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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Beherrschung ringend. »Und was macht der hier? ¡Joder!« Kilian nahm Xavers Tasche und verließ den Raum, obwohl er nur ein einziges Wort verstanden hatte, aber das war deutlich genug gewesen: joder – verdammte Scheiße!
    »Wir haben da ein Problem«, antwortete Maite ihrem Chef kleinlaut.
    »Das ist korrekt Maite, ich habe wohl deine Intelligenz unterschätzt. Ja, wir haben ein Problem: Der Empfang ist unbesetzt! Wie oft habe ich euch schon …« Weiter kam er nicht, da ihm Maite die Bibel entgegenhielt und ihn damit zum Schweigen brachte, als wäre er ein Vampir.
    »Das hier haben wir eben im Reisegepäck des verstorbenen Deutschen gefunden. Es ist Inmaculadas Bibel und sie lag in der Tasche, die im versiegelten Zimmer war, und wir wissen nicht, wie sie da reingekommen ist!«
    Carlos stutzte einen Moment, schüttelte aber dann den Kopf, als wollte er ein paar lästige Fliegen loswerden. »Das ist in der Tat seltsam, aber wenn ihr es genau wissen wollt, dann fragt doch Inmaculada. Mich interessiert das jedenfalls nicht im Geringsten, denn – heh, was soll das?«
    Joana hatte ihren Chef grob am Ärmel des Sakkos gezogen. »Carlos, da stimmt was nicht, ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Ich kann sie nicht erreichen. Wann hat die Polizei die Versiegelung aufgehoben?«
    Carlos sah seine Empfangsdamen an, als hätte er an saurer Milch genippt. »Was tut das denn zur Sache? Das Thema ist doch erledigt, ich verstehe nicht …«
    »Carlos … bitte! «, hakte Joana nach. »Wann war das?«
    »Das mit der Versiegelung? Heute Morgen um neun, aber …«, er rieb sich das Kinn, »da war das Siegel bereits aufgebrochen!«, fiel ihm ein.
    »Was?«, riefen Joana und Maite gleichzeitig.
    »Ja, das Siegel war irgendwie aufgeschlitzt. Der Beamte war davon nicht gerade begeistert. Ich habe ihm dann erklärt, das Dutzende von Leuten an dieser Tür vorbeikommen, das wisst ihr ja selbst. Irgendjemand hätte das Siegel mit einem Schlüssel zerstören können, wahrscheinlich ein Verrückter, der auch Spaß dabei hat, Autos zu zerkratzen – oder ein Kind, was weiß ich schon? In der 328 war jedenfalls noch alles so, wie vor der Versiegelung. Für die Guardia Civil ist das Thema jetzt erledigt und für euch sollte das Gleiche gelten, also …«
    Maite und Joana wechselten einen Blick.
    »Ist es aber nicht!«, unterbrach ihn Joana und nahm die Bibel an sich. »Dieses Buch hier ist meiner Mutter heilig. Aber es lag in der Reisetasche des Toten, und da meine Mutter nicht auf meine Anrufe antwortet, werde ich sie jetzt suchen gehen!«
    Joana schnappte ihre Handtasche, stürmte aus dem Büro, und ließ ihren Chef mit heruntergeklappter Kinnlade zurück.
    Joana gab Kilian mit einem Wink zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. »Wir fahren zu ihr!«, entschied sie, mit wenig Raum für Widerrede.
    Während der Fahrt durch die Stadt konnte Joana vor Anspannung kaum stillsitzen, ständig wedelte sie mit der Hand vor der Windschutzscheibe, zum Zeichen, dass er schneller fahren sollte. Der Gedanke an Málaga beschäftigte Kilian kaum noch. Auch er wollte wissen, was Inmaculadas Bibel in der Reisetasche seines Bruders zu suchen hatte.
    Auf Höhe des Busbahnhofs klopfte Joana auf das Armaturenbrett. Kilian hielt in zweiter Spur und Joana sprang aus dem Auto, kaum dass der Wagen zu stehen gekommen war.
    Was nun?
    Kilian wartete und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Man kennt niemanden so gut, dass kein Raum für Überraschungen mehr übrig bleibt – das in etwa war der Sinn von Joanas Worten auf dem Rathausplatz gewesen. Gab es wirklich Dinge, von denen er nichts wusste? Ein Geheimnis, über das Xaver nie gesprochen hatte?
    Xaver war fünf Jahre jünger als er und hatte in München seinen eigenen Freundeskreis, Kontakte, die Kilian selbst nicht kannte und über die Xaver kaum jemals ein Wort verlor. Konnte es sein, dass Xaver sich einem seiner Freunde mehr anvertraut hatte als ihm, seinem eigenen Bruder? Wussten seine Kumpels daheim überhaupt schon von seinem Tod? Wie auch immer sich die Dinge entwickeln mochten, Kilian nahm sich vor, nach seiner Rückkehr in Xavers Bekanntenkreis zu recherchieren. Er würde einige seiner Freunde oder Kollegen in der Bank befragen, ob ihnen in letzter Zeit irgendetwas Sonderbares an Xaver aufgefallen war.
    Ein Klopfen an der Seitenscheibe ließ ihn aufschrecken. Joana.Eine Träne, so groß wie ein tropischer Regentropfen, rollte über ihre Wange. Kilian drückte auf eine Taste an der Fahrertür,

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