Pastetenlust
würde.
Während er sich den ersten Kaffee des Tages genehmigte, das
war der beste überhaupt, fiel im siedendheiß ein, dass er seit gestern stolzer
Hundebesitzer war. Er hatte Maximilian bisher nicht vermisst, da er noch nicht
an ihn gewöhnt war. Ein Blick in den Vorraum zeigte ihm, dass auch der
Fressnapf und die Wasserschüssel fehlten. Dass ließ den Schluss zu, dass Harry
den Hund mit in die Wohnung genommen hatte. Es war erst kurz vor acht und er
wollte seinem Sohn noch etwas Schlaf gönnen. Gleich darauf klingelte das
Telefon.
„Ja, Maria”, meldete er sich, „wie schauts aus?”
„Tut
mir leid, dich enttäuschen zu müssen”, meinte eine männliche Stimme. Es war
Helmut Wallner. „Dr. Schnecken-
burger hat mich bereits um 7 Uhr über das
Quasi-Geständnis der Tessler informiert. Die Kollegin Aigner überprüft jetzt
noch die Unterschriften auf ihre Echtheit und kommt dann selbst mit den
Unterlagen nach Wien. Wenn alles klappt, können wir den Fall noch heute abschließen.”
Palinski fand, dass Wallners Stimme nicht so zufrieden klang, wie es der Inhalt
des Gesagten eigentlich erwarten ließ.
„Geht dir das alles nicht
auch ein bisschen zu glatt?”
„Wenn ich ganz ehrlich bin, ja”, räumte der Inspektor ein.
„Dein Freund Schneckenburger ist aber völlig überzeugt davon, dass Martina
Tessler diejenige welche ist. Er lässt keinen Widerspruch zu und arbeitet schon
am Abschlussbericht für den Minister.”
„Na, dann wird er eben wieder einmal eine auf den Deckel
bekommen, wenn er schief liegt. Und ich habe so das Gefühl, dass ihm das in
diesem Fall durchaus auch blühen kann.” Palinski konnte sich zwar durchaus
vorstellen, welchem Druck Miki ausgesetzt war. Auch ohne diese blöde Wette
zwischen den beiden Amtskollegen. Aber mit irgendwelchen Gefälligkeitsberichten
zu Lasten der Wahrheit war niemandem gedient.
„Also wir machen weiter”, stellte er mit einem
unausgesprochenen Fragezeichen fest.
„Ja, wir machen weiter”, bestätigte Wallner. Kannst du gegen
11 Uhr hier sein. Wir haben den Viktor gefunden und die Leute, die ihn sich
geschnappt haben. Es gibt aber auch einige andere Neuigkeiten. Nichts g ewaltiges, aber interessante Details.”
„Welchen Viktor?” Palinski wusste nicht sofort, was gemeint
war. Nachdem ihn Wallner aufgeklärt hatte, sagte er sein Kommen sofort zu.
Nach Beendigung des Gespräches holte er sich frischen Kaffee.
Beim Weg zurück zum Schreibtisch fiel sein Blick aus dem Fenster. Was er sah,
war so überraschend, dass er es zunächst nicht glauben wollte. Nein, nicht
schon wieder eine Leiche. Auch nicht Frau Pitzal bei einem Schleiertanz vor den
versammelten Müllmännern.
Palinski sah, wie sein Sohn Harry mit Maximilian offenbar
gerade vom Gassigehen zurückkam. Dem wundervollen Hund war gelungen, was noch
nie jemand zuvor zuwege gebracht hatte. Nämlich Harry an einem schulfreien Tag
dazu zu bewegen, vor 9 Uhr das Bett zu verlassen.
Er lehnte sich aus dem Fenster, was bei Maximilian ein
heftiges Wedeln des Schwanzes und ein freudiges Jaulen hervorrief. Harry
reagierte etwas kühler mit „Hi, Papa”, was zu diese Tageszeit allerdings fast
einer Liebeserklärung gleich kam.
„So früh schon aus den Federn?”, Palinski musste sofort über
seine saudumme Frage lächeln. Er wartete auf eine entsprechende Reaktion seines
sonst recht schlagfertigen Juniors. Der war aber so mit dem Hund beschäftigt,
dass er sich auf ein „Maxi musste aufs Klo, ist doch klar, dass ich da
aufgestanden bin” beschränkte.
„Ich habe noch sehr viel mit diesem Lettenberg-Fall zu tun”,
informierte er seinen Buben, „kann Maximilian heute bei dir bleiben?”
„Na klar”, freute sich Harry, „ich wollte dir das ohnehin
vorschlagen.” Das war also auch erledigt, freute sich Palinski über diesen
Idealfall sich ergänzender Interessen. Er nahm zwanzig Euro aus seiner
Brieftasche und winkte Harry heran. „Hier, falls du etwas für den Hund brauchst
oder Lust auf eine Pizza hast.”
Das neuerliche Klingeln des Telefons zwang den stolzen Vater
und Hundebesitzer, sich gedanklich wieder von den beiden auf der Wiese
tummelnden Objekten seiner Zuneigung zu lösen.
Diesmal war es wirklich Dr.
Elmer. „Tut mir leid, dass es etwas gedauert hat”, meinte sie. Nach einem
kurzen Blick auf die Uhr, seit seinem Anruf bei Maria war erst knapp mehr als
eine halbe Stunde vergangen, stellte sich Palinski unwillkürlich die
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