez, wie schön, dass du dich auch einmal am Unterricht beteiligst. Würdest du uns vielleicht wissen lassen, woher dir bekannt ist, dass dein Mitschüler Nick nicht in der Stimmung ist, für uns zu singen?«
    Marta warf

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