Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
ganz.«
»Mit deinem Freund?«
»So würde ich ihn nicht gerade bezeichnen.«
Paco riss Maite die Kappe aus den Händen und setzte sie auf. Seine Geduld war am Ende. »Wir suchen nach einem mehrfachen Mörder und ich habe weder Zeit noch Lust auf derartige Fragespielchen, also – wer war der Glückliche, der das bestätigen kann?«
»Paco, das könnte jetzt ein wenig peinlich werden. Wollen wir es nicht dabei belassen?«
»Nein, aber wir behandeln das diskret, wenn du willst … war es dein Chef, Carlos?«
»Nein, es war nicht mein Chef … es war dein Chef!« Maite zwinkerte ihm zu.
»Wie bitte?«
»Na, dein Vorgesetzter, Teniente Lozano – ist der nicht süß?«
»Aber … der ist doch verheiratet!«
»Seine Frau lebt aber in Córdoba, oder nicht? Paco, du siehst, ich habe ein perfektes Alibi und das darfst du gerne da in die Akten schreiben.« Maite griff über den Tisch und pochte mit dem Zeigefinger auf das Formular. »Außerdem darfst du notieren, dass der Fall schon längst aufgeklärt wäre, wenn der Teniente bei seiner Ermittlungsarbeit ähnlich routiniert vorgehen würde wie im Bett!«
Paco errötete. Er würde sich hüten, dies in den Ermittlungsakten zu vermerken. Schließlich könnte es dann die gesamte Mannschaft lesen wie in einem Klatschmagazin.
»Stimmt das auch, was du da behauptest?«
»Frag ihn doch selbst, wenn du mir nicht glaubst!«
Paco dachte darüber nach. Aber er konnte seinen Vorgesetzten nicht damit konfrontieren, das wäre zu delikat, und falls er es abstritt, stünde Aussage gegen Aussage und die gesamte Mannschaft würde sich krummlachen. Er beschloss, das Thema nicht weiter zu verfolgen, da es sich ohnehin nur um eine Routinefrage handelte. Maite wäre allein schon wegen ihrer Konstitution nicht in der Lage, den um über einen Kopf größeren Antonio zu erschlagen.
»Und wo warst du, Joana?«, fragte er stattdessen. »Warst du letzte Nacht vielleicht mit dem Bürgermeister im Bett?«
Maite lachte auf und Joana machte ein scheinbar bekümmertes Gesicht. »Nein, wir haben uns vor einer Woche getrennt.«
Maite wieherte wie ein Pferd und Paco schnaubte wie ein Stier. So kam er nicht weiter. Er würde warten müssen, bis das Personal eintraf, das zur Tatzeit anwesend war. Auf die musste er sich konzentrieren. Trotzdem wollte er vorher noch eine Sache ansprechen:
»Wir haben den Mann ausfindig gemacht, der euch in die Finca gesperrt hat«, sagte er und wartete auf Joanas Reaktion … Überraschung!
»Und, wer war es?«
»Ein mehrfach vorbestrafter Sevillaner.«
»Hat er gesagt, warum er das tat?«
»Ja. Er sagte aus, jemand hätte ihn mit einer fadenscheinigen Geschichte dazu überredet und ihm dafür zweihundertfünfzig Euro bezahlt.«
»Und wer sollte das gewesen sein?«
»Antonio, derselbe Antonio, der gestern Nacht erschlagen wurde!«
Wieder studierte er ihre Gesichtszüge. Große Überraschung .
»So ein Schwachsinn, wieso hätte Antonio das tun sollen?«, fragte Joana.
»Wir wissen es nicht und leider können wir ihn auch nicht mehr dazu interviewen, aber vielleicht hast du ja eine Ahnung?«
»Nein, wieso sollte ich?«
»Nun ich dachte, du wüsstest vielleicht mehr als wir. Es wäre ja nicht das erste Mal, ich erinnere mich an den glatzköpfigen Engländer, an den Neffen deines Chefs und an den Ohranhänger deiner Schwester.«
Joana zuckte mit den Achseln und Paco sah auf die Uhr. »Denkt noch mal darüber nach und wenn euch noch etwas einfällt, dann gebt mir Bescheid!« An Maite gewandt, fügte er hinzu: »Und erzähl in Gottes Namen niemandem von der Sache mit dem Teniente!«
»Wollte ich ja auch nicht, aber du hast mich dazu gezwungen! Aber mach dir deswegen keinen Kopf, Paco, es bleibt unser Geheimnis«, versicherte sie ihm mit verschwörerischer Miene.
Paco nickte und erhob sich.
»Können wir gehen?«, wollte Joana wissen.
»Ihr könnt gehen. Und nichts für ungut, meine Damen!«
»Ich meinte damit, ob wir das Hotel verlassen können?«, fragte Joana.
»Ich werde euch nicht daran hindern«, sagte er und verließ den Raum.
Die Lobby war voll mit nervösen Gästen, hektischen Beamten und fassungslosen Hotelangestellten. Der Staatsanwalt hatte eine einstweilige richterliche Verfügung beantragt, den Hotelbetrieb so lange einzustellen, bis der Fall aufgeklärt war. An der Rezeption stand eine Schlange von Koffern wie vor einem Charterschalter am Flughafen. Diejenigen Gäste, mit denen mittlerweile gesprochen worden war und die ihre
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