Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
verraten habe ich euch niemals – ganz gleich, was Peer auch behauptet.”
Mit diesen Worten stürmte sie von der Sonnenterrasse. Und während drinnen eine lautstarke Diskussion entbrannte, strömten ihr draußen die Tränen über die Wangen.
7. KAPITEL
D er Baggerfahrer senkte die Schaufel und stieß sie in den weichen Waldboden. Ein Griff zum Hebel – und schon wurden Moos, Sträucher, Blumen und eine kleine Birke herausgerissen. Kurz darauf verwelkten sie auf der nahegelegenen Müllhalde.
Einen Moment lang schaute Mikael dem Spektakel wie gebannt zu. Der Lärm der Baumaschinen und Planierraupen erfüllte die Luft, es stank nach Abgasen, und die Lichtung sah bereits aus wie eine Mondlandschaft.
Fast eine Woche war seit seinem Streit mit Hanna vergangen, und inzwischen war eine Menge geschehen.
Die Gegner des Hotelprojekts wurden, wie Mikael aus sicherer Quelle erfahren hatte, nicht mehr von Hanna angeführt. Stattdessen hatte der junge Heißsporn Peer Almstedt die Leitung übernommen. Und der fuhr nun ganz andere Kaliber auf.
Seit drei Tagen wurde die Baustelle bereits belagert. Mit großen Schildern, auf denen Parolen wie “Stoppt die Umweltzerstörer!” standen, harrten die Demonstranten an der einzigen Zufahrtsstraße zum Gelände aus. Manchmal waren es nur ein oder zwei Leute, dann wieder über ein Dutzend. Sie pöbelten die Bauarbeiter an und sorgten damit für eine denkbar schlechte Stimmung.
Das prangerte nun auch der Baustellenleiter an, als Mikael sich über den schleppenden Fortgang der Bauarbeiten beschwerte. “Sie können von den Männern unter diesen Umständen keine Höchstleistungen erwarten”, sagte der Mann. “Jeder Tag, an dem sie zum Schichtbeginn erscheinen, wird zum Spießrutenlauf. Sorgen Sie dafür, dass diese verdammten Umweltspinner aufhören, meine Leute anzumachen. Dann kümmere ich mich darum, dass die Bauarbeiten ihren geregelten Gang gehen!”
Mikael lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge, doch er schluckte ihn hinunter. Er wusste ja im Grunde, dass der Mann recht hatte. Solange die Atmosphäre auf der Baustelle derart vergiftet war, konnten die Arbeiten ja nicht reibungslos ablaufen. Doch dafür würde sein Vater ganz sicher kein Verständnis haben. Mikael musste also einen Weg finden, die Wogen zu glätten. Aber wie?
Überrascht drehte er sich um, als er ein Hupen vom Tor her hörte. Ein alter grasgrüner Peugeot kam die Zufahrt herauf, begleitet von den aufgebrachten Sprechchören der Protestgruppe.
Es war Hannas Wagen, und als sie ausstieg, schimmerte ihr dunkles Haar im Sonnenschein. Sie trug wieder diese sexy Shorts, die ihre zart gebräunten Beine endlos lang erschienen ließen. Aber das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie müde aussah, so als hätte sie in letzter Zeit nicht viel Schlaf gefunden. Doch übermüdet oder nicht – sie war noch immer eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte.
Mein kleiner Kobold …
Augenblicklich beschleunigte sich sein Puls, und Mikael ließ den Vorarbeiter einfach stehen, um Hanna entgegenzugehen. Als sie sich schließlich gegenüberstanden, sprach zunächst keiner von ihnen ein Wort. Sie schauten sich nur an. Es war Hanna, die irgendwann das Schweigen brach.
“Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen”, sagte sie und fuhr sich seufzend durchs Haar. “Ich habe mich unmöglich aufgeführt, als wir uns das letzte Mal gesehen haben und …”
Er hob die Hand und legte sie auf ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich so zart und weich unter seinen Fingerspitzen an, dass er sofort an ihre gemeinsame Nacht denken musste. “Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen – schließlich war ich auch nicht ganz offen. Ich hätte dir gleich sagen müssen, wer ich bin und … Na ja, später, als ich wusste, wer du bist, hätte ich dir nicht den Ahnungslosen vorspielen dürfen. Ich schätze, wir haben da beide ein paar ziemlich dumme Fehler gemacht.”
Hanna lächelte. “Ich bin froh, dass du das so siehst. Was meinst du, kannst du dich für ein paar Stunden hier loseisen? Ich würde gern einen kleinen Ausflug mit dir machen. Wir könnten zusammen nach Mora fahren, was meinst du?”
“Jetzt gleich?” Mikael zögerte. Er wusste nicht, ob es eine kluge Idee war, die Baustelle unbeaufsichtigt zu lassen, um mit Hanna eine Spritztour zu unternehmen. Doch auf der anderen Seite konnte er nicht widerstehen. Er wollte mit ihr zusammen sein – ganz gleich, wie die Konsequenzen aussehen mochten. Also nickte er.
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