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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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darüber zu reden. Aber das war nun eigentlich auch egal. Inmaculada war tot. »Vergiftet«, so hieß es.
    Das Gespräch mit Inmaculada, das sie aus purer Rache geführt hatte, bereute sie inzwischen bitter. Inmaculada hatte ihr mehr Details aus der Nase gezogen, als ihr am Ende lieb waren. Hatte sie dabei auch seinen Namen verraten? Sie konnte sich kaum noch an Einzelheiten erinnern, nur dass sie die meiste Zeit hatte weinen müssen.
    Zumindest als sie dann auch Joana anrief, hatte sie sich im letzten Moment fangen können und einfach aufgelegt. Und jetzt war Inmaculada tot und nahm das Geheimnis um Carmen mit ins Grab. Ihm konnte das nur recht sein.
    Sie inhalierte tief und blies einen Rauchkringel Richtung Almuñécar.
    Hatte der plötzliche Tod Inmaculadas doch etwas mit ihm zu tun? Er stritt das zwar ab, sagte, er hätte ein Alibi, aber ganz ausschließen mochte sie es nicht. Sie durfte ihm nicht mehr alles glauben. Zu oft schon hatte er sie angelogen. Und im Hotel redete man nur noch von einem Mörder .
    Elena nahm einen Stein zur Hand und warf ihn über den Abhang. Sie hörte ihn dreimal aufschlagen, ehe er hinter den Gebäuden am Paseo de Velilla liegen blieb. Sie dachte an die vielen Beamten der Guardia Civil, die sich im Hotel herumtrieben. Suchten die etwa nach ihm? Ein Gefühl kroch ihr den Rücken hoch, wie sie es seit zwei Jahren schon nicht mehr verspürt hatte: panische Angst. Er mochte bei ihrem letzten Anruf behauptet haben, was er wollte, aber nur eines stand mit Sicherheit fest: Sie hatte Inmaculada ihr Geheimnis verraten und jetzt war Inmaculada tot. War er am Ende trotz all seiner Beteuerungen doch dafür verantwortlich? Falls ja, dann war sie gerade im Begriff, sich allein, in einer finsteren Nacht und an einem verlassenen Ort mit einem Mörder zu treffen!
    Mit einem Ruck erhob sie sich und drehte sich um. Sie sah nur das Gestrüpp und die Rückseite des Hotels, die schwach beleuchtet war. Die Zimmer lagen zum Großteil auf der Süd- und Westseite des Gebäudes. Kein Mensch war hier zu sehen. Gerade deswegen war das hier auch immer ihr Platz gewesen.
    Sie selbst wohnte in einem Zimmer der Personalunterkunft zusammen mit zwei anderen Mädchen und er bei seinen Eltern. Ganz ungestört waren sie nur hier oder in seinem Auto. Aber wollte sie das jetzt noch? Mit ihm ungestört sein ? Sie versuchte sich zu konzentrieren …
    Sie hatte ihm erst von dem Anruf bei Inmaculada erzählt, als diese bereits tot war. Er hatte es also nicht wissen können und keinen Grund gehabt, sie zu töten, es sei denn, Inmaculada hätte ihn damit konfrontiert, ihn bedroht und deswegen … Nein! Das war alles irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Sie beruhigte sich etwas. Sie wusste zwar nicht, weshalb der Deutsche und Inmaculada gestorben waren, aber das herauszufinden, war ja auch Aufgabe der Guardia Civil.
    Sie blickte zum Hotel zurück und sah nochmals auf die Leuchtziffern ihrer Uhr. Zwanzig Minuten nach zwölf. Sie fragte sich, ob sie ihn anrufen sollte, ließ es aber bleiben. Sie musste gelassener werden. Elena warf noch einen Stein über den Abgrund. Eins … zwei … drei … TOCK.
    Vielleicht hatte er ja noch rasch ein paar Dinge organisiert: Bier, etwas zu essen und Marihuana für ein nächtliches Picknick, so wie in früheren Zeiten. Aber als er ihr plötzlich wie aus dem Nichts gegenüberstand, mit leeren Händen, zur Faust geballt, und sie in seine Augen sah, da wusste sie, dass sie immer noch viel zu naiv war, was ihre Beziehung anbelangte.
    Der Streit entflammte ansatzlos und es folgten unschöne Szenen, die sie durch ihre verweinten Augen wie aus einer anderen Perspektive wahrnahm, so als würde sie im Fernseher einer Schauspielerin zusehen.
    Seltsam war auch, dass er nicht laut wurde wie sonst immer. Aber was die restlichen unnützen Rituale anbelangte, so blieb alles beim Alten: Sie hämmerte gegen seine Brust. Er schubste sie weg. Sie schrie ihn an. Er hielt ihr den Mund zu. Sie wich zurück. Er stellte ihr nach, wollte sie am Kragen packen und herrschte sie an, mit niemandem jemals wieder ein Wort über die Sache zu verlieren.
    »Zu spät«, antwortete sie, obwohl es gelogen war und spuckte ihm ins Gesicht. Rasend vor Wut stieß er sie von sich. Viel heftiger als vorhin.
    Sie stolperte.
    Versuchte das Gleichgewicht zu halten.
    Und stürzte …
    Im ersten Moment wunderte sie sich, warum sie nicht auf dem Boden aufschlug. Immer lauter blies der Wind an ihren Ohren vorbei, zerrte an ihrem Rock, ihrer

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