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Paravion

Paravion

Titel: Paravion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bouazza
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sie so ihre Träume, ihre Zukunft und ihren in Kürze zurückkehrenden Heiratskandidaten besser sehen. Vom Dach aus hatte sie die beiden beobachtet und war neugierig geworden.
    Als er die Tür erreicht hatte, zerrte sie ihn hinein und führte ihn in ein von schwerem Parfüm und Weihrauch durchzogenes Schlafzimmer. Kissen und Felle, golddurchwirkte Tücher lagen über einem alten Sofa drapiert, ihre Füße waren über und über mit Henna gefärbt, die Fußreifen klirrten verräterisch im Rhythmus ihres katzenartigen Gangs. Er griff ihr an die keilkissenförmige hinterwärtige Schönheit, aber sie schlug seine Hand weg. Sie setzte sich, er blieb stehen.
    »Zeig her!« befahl sie.
    »Hör zu«, antwortete er, »laß uns anfangen.«

    Sie aber ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier das Sagen hatte. Sie wehrte ihn ab, ergriff sein Leben und inspizierte es von allen Seiten, schließlich nickte sie, aber nicht wohlwollend, sondern mit dem Interesse eines Arztes. Sie konnte jetzt alle Erfahrung gebrauchen, die sie kriegen konnte.
    Aber dann nach ihren Regeln, denn sie mußte vorsichtig sein oder auch nicht. Das Gesicht ihres Heiratspartners, das heißt insofern sie sich daran erinnerte, sprach ganze Bände einer Bibliothek der Einfalt. Auf ihre Bitte hin setzte sich Baba Baluk, und sie fragte ihn, ob er etwas essen wolle. Nein, das wolle er gewiß nicht. Sie tatschte ihm auf die fummelnden Finger: Eins war klar, das hier wurde eine Tortur. Sie wollte wissen, wie er auf ihr Streicheln hier und ihr Kneifen dort reagierte. Aha. Wenn sie dies tat, dann geschah das. Hmm.
    Interessant. Ja, das war es, was sie sagte: Interessant. Ob er sich ganz sicher sei, daß er nichts zu essen wolle, woher wolle er denn die Kraft nehmen? Was er hier aber tatsächlich brauchte, war Geduld, Kraft weniger. Die Hintertür öffnete sich quietschend, doch beim lauten Geraschel der sperrigen Gewänder entging ihr das. Nicht ein Fleck an ihrem Körper, der nicht parfümiert war, so daß seine Zunge nicht ihre Haut, sondern nur das bittere Prickeln von Rosenwasser und Lavendel zu schmecken bekam. Rouge verschmierte seinen Mund, Krümel keineswegs zurückhaltend aufgetragenen Kajals kullerten auf ihre Jochbeine, es zog ihn an und stieß ihn gleichzeitig ab, seine ungeduldigen Hände wurden abgewehrt und zu anderen Körperbereichen geleitet. Irgendwo glitzerte ein Goldpfeil.
    Er roch nach einer ganzen Drogerie, als er zur Hintertür hinausschlüpfte, erschöpft, unbefriedigt, wie durch die Mangel gedreht, endlich Ruhe, morgen würde ihm das Mädchen in seinem kleinen Garten Erlösung bringen. Plötzlich wurde er am Kragen gepackt. Ein zweites Mädchen, um die nackten Schultern ein Umschlagtuch geschlungen, sah ihn drohend an.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Hör zu«, fing er an. Das Mädchen preßte ihm die Hand auf den Mund, sie roch nach einer Mischung aus Essensgerüchen und Parfüm. Mehr als Gemurmel brachte er nicht hervor. Unter dem Tuch war es nackt, verletzlich und unwiderstehlich, die Striemen des strammsitzenden Büstenhalters waren rund um die Brüste noch sichtbar, und irgendwie kam ihm das bekannt vor. Er verfluchte ein weiteres Mal das Mädchen, dessen Namen er nicht kannte.
    Viele Tage später erwachte Baba Baluk unter den Feigenbäumen. Ein Schneesturm, der durch seine Träume getost war, stellte sich beim Erwachen als Blüten- und Pollenflug heraus. Er blinzelte gegen das Licht, seine Wimpern waren durchsichtige Fächer aus Pfauenfedern, und er schlief wieder ein, öffnete jedoch abermals die Augen, als ein roter Fleck, im Wachen erblickt, in der fahlen Düsternis seines Halbschlafs einfach nicht weichen wollte. Er hörte dumpfe Schläge. War er selbst hierher gekrochen oder hatte man ihn hier abgelegt? Ein Atem hauchte über seine Stirn. Er hörte ein vertrautes Lachen. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Und sein Gewand, er trug es verkehrt herum, zog schwer an seinem kraftlosen Körper. Offensichtlich hatten die Mädchen an seinem Kupferohrring gezogen, denn dieser hing wie Blei am verletzten Ohrläppchen. Schlaff wie ein leerer Wassersack versuchte er, sich von den Lektionen in Beherrschung und unterdrückter Ekstase zu erholen. Spritziger Sex, das jedenfalls ließen die Flecken aller Größe auf den Laken vermuten. Sein Wollustkolostrum auf der glänzenden Eichelkuppel hatte bei den Mädchen Faszination, Heiterkeit und Ekel ausgelöst. Sie zerrieben die Vorflüssigkeit zwischen den Fingern, dieses zu frühe Perlennaß: So

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