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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Eskaalim, die spirituellen Führer, und nun die Verbindung zu Mei und den Schamanen – im Vergleich zu meiner Verfassung wirkte eine multiple Persönlichkeitsspaltung wie ein Kindergeburtstag. Wenn ich nicht schon verrückt war, dann befand ich mich auf dem besten Weg, es zu werden.
    Ich entdeckte den Gedankenstrom, der von Tulu ausging, schließlich auf dem Dach einer Villa, einen halben Klick vom Kanal entfernt. Sie wollte dem Kampfgeschehen wohl nicht zu nahe kommen.
    Das Gebäude wurde von einer Söldner-Kompanie bewacht.
    Ich ging in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch: Frontalangriff? Eine List? Die Söldner ablenken? Tulu mit einem Köder hinauslocken? Keiner dieser Pläne erschien mir praktikabel, doch ich konnte nicht ewig mit dem Angriff warten. Wenn ich zumindest eine vernünftige Waffe bei mir gehabt hätte – zum Beispiel einen Firestorm-Blaster. Oder eine Semiautomatik. Ich besaß noch nicht einmal mehr den verdammten Cabal-Dolch!
    Für einen kurzen Moment zog ich sogar ernsthaft in Erwägung, mich Tulu auf spiritueller Ebene zu stellen. Ich verwarf den Gedanken jedoch rasch wieder: Welch großes Talent ich in solchen Dingen auch haben mochte, meine Fähigkeiten waren den ihren unterlegen.
    Nein, ich musste dem treu bleiben, was ich am besten konnte: mutig voranstürmen, wo andere ängstlich zurückwichen, und alles dem Erdboden gleichmachen.
    Ich hielt mich noch immer im Dickicht versteckt und brütete über einem Plan, als die Wachen vor der Eingangstür plötzlich ihren Posten verließen und zur entlegenen Seite der Villa rannten. Ich konnte mein Glück kaum fassen, lief zu dem Haus hinüber und schlich mich hinein. Aus der Eingangshalle führte eine Treppe in die oberen Stockwerke; rechts von ihr befand sich das Wohnzimmer.
    Ich nahm die Treppe.
    Abgesehen von einigen Käfern und anderen Parasiten waren die Räume verlassen. Ein Murmeln lockte mich auf einen Balkon hinaus. Zu ihrer Zeit musste diese Villa ein nobles Anwesen gewesen sein. Balkone, automatische Fensterverdunkelung, luxuriöse San-Einheiten – die vormaligen Eigentümer hatten an nichts gespart.
    Ich öffnete die Balkontür einen Spalt und schaute hinaus. Tulu stand an der Brüstung, den Blick Richtung Norden auf den Kanal gerichtet. Ich konnte beinahe physisch spüren, wie ihr Chi auf das Wasser strömte. Zwei Söldner standen zu beiden Seiten des Balkons Wache.
    Ein Geräusch aus dem Parterre lockte mich zur Treppe zurück. Ich lehnte mich über die Balustrade und schaute hinab.
    Ike!
    Er hatte sein Exoskelett mit einer Kampfausrüstung versehen und einen mobilen Kommandostand in seine Kontrolleinheit integriert. Von dort koordinierte er die Söldnertrupps und erteilte ihnen Befehle.
    Dann muss er auch Roos Tod befohlen haben! Ike hat ihn auf dem Gewissen!
    Er hob den Kopf und schaute mich an.
    Ich wollte mich auf ihn stürzen, seinen verweichlichten Körper aus der Maschine ziehen und ihn pulverisieren. Offenbar konnte er meine Gedanken lesen. Er murmelte etwas in ein Mikrophon.
    Schmerz jagte wie ein heißes Eisen durch meinen Kopf.
    Was zum Teufel… Ich sah nach hinten. Die Balkontür stand weit offen. Die beiden Söldner hatten zwei lange, scharfe Klemmspieße durch meine Schultern getrieben.
    Auf den Schmerz folgten animalischer Hass und grenzenlose Wut – Adrenalin jagte durch meine Venen und schärfte meine Sinne.
    »Bringt sie zu mir!«, befahl Ike.
    Die Söldner stiegen mit mir in ihrer Mitte die Treppe hinunter und präsentierten mich Ike wie eine Marionette.
    Ich konnte es in seinem Gesicht sehen: Ike wollte mich nicht sofort töten, sondern sich mit mir unterhalten.
    Wo liegen seine Schwächen, wie kann ich ihn verletzen?
    Ich verdrängte die Schmerzen und konzentrierte mich auf die Aufgabe. Das Exoskelett schützte Ike vor körperlichen Attacken. Blieb also nur sein Gesicht, solange er das Visier aufgeklappt hatte.
    Ich hatte nur eine Chance.
    Mit ganzer Kraft rammte ich meinen Fuß unter den Helm des Exoskeletts. Ich spürte keinen Schmerz, als ich mich auf die Klemmspieße stützte, um das Gleichgewicht zu bewahren.
    Die Söldner zogen mich nach hinten, doch ich trat abermals zu, und dieses Mal löste sich der Helm vollends.
    Ike schrie auf, als ihm die neuronalen Verbindungen mit dem Helm aus dem Kopf gerissen wurden.
    Die Söldner ließen mich auf den Boden fallen.
    Sie stießen beide Laute aus, die ich noch nie aus einem menschlichen Mund gehört hatte. Die Verbindung zu Ikes Neurotransmitter war

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