Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
zu verbringen. Wenn doch, würde er die Sachen eben schnell wieder wegpacken. Nils versteckte sich zwischen den Felsen und wartete darauf, dass sich eine der Fledermäuse blicken ließ. Er setzte sich den Tageswechsel als Frist. Wenn bis dahin nichts geschah, konnte er den Plan seiner Tante als gescheitert betrachten. Dann würden sie ohne Hinweis dastehen und mussten von vorne anfangen.
Zunächst sah es so aus, als sollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten. Es waren fast zwei Stunden vergangen, in denen absolut nichts geschehen war. Nils hatte die Nase gestrichen voll und wäre am liebsten sofort zurück zum Hotel gegangen. Andererseits wollte er aber nicht aufgeben und entschloss sich deshalb, die restliche Zeit noch abzusitzen. Die Abstände, in denen Nils auf die Uhr schaute, wurden immer kürzer, aber es tat sich immer noch nichts.
Nils stand auf und schaute herunter zu den Lichtern der Stadt. Mittlerweile war auch in Königswinter Ruhe eingekehrt und nur noch vereinzelte Geräusche schallten zu ihm herauf. Plötzlich sah Nils neben sich eine schnelle Bewegung. Konnte es sein, dass er doch noch Erfolg hatte? Auf keinen Fall durfte sich der Paraforce-Agent jetzt bewegen. Wenn er die Tiere erschreckte, war sein Plan endgültig gescheitert. Nils duckte sich, so dicht er konnte, auf den Boden, atmete flach und fixierte den Käfig mit seinen Augen. Tatsächlich näherten sich gleich zwei der ersehnten Fledermäuse. Eine der beiden setzte sich auf den Kasten, die zweite landete davor und schaute neugierig durch die Öffnung.
Geh da rein , versuchte Nils das Tier in Gedanken anzufeuern. Doch die Fledermaus wollte ihm diesen Gefallen nicht tun. Sie blieb vor dem Käfig stehen und schaute mit zur Seite geneigtem Kopf auf das iPhone. Ihre Artgenossin blieb auf dem Metall sitzen und beobachtete die Umgebung. Fast kam es Nils so vor, als würde das Tier für das andere vor der Falle Wache halten. Offenbar war es doch nicht so leicht, die Tiere zu täuschen, wie Lena es erwartete.
Am liebsten wäre Nils aufgesprungen und hätte das Tier in die Falle gestoßen. Noch immer hockte er völlig reglos da und beobachtete das Biest. Endlich bewegte sich die Fledermaus langsam vorwärts und betrat den Käfig. Die Gittertür klappte herunter und der Riegel schloss sich automatisch. Der Blutsauger saß in der Falle. Die zweite Fledermaus startete sofort und verschwand nach wenigen Flügelschlägen in der Dunkelheit.
20
Nils packte die Fledermaus mitsamt dem Käfig in seinen Rucksack und machte sich auf den Rückweg zum Hotel. Dort würde Lena sicher ständig von einer Ecke in die andere laufen und auf die Uhr schauen. Warum soll es dir besser gehen als mir , dachte Nils grinsend.
Plötzlich wurde dem Paraforce-Agenten klar, dass er auch selbst noch in Gefahr schwebte. Was wenn die zweite Fledermaus mit ihren Artgenossen zurückkehrte? Gegen einen größeren Schwarm würde sich Nils nur schwer verteidigen können. Wenn überhaupt. Jetzt hatte er es eilig, in das Hotel zurückzukommen.
Erst als er das Schloss passierte und die Ausläufer der Stadt Königswinter vor sich hatte, fühlte sich Nils sicherer. Wenn ihn die Fledermäuse angreifen wollten, hätten sie es längst getan. Als er das Hotel erreichte, war die erste Stunde des neuen Tages fast vergangen. Der Portier war an seinem Platz eingeschlafen und auch sonst war keine Menschenseele zu sehen.
»Ich habe dir doch gesagt, dass die Falle funktioniert«, begrüßte Lena ihren Neffen und nahm den Käfig entgegen. »Jetzt müssen wir dem Tier nur noch den Ring mit dem Sender anbringen und es wird uns zum Versteck der Fledermäuse führen.«
»Hoffentlich hast du recht«, sagte Nils skeptisch.
»Sei nicht so pessimistisch. Immerhin
Weitere Kostenlose Bücher