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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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hier lebte. Außerdem war das nie ein Thema, ich ging nur nach Deutschland, um die Sprache zu perfektionieren und Praxis in der Hotelarbeit zu sammeln.« Weil meine Familie hier »lebte«, dachte sie und nippte an ihrem Bier. Damals, als ich noch einen Vater, eine Mutter und eine Schwester hatte.
    »Aha, aber dann bliebst du doch länger?«
    Joana wusste, worauf er hinauswollte. »Ja, ich blieb dann leider noch drei Monate in Hamburg.«
    »Leider?«
    »Du kannst dir denken, warum, ich hatte jemanden kennengelernt, aber nach ein paar Monaten war es vorbei.«
    »Was ist passiert?«, wollte er wissen, aber Joana winkte ab.
    »Das Gleiche wie zwischen dir und deiner Exfrau, wir passten nicht zusammen. Er war so, wie du mir Cornelia beschrieben hast: oberflächlich, lieblos. Es war eine künstliche Beziehung, er war ja auch Künstler, und … ach, egal.« Joana verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und dann habt ihr euch getrennt und du bist nach Spanien zurück?«, hakte Kilian nach.
    »Ja, aber ganz so einfach war es nicht.«
    »Warum? Weil du in ihn verliebt warst?«
    »Zu Beginn schon, am Anfang war er auch anders oder er hat mir etwas vorgespielt. Als Schauspieler war er dazu ja in der Lage. Aber dann änderte er sich, flirtete mit anderen Frauen, hing nur noch mit seinen Kumpels in Kneipen herum und verlor das Interesse an mir. Dann habe ich mich von ihm getrennt.«
    »Wollte er das auch?«
    »Nein. Er schwor, sich zu bessern, wenn ich bei ihm bliebe, und schenkte mir einen Ring.«
    »Und bist du bei ihm geblieben?«
    Joana musterte ihn kurz. Die Lockerheit von eben schien verschwunden, Kilian wirkte jetzt ein wenig verkrampft.
    »Ja, ich habe mich überreden lassen …«, fuhr sie fort, »bis zu der einen Nacht …«
    Joana malte mit dem Absatz einen Kreis in den Sand. Darüber hatte sie noch mit niemandem gesprochen, nicht einmal mit ihrer Mutter, als diese noch lebte. »Er hat mich … er kam betrunken aus der Kneipe und wollte Sex … aber ich, ich mochte ihn nicht mehr, er roch nach Alkohol und Zigaretten, ich sträubte mich und …« Joana trat nach dem Kreis auf dem Boden, sodass Sand gegen Kilians Schienbein spritzte. »Da hat er mir ins Gesicht geschlagen und mich einfach genommen.«
    Kilian schnaubte. »Er hat dich …?«
    »Ja, er hat mich vergewaltigt!«, sagte sie und sprach es zum ersten Mal aus. Es blieb eine Weile still am Tisch. Das Kreuzfahrtschiff war am Horizont verschwunden.
    »Bist du zur Polizei gegangen?«, fragte Kilian schließlich.
    »Nein. Am nächsten Tag bin ich ins Hotel und ins Reisebüro und am übernächsten Tag war ich wieder in Spanien.«
    »Aber wieso hast du ihn nicht angezeigt?«
    »Ich bin Spanierin und wollte wieder zurück in mein Land. Ich wollte kein monatelanges Gerichtsverfahren, bei dem ich ihm wieder begegnet wäre. Ich wollte einfach weg von dort, und zwar so schnell wie möglich.«
    »Er ist damit also einfach davongekommen«, stellte Kilian fest.
    »Ganz so war es nicht.« Joana nahm einen Schluck aus der Flasche. »In der darauffolgenden Nacht, kurz vor meinem Flug nach Spanien, bin ich mit einem Hammer in die Garage, wo sein VWBeetle stand und als ich damit fertig war, sah sein Auto aus wie ein Arsch voller Cellulitis.«
    Kilian grinste und klatschte in die Hände. »Du sagst, er war Schauspieler, war er bekannt?«
    »Nein, er trat ein paarmal im Theater auf und hatte eine Nebenrolle in irgendeiner bescheuerten Fernsehserie. Am Ende unserer Beziehung war er jedoch meist ohne Job und frustriert. Als ich dann in Spanien war, wollte ich das Ganze einfach nur vergessen. Aber damit war die Geschichte noch nicht vorbei.« Joana faltete die Hände vor dem Bauch. »Ich war schwanger von ihm.«
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es Kilian, der sich in seinem Loungesessel aufrichtete. »Und was hast du gemacht?« Joana dachte an diese schwierige Entscheidung zurück. »Zuerst war ich schockiert. Und dann wusste ich nicht, was ich machen sollte. Mein Vater hatte damals noch gelebt und er und meine Mutter waren in solchen Sachen sehr traditionell. Ehe, Eigenheim, Kind – und zwar genau in dieser Reihenfolge. Damals gefiel mir zwar die Idee, Mutter zu werden, aber wenn ich daran dachte, wie das Kind zustande gekommen war – und daran hätte es mich sein Leben lang erinnert! –, verspürte ich nichts als Leere in meinem Bauch. Dabei sollten sich Mütter doch über eine Schwangerschaft freuen. Ich stellte mir auch vor, wie mich das Kind nach seinem Vater fragen würde und wie

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