Pas de deux
aus.«
»Verdammt, du hast Nerven!«
»Hör zu, ich hab keine Lust, mit ihm Krach zu bekommen. Bitte …«
»Na gut, ich mach’s.«
»Laß dein Päckchen hier. Komm noch mal vorbei, und sag mir, wie’s gelaufen ist …«
Ich brachte es in mein Zimmer, schob es unter die Matratze, dann ging ich runter. Ausgerechnet da mußte ich Spaak begegnen, der unvermutet vorbeigekommen war und in die Küche eilte, um noch einen Stuhl zu holen. Ich küßte ihn rasch auf die Wange – ich hatte mich letztlich damit abgefunden, daß er von Zeit zu Zeit mit meiner Mutter bumste – und teilte ihm mit, daß er sich seine Mühe sparen könne, da Edith nicht mitesse.
»Fehlt ihr etwas?«
Ich steckte in der Klemme. Wenn ich ihm gegenüber nur die kleinste Unpäßlichkeit erfand, würde er gucken gehen, was los war.
»Nein. Das liegt daran, daß Faulkner gestorben ist. Er war ihr Lieblingsschriftsteller.«
»Ah, Die Freistatt!«
»Ja, obwohl das nicht besonders gut war. Ich glaube eher, sie liest noch einmal Schall und Wahn oder Als ich im Sterben lag.«.
Jetzt konnte ich David nicht mehr erzählen, sie fühle sich nicht wohl und habe sich ins Bett gelegt und mich beauftragt, ihn zu beruhigen und davon abzuhalten, an ihrer Tür zu klopfen. Ich flüsterte ihm also ins Ohr, sie sei durchs Fenster abgehauen.
»Großer Gott! Und aus welchem Anlaß?!«
»Da fragst du mich zuviel …«, antwortete ich ihm.
Danach ging ich zu Edith zurück und erklärte ihr, es sei alles geregelt. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ein wenig zu motzen. Sie fragte mich, wie sie sich jetzt rauswinden sollte, und wunderte sich, auf was für alberne Ideen ich käme.
»Du weißt, daß ich nicht gern lüge, ich lüge übrigens nie.«
»Du brauchst ihm bloß zu sagen, das sei bildlich gemeint gewesen. He, ich wollt dir ’nen Gefallen tun.«
»Na gut, ich werd schon zurechtkommen … Weißt du, mir wird allmählich klar, daß es schwierig sein muß, mit jemandem zusammenzuleben, ihn jeden Tag zu sehen.«
»Jaja, zu dem Schluß bin ich auch schon gekommen.«
»Oder, ich weiß nicht … Vielleicht klappt das in einem von einer Million Fällen. Das ist bestimmt ziemlich selten.«
»Mmm, ich glaub da nicht dran … Wenn man ’ne Chance von eins zu einer Million hat, sollte man sich besser nach was anderem umschauen, finde ich zumindest.«
»Ich kapier das nicht. Ich verstehe mich doch prima mit ihm. Ich meine, ich komm gut mit ihm aus …«
»Ja, das muß ein komisches Gefühl sein.«
»Ich weiß nicht, ob das an mir liegt. Hör mal, setz dich doch irgendwohin, mir tut bald der Hals weh, wenn ich immer zu dir hochgucke … Was meinst du, findest du, ich bin nicht normal?«
»Jemanden vierundzwanzig Stunden am Tag zu ertragen scheint mir nicht normal.«
»Na schön, aber so einfach ist die Sache nicht. Außerdem, so tödlich, wie du behauptest, ist das auch nicht …«
»›Tödlich‹ sage ich ja gar nicht, es ist mir egal. Trotzdem, das nimmt immer ein böses Ende, behaupte bloß nicht das Gegenteil. Wenn ich ihm schon irgendeinen Quatsch erzählen muß, weil du ihn abends nicht mehr sehen kannst. He, ich sag ja nichts, ich wundere mich aber auch nicht …«
»Schon gut, was weiß ich. Du mußt immer übertreiben.«
»Abwarten, wir werden’s ja sehen. Na ja, ich mein das eher allgemein, weißt du, ich möchte dich nicht beeinflussen, das ist auch nicht mein Bier. Aber wenn du mich fragst, was ich davon halte …«
»Manchmal würde ich gern wissen, was dir durch den Kopf geht. Das heißt, ich meine nicht unbedingt dich … nein, weißt du … Ich frage mich halt von Zeit zu Zeit, was ein Typ in meinem Alter denkt, was für Fragen er sich stellt, wie er die Dinge sieht. Also versuche ich zu erfahren, was du willst, das interessiert mich …«
»Mmm … Mag sein, aber ich glaube nicht, daß ich anderer Ansicht wäre, wenn ich eine Frau wäre. Zusammenleben oder nicht, da ändert sich nichts, ob du nun auf der einen oder der anderen Seite stehst. Wenn’s darum geht, sich selbst zu kasteien, dann bringt dich nicht dein Hormonhaushalt dazu, lieber zweimal hinzuschauen, sondern dein Verstand.«
»Ja … Vielleicht hast du im Grunde recht, vielleicht nutzt sich alles am Ende ab. Hast du ’ne Zigarette? Ja, vielleicht ist das viel einfacher so.«
»Das garantier ich dir. Du ödest niemanden an, und niemand ödet dich an. Weißt du, ich sage mir, besser jetzt, als wenn mir das in zehn oder zwanzig Jahren aufgegangen wäre.«
»Andererseits
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