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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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glücklichen Augenblicke vergingen.
    John wollte nicht weg.
    »Wir müssen gehen.«
    John wich zurück und klammerte sich mit den Armen an die Bank.
    George machte ihn los und zerstrubbelte ihm das Haar. Der Junge stapfte über den silbrigen Holzsteg. Sein Stimmchen drang durch den Wind: »Ich mag Southport, Dad.«
    »Wir kommen wieder, Sohn.«
     
    Der blinde George drehte sich auf den Rücken und sagte: »Aber das haben wir nicht getan, oder?«
    Ein Passant kniete sich neben ihn und schob eine Hand unter Georges Kopf. Es war ein junger Mann. Sein Haar war gegelt und stand ab wie bei einem Seeigel. Er trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Wings«. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke.«
    »Sie haben keine Schuhe an.«
    »Die muss ich in Southport gelassen haben.«
    Der junge Mann setzte sich auf den Boden und zog seine Turnschuhe aus. »Ziehen Sie die an.«
    George konnte nichts sagen oder einwenden. Er schaute bloß zu, wie dieser stachelige Helfer sich abmühte, ihm seine Schuhe anzuziehen. Sie waren weiß mit knallroten Streifen. Gleich darauf ging der junge Mann davon, als sei er verlegen. Hinten auf seinem T-Shirt stand: »World Tour«.
    Wo mag er jetzt hingehen, fragte George sich. Dann joggte er nach Trespass Place – mit so sportlichen Dingern an den Füßen hätte es albern ausgesehen, zu gehen.

10
    NICK FUHR MIT dem zitronengelben VW Beetle seiner Mutter zum Kloster Larkword. Ihr rotes Köfferchen lag auf dem Beifahrersitz. Nachdem er sich mehrmals verfahren hatte, kam er am Spätnachmittag zu einer Reihe Eichen, die mit weitem Abstand auf ein kolossales Tor zustrebten. Die Torflügel standen offen. Über einem Hang mit Rhododendronbüschen sah er einen Kirchturm mit buntem Ziegeldach aufragen.
    Die Pforte war nicht besetzt, obwohl der Telefonhörer neben dem Apparat lag. Leise war daraus ein Rufen zu hören: »Hallo?« Nick lauerte den Flur entlang und erschrak, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
    »Waren Sie mal bei den Pfadfindern?«
    Der Mönch war alterslos alt und trug ein schwarzes Habit mit weißem Skapulier. Ein Stück ausgefranste Plastikschnur war mit einer Schleife um seine schlanke Taille gebunden. Ein weißer Flaum ließ seinen rasierten Schädel trotz seiner Kantigkeit schwammig wirken.
    »Ich war Sippenführer«, antwortete Nick stolz.
    »Als ich noch ein Junge war«, sagte der Mönch und hakte seine Daumen hinter dem Gürtel ein, »hat Baden-Powell mir ein Geheimnis über die Befreiung von Mafeking erzählt.«
    »Wirklich?«
    Aus dem Telefon rief es: »Hallo?«
    Der Mönch schaute den Hörer an wie eine seltsame Frucht und legte ihn zurück auf die Gabel. »Die Buren standen, bis an die Zähne bewaffnet, vor den Stadttoren …«
    Ein leises Hüsteln brachte Nick um die Enthüllung. »Danke, Sylvester.«
     
    Pater Anselm ging mit Nick nach draußen. Der Mönch wirkte viel jünger als der Anwalt, den er in Erinnerung hatte. Wie bei dem Vertrauten Baden-Powells hatte das asketische Leben offenbar auch bei ihm den normalen Alterungsprozess ausgesetzt. Vermutlich war er über vierzig. Sie waren sich einige Male im Büro seiner Mutter auf dem Korridor begegnet. Er hatte den leicht zögernden Gang eines Jungen, der auf dem Podium sein Fleißkärtchen abholt, nachdem alle schlauen Schüler schon wieder auf ihren Plätzen sitzen. Kurzes, zerzaustes Haar und eine runde Brille verstärkten den verwunderten Blick. Das weiße Skapulier flatterte wie eine lange Serviette auf dem ausgefransten, schwarzen Habit.
    »Meine Mutter hatte ein Geheimnis«, sagte Nick. Sie saßen sich an einem Tisch im Kräutergarten gegenüber. Er stellte das Köfferchen seiner Mutter zwischen sie. »Sie wollte es mir sagen. Aber als ich bereit war, ihr zuzuhören, war es schon zu spät.«
    Der Mönch nahm seine Brille ab, wie manche Patienten ihre Hose ausziehen. Er wirkte seltsam verletzlich.
    »Zufällig fand ich in diesem Buch einen versteckten Schlüssel«, erzählte Nick.
    Er reichte Die Nachfolge Christi hinüber. »Ich fürchte, das Gekritzel stammt von mir. Malübungen, als ich fünf war oder so.«
    Pater Anselm schlug das Buch auf und musterte eingehend den leeren Ausschnitt. Gedankenversunken schloss er das Buch und öffnete es wieder, um sich die Stelle anzuschauen, wo der Schlüssel gelegen hatte. Dann schaute er auf das Deckblatt und las die Widmung: »Für Elizabeth von Schwester Dorothy in der Hoffnung, dass dieses hervorragende Büchlein ihr immer ein Freund sein wird.«
    »Kennen Sie sie?«, fragte

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