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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hatte in Kenia einen Autounfall. Sie war sofort tot und hinterließ ein Baby, kaum ein Jahr alt, den kleinen Roland. Simon, ihr Mann, war völlig verzweifelt, denn sie waren ein ungewöhnlich glückliches Paar gewesen. Es passierte jedoch das Beste, was geschehen konnte, nehme ich an. Simon heiratete bald wieder, und zwar die junge Witwe eines Freundes, der auch Major der Air Force gewesen war. Sie hatte ein Baby im gleichen Alter. Der kleine Timothy und der kleine Roland waren nur wenige Monate auseinander.
    Ich glaube, dass Simons zweite Ehe recht glücklich ist, obwohl ich die beiden natürlich noch nie gesehen habe, weil sie weiter in Kenia lebten. Die beiden Jungen wurden wie Brüder aufgezogen. Sie besuchten dieselbe Schule in England und verlebten ihre Ferien gewöhnlich in Kenia. Ich habe auch sie natürlich seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Nun, Sie wissen, was in Kenia passierte. Manche schafften es, dort zu bleiben. Einige, auch Freunde von mir, gingen nach Westaustralien und fingen dort neu an. Wieder andere kamen zurück nach England. Simon Gilliatt verließ Kenia mit seiner Frau und den beiden Söhnen. Es war nicht mehr dasselbe für sie. Deshalb nahmen sie nun die Einladung an, die der alte Tom Addison einmal ausgesprochen und jedes Jahr wieder erneuert hatte. Sie zogen hierher, sein Schwiegersohn, die zweite Frau seines Schwiegersohnes und ihre beiden Kinder, nun schon erwachsene Burschen oder besser noch junge Männer. Sie kamen, um hier als Familie zu leben, und sie sind glücklich. Toms anderes Enkelkind, Inez Horton, lebt, wie ich Ihnen bereits erzählte, im Dorf bei ihrem Vater, dem Arzt. Ich nehme an, dass sie einen großen Teil ihrer Zeit auf ›Doverton Kingsbourne‹ bei Tom Addison verbringt, der seiner Enkelin sehr zugetan ist. Sie scheinen alle dort glücklich miteinander zu sein.
    Tom hat mich des Öfteren gedrängt, ihn zu besuchen, um sie alle einmal wiederzusehen. Und so bin ich der Einladung jetzt gefolgt, nur für ein Wochenende. Es wird irgendwie ein bisschen traurig sein, den guten alten Tom wiederzusehen. Er ist schon etwas gebrechlich und hat vielleicht nicht mehr lange zu leben, ist aber immer noch, soweit ich das beurteilen kann, fröhlich und vergnügt. Und dann die Freude, das alte Haus wiederzusehen, ›Doverton Kingsbourne‹, mit all den Erinnerungen an die Jugendzeit! Wenn jemand ein wenig ereignisreiches Leben hinter sich hat, wenn jemand persönlich kaum etwas erlebt hat – und das trifft auf mich zu, dann sind die Freunde, die Häuser und die Erinnerung an das, was man als Kind, als Knabe und als junger Mann gemacht hat, das, was einem übrig bleibt. Es gibt nur eins, was mir Sorgen macht…«
    »Sie sollten sich keine Sorgen machen. Was ist es denn, was Sie beunruhigt?«
    »Dass ich vielleicht – enttäuscht bin. Das Haus, an das man sich erinnert, von dem man manchmal träumt, es könnte, wenn man kommt, es wiederzusehen, nicht mehr so sein wie in der Erinnerung oder in den Träumen… Vielleicht wurde ein neuer Flügel angebaut, oder man hat den Garten umgestaltet. Alles Mögliche kann geschehen sein. Es ist ja wirklich eine sehr lange Zeit vergangen, seit ich dort gewesen bin.«
    »Ich glaube, ihre Erinnerungen werden nicht enttäuscht werden«, sagte Mr Quin. »Ich freue mich, dass Sie dorthin gehen.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Mr Sattersway. »Kommen Sie mit mir! Begleiten Sie mich bei diesem Besuch. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass Sie nicht willkommen sind. Der gute, alte Tom Addison ist der gastfreundlichste Mensch auf der Welt. Jeder meiner Freunde ist auch sofort sein Freund. Kommen Sie mit mir. Sie müssen. Ich bestehe darauf!«
    Mr Sattersway machte eine so impulsive Bewegung dass er fast sein Mokkaschälchen vom Tisch gefegt hätte. Er konnte es gerade noch auffangen.
    In diesem Augenblick wurde die Ladentür aufgestoßen, so dass das altmodische Glockenspiel erklang. Eine Frau in mittleren Jahren kam herein. Sie war etwas außer Atem und wirkte ein bisschen erhitzt. Sie sah noch immer gut aus mit ihrem kastanienbraunen Haar, das nur hier und da von grauen Fäden durchzogen wurde. Ihre Haut hatte jene helle elfenbeinfarbene Tönung, wie sie bei Menschen mit rötlichem Haar und blauen Augen oft vorkommt, und auch ihre Figur konnte sich sehen lassen. Sie warf einen raschen Blick ins Café und ging dann sofort in den Laden.
    »Oh«, sagte sie erfreut, »Sie haben ja noch einige von den Harlekintassen vorrätig.«
    »Ja, Mrs Gilliatt, wir bekamen

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