Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)
mich bitte nicht an!«
»Es tut mir so leid Joana, aber das ist mein Entschluss. Und ich wollte dich noch einmal sehen, um dir zu gestehen, dass es trotz allem eine schöne Zeit mit dir war.« Er stieg in sein Auto.
Seine Augen brannten. Er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, als er den Gang einlegte und die Handbremse löste. Er wusste, dass dies einer jener unvergesslichen Augenblicke war, von denen Joana nach der Seebestattung gesprochen hatte. Nie würde er diesen Moment vergessen und er war sich bewusst, noch niemals an einer so wichtigen Weggabelung seines Lebens angelangt zu sein. Er war von der Frage, in welche Richtung er sich wenden sollte, innerlich zerrissen.
»Aber wir passen doch nicht zusammen, Joana!«, versuchte er sich zu rechtfertigen.
»Wenn du wirklich wieder Priester sein willst, dann fahr jetzt los, aber lass dir vorher eines gesagt sein.« Sie legte ihre Hände auf das Autodach und lehnte sich in das offene Fenster. »Für deinen inneren Frieden musst du schon selbst sorgen, das kann kein Jesus Christus, keine Frau, kein Psychologe und das können auch keine Tabletten für dich erledigen.« Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn. »Das musst du dort drinnen ganz alleine regeln!« Damit wandte sie sich ab und ging weiter die Straße hinunter. Kilian war so außer sich, dass er den Wagen beim Anfahren abwürgte. Er fluchte, riss am Hebel der Handbremse und sprang aus dem Auto.
»Joana!« Sie wandte sich nicht um und ging im selben Tempo weiter.
Kilian rannte ihr nach. »Joana … bitte … ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß, ich hätte mit dir darüber reden sollen, aber … verdammte Scheiße … ich weiß doch auch nicht, was ich machen soll!«
»Ich dachte, Priester fluchen nicht?«, gab sie zurück und wollte an ihm vorbeigehen, aber Kilian hielt sie fest.
»Joana … bitte. Ich liebe dich doch!«
Joana wischte sich eine feuchte Locke aus dem Gesicht. »Aha … jetzt auf einmal?«
»Ja doch, die ganze Zeit schon, nur … ach egal. Du willst mit mir nach Deutschland kommen? Aber liebst du mich denn auch?«
»Nein, denn Priester liebt man nicht, zumindest nicht hier in Spanien.«
»Aber ich bin doch noch kein Priester und wenn du willst, werde ich auch nie einer werden, das schwöre ich bei Gott!«
»Du schwörst bei Gott, dass du kein Priester werden willst?«, wiederholte Joana. »Kilian, dich hat wirklich der Teufel geritten!«
Sie standen sich schweigend gegenüber, bis sich ihre Gesichtszüge entspannten und die Tränen im warmen Wind trockneten.
»Also was ist jetzt? Nimmst du mich mit nach Deutschland, oder nicht?«, fragte Joana, als spreche sie von einem Sonntagsausflug. Kilian umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
»Und du meinst wirklich, wir passen zueinander?«
Joana sog die Luft geräuschvoll ein. »Dass ihr Deutschen immer gleich alles analysieren müsst. Natürlich passen wir nicht zueinander! Aber das ist ja gerade das Gute, wenn ein Mann meinen Charakter hätte, würde ich es keine zwei Wochen mit ihm aushalten, und wenn du dich mit einer Kummertante einließest, wie du selbst eine bist, kämst du mit dem Pillenschlucken gar nicht mehr hinterher!«
Eine Träne kullerte über Kilians Wange, diesmal vor Glück. Er wusste, dass er sich gerade für den richtigen Weg an dieser Schicksalskreuzung entschieden hatte: für eine Zukunft mit Joana! Und er war sicher, seine Depressionen würden sich durch die Liebe zu ihr in Luft auflösen, so wie Nebel durch Sonnenschein verpufft.
»Du hast meine Frage von vorhin nicht beantwortet«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Die mit der Liebe, also: Liebst du mich?«
»Was für eine Frage! Selbstverständlich nicht!« Joana klappte mit ihrem Handrücken seine Kinnlade zurück nach oben. »Schließlich habe ich mich erst vor fünf Minuten dazu entschieden, deine Maria Magdalena zu werden und auch das nur wegen des streikenden Bodenpersonals, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich bin da ganz zuversichtlich! Lass uns aber jetzt von hier verschwinden!«
Epilog
M ÜNCHEN . 20 M ONATE NACH DEN G ESCHEHNISSEN
K ilian stellte die Tüten vom Baumarkt ab und schloss die Wohnungstür auf.
Er wollte den Samstag dafür nutzen, den Abstellraum ihrer Wohnung in Pasing in ein Kinderzimmer zu verwandeln.
Joana würde heute bis spät abends bei ihrer Arbeit in einem trendigen spanischen Restaurant sein. Sie empfing dort Gäste, teilte ihnen Tische zu und nahm telefonisch Reservierungen entgegen,
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