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Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Und solange sie es nicht verstehen, bist du ihnen voraus. Aber gewiß doch, dachte ich. Ich bin ihnen jetzt so weit voraus, daß ich es mir nicht leisten kann, regelmäßig zu essen. Es wäre gar nicht schlecht, wenn sie ein bißchen aufholten.
    Ich wußte, ich mußte einen Roman schreiben. Aber das schien mir ein Ding der Unmöglichkeit, da mir der Versuch nur mit großer Mühe gelang, Abschnitte zu schreiben, die die Essenz dessen waren, was einen Roman ausmachte. Jetzt war es notwendig, erst einmal längere Geschichten zu schreiben, so wie man für ein längeres Rennen trainieren würde. Als ich früher mal einen Roman geschrieben hatte, denjenigen, der mit der gestohlenen Reisetasche auf der Gare de Lyon verlorengegangen war, hatte ich noch die lyrische Leichtigkeit der Knabenzeit, die ebenso vergänglich und trügerisch ist wie die Jugend selbst. Ich wußte, es war wahrscheinlich gut, daß er verlorengegangen war, aber ich wußte auch, daß ich einen Roman schreiben mußte. Ich würde es jedoch hinausschieben, bis ich nicht mehr anders konnte. Verflucht noch mal, wenn ich einen schreiben würde, weil ich es tun sollte, damit wir regelmäßig zu essen hätten! Wenn ich ihn schreiben mußte, dann würde es das einzige sein, was ich tun konnte, und dann gab es keine Wahl. Laß den Druck zunehmen. Inzwischen würde ich eine lange Geschichte schreiben, über das, worüber ich am meisten wüßte. Mittlerweile hatte ich die Rechnung bezahlt und war hinausgegangen und bog nach rechts ab und überquerte die Rue de Rennes, um nicht in die Deux Magots zu gehen und einen Kaffee zu trinken, und ging die Rue Bonaparte entlang auf dem kürzesten Wege nach Hause.
    Wovon wußte ich am meisten, worüber ich noch nicht geschrieben hatte und was nicht verlorengegangen war? Was wußte ich wahrhaft und was ging mich zutiefst an? Es gab gar keine Wahl. Es gab nur die Wahl zwischen den Straßen, die mich auf dem schnellsten Weg dorthin brachten, wo ich arbeitete. Ich ging die Rue Bonaparte hinauf bis zur Rue Guynemer, dann zur Rue d'Assas und die Rue Notre-Dame-des-Champs hinauf bis zur Closerie .
    Ich saß in einer Ecke, und das nachmittägliche Licht fiel über meine Schulter ein, und ich schrieb in mein Notizbuch. Der Kellner brachte mir einen café crème , und ich trank ihn halb aus, nachdem er abgekühlt war, und ließ ihn auf dem Tisch stehen, während ich schrieb. Als ich mit Schreiben aufhörte, wollte ich den Fluß nicht verlassen, in dem ich die Forellen in der Vertiefung sehen konnte und dessen Oberfläche gegen den Widerstand der eingerammten Holzpfähle der Brücke andrängte und leicht anschwoll. Die Geschichte handelte von der Heimkehr aus dem Krieg, aber der Krieg wurde in ihr nicht erwähnt.
    Aber am Morgen würde der Fluß da sein, und ich mußte ihn und das Land machen, und alles, was geschehen würde. Viele Tage lagen vor mir, in denen ich das jeden Tag tun konnte. Nichts anderes war wichtig. In meiner Tasche war das Geld aus Deutschland, also gab es kein Problem. Wenn das verbraucht war, würde anderes Geld eingehen.
    Alles, was ich jetzt tun mußte, war, gesund bleiben und einen klaren Kopf behalten, bis zum Morgen, bis ich wieder anfangen würde zu arbeiten.

Ford Madox Ford und des Teufels Schüler

    Die Closerie des Lilas war das nächstgelegene gute Café, als wir in der Wohnung über der Sägemühle in der Rue Notre-Dame-des-Champs 113 wohnten, und es war eines de/ besten Cafes in Paris. Im
    Winter war es drinnen warm, und im Frühling und Herbst war es draußen wunderbar mit den Tischen im Schatten der Bäume auf der Seite, wo das Denkmal des Marschalls Ney war, und an den vierek-kigen Tischen unter den großen Markisen am Boulevard. Zwei der Kellner waren gute Freunde von uns. Leute aus dem Dôme und der Rotonde kamen nie in die Closerie . Hier war niemand, den sie kannten, und wenn sie gekommen wären, hätte sie niemand angestarrt. In jenen Tagen gingen viele Leute in die Cafés an der Ecke des Boulevard Montparnasse und des Boulevard Raspail, um von allen gesehen zu werden, und in gewisser Weise waren solche Cafes die Vorlagen der Klatschkolumnisten - täglicher Ersatz für die Unsterblichkeit. Die Closerie war einst ein Café gewesen, wo Dichter sich mehr oder weniger regelmäßig trafen, und der letzte hervorragende Dichter war Paul Fort gewesen, von dem ich nie etwas gelesen hatte. Aber der einzige Dichter, den ich dort je sah, war Blaise Cendrars mit seinem zerschlagenen Boxergesicht und seinem

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