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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Chipstüte als auch die Bierdose fanden wir im Papierkorb unter dem Schreibtisch. Dann können wir nur noch mit Sicherheit sagen, dass er die Toilette benutzte, weil die Papierrolle angebrochen war, die laut Putzfrau bei einem Gästewechsel stets versiegelt wird. Die Badewanne oder Dusche hat er nicht benutzt. Keine der Gelflaschen war angebrochen und in der Badewanne fanden sich keine Kalkrückstände von getrockneten Wassertropfen. Ansonsten können wir als gesichert nur ansehen, was wir vorgefunden haben: Er lag vollständig bekleidet auf dem Bett und sah sich die Nachrichten an. Der Fernseher lief am Morgen immer noch und der Gerichtsmediziner geht von einem Tod in den Abendstunden aus, etwa zwischen 21 und 23 Uhr. Wir befragten die Gäste der angrenzenden Zimmer, aber niemandem war eine Person aufgefallen, welche das Zimmer mit der Nummer 328 betrat oder verließ. Außerdem fanden wir keine Spuren dafür, dass sich dort neben dem Verstorbenen eine weitere Person aufgehalten hätte. Keine Haare, kein Lippenstift, keine sonstigen Spuren. Die Zimmertür war verschlossen, als die Reinigungskraft am Morgen den Raum betrat.
    Und dass jemand über den Balkon ins Zimmer gelangt sein könnte … nun, das wäre theoretisch zwar möglich, doch die Glasschiebetür zum Balkon war ebenfalls von innen verschlossen , als wir das Zimmer betraten. Wir fanden zudem nirgends Einbruchsspuren und das bedeutet, das wir Fremdeinwirkung definitiv ausschließen können.«
    Das klang überzeugend.
    Joana berichtete Kilian alles so schonend wie möglich. Kilian hörte aufmerksam zu und schwieg dann eine Weile.
    »Gut«, sagte Kilian schließlich leise, »die Polizei hat also keinerlei Hinweise auf einen Mord. Kannst du ihn jetzt bitte fragen, ob es irgendwelche Hinweise auf Suizid gibt? Was ist mit einem Abschiedsbrief?«
    Joana gab die Frage an Paco weiter, erntete aber nur ein Kopfschütteln.
    Kilian stellte eine weitere Frage: »Der Gerichtsmediziner meinte, der Tod sei durch einen tödlichen Medikamentencocktail eingetreten. Wurden denn im Zimmer leere Medikamentenpackungen gefunden?«
    Gute Frage, dachte Joana.
    Pacos Nase juckte. Er knetete sie und schüttelte dann den Kopf. Abschiedsbrief? Fehlende Packungen? Diesen Details hatten sie bislang bei ihren Untersuchungen nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt. Die Vermutung allerdings, dass der Deutsche tatsächlich an einer Überdosis Medikamente gestorben war, musste ohnehin erst einmal von den Giftspezialisten in Sevilla bestätigt werden, und für fehlende Packungen mochte es auch eine simple Erklärung geben, die konnten schließlich irgendwo anders herumliegen und außerdem: Nicht jeder Selbstmörder hinterließ auch einen Abschiedsbrief.
    Trotzdem konnte selbst er nicht verhehlen, dass diese beiden Argumente die These vom Suizid nicht gerade untermauerten. Aber das war kaum mehr sein Problem. Fakt war, dass eine Fremdeinwirkung eindeutig ausgeschlossen werden konnte, und die Staatsanwaltschaft deshalb keine Ermittlungen in diese Richtung veranlassen würde. Und das war das Wichtigste. Sein eigener Verein war somit aus dem Spiel. Woran der Tote ganz genau gestorben war, war letzten Endes zweitrangig. Nichts würde ihn wieder lebendig machen.
    Paco musterte Kilian, griff nach einer Marlboro, ließ die Packung dann aber doch liegen. Er konnte den Bruder des Verstorbenen verstehen. Diese besondere Form des Todes war für Angehörige immer schwer zu akzeptieren. Starb einer an einem Unfall: tragisch. Starb einer an Krebs: Schicksal. Aber wenn sich jemand das Leben nahm, konnte man das nicht so einfach in eine dieser geistigen Schubladen stecken und abwarten, bis die Trauer von selbst erlosch. Nach einem solchen Ableben blieben für die Angehörigen viele Fragen offen, allen voran diese: Hätte ich es verhindern können?
    Die Ungewissheit, die sich hinter dieser Frage verbarg, würde sich bei den Angehörigen einnisten wie bösartige Metastasen, das wusste er, aber auch dies zu lösen, gehörte nicht mehr zu seinem Aufgabenbereich.
    Er erhob sich.
    »Es tut mir leid für ihn, Joana, sag ihm das bitte, wenn ihr draußen seid. Unsere Arbeit ist getan. So viel ich weiß, wird der Leichnam seines Bruders erst nach der Analyse der Gewebeproben freigegeben und das Konsulat wird die Rückführung organisieren. Mehr kann ich nicht für ihn tun.« Joana zog Kilian sanft am Ärmel.
    »Was hat er noch gesagt?«, wollte Kilian wissen.
    »Ich erzähl es dir draußen!«
    Paco küsste Joana zum

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