Patient Null

funktionierten ausgezeichnet. Die Verbindung war so klar, als ob Church hinter mir stand und mir ins Ohr flüsterte.
    Ich lieferte rasch meinen Bericht ab und vergaß auch nicht die verschlossene Tür und das Blut.
    »Lassen Sie es für den Moment gut sein. Hierhin haben wir momentan noch keinen Videofeed. Außerdem keinerlei Informationen über kabellose Gerätschaften. Audiosignal fluktuiert, aber funktionstüchtig. Vermutlich ein Störsender. Was macht Ihr Team?«
    »Narbengesicht patrouilliert den Gang entlang. Joker hält Aussicht, der Rest des Teams ist am Eingang.« Ich entschloss mich, die Spitznamen zu verwenden, die ich ihnen gleich zu Anfang gegeben hatte. Joker, Narbengesicht, Sergeant Mecki und Hulk. »Lufttemperatur knapp über dem Gefriergrad. Kühlaggregate. Bitte bestätigen.«
    »Bestätigt.« Es herrschte eine kurze Pause. Wir dachten beide darüber nach, wie der nächste Schritt aussehen sollte. Dann meinte Church: »Ihre Entscheidung, Cowboy. Kommen Sie nach Hause, machen Sie einen Spaziergang oder lassen Sie eine Party steigen.«
    »Verstanden.« Ich wog meine Optionen ab. »Werde weiter spazieren gehen. Alle Optionen weiterhin offen. Bitte bestätigen, dass Amazing in Position ist.« Amazing war unsere Abkürzung für Amazing Grace, also Major Courtland.
    »Bestätigt.«
    »Cowboy out.« Ich klopfte auf den Kommunikator, um den Team-Kanal einzulegen. »Narbengesicht, bitte melden.«
    Keine Antwort, noch nicht einmal ein Klicken.
    »Narbengesicht … Cowboy hier. Hören Sie mich?«
    Nichts. Scheiße. Ich blickte den Gang entlang, konnte aber nichts erkennen.
    »Hulk und Mecki, kommen Sie zu mir. Aber leise.«
    »Alles klar, Cowboy.«
    Ich bewegte mich so schnell, wie es die Umstände erlaubten, den Korridor entlang. An der Gabelung hielt ich inne und sah Bunny die Wand entlangschleichen. Top Sims befand sich nur zwei Schritte hinter ihm.
    »Narbengesicht ist da hinunter und antwortet nicht«, sagte ich und berichtete rasch von der zugeschlossenen Tür und der Sprengladung.
    Bunny runzelte die Stirn. »Falle?«
    Top drehte sich zu ihm. »Wenn es wie eine Ente schnattert und auch wie eine Ente aussieht, dann …«
    »Sind wir geliefert, Boss?«, wollte Bunny wissen und schaute sich um. »Die Sache an der Tür hätte ja genauso eine Vorführung der Arschlöcher sein können. Und wir dachten, wir spielen mit ihnen.«
    »Sieht so aus«, antwortete ich. »Aber bis wir uns sicher sind, dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren: Informationen sammeln und heil wieder rauskommen.«
    »Heil wieder rauskommen gefällt mir am besten«, meinte Bunny.
    »Mir auch«, stimmte Top zu und warf mir einen ernsten Blick zu. »Ollie zu verlieren, ohne dass Schüsse abgefeuert wurden, ist merkwürdig. Finden Sie nicht auch?«
    »Kann man so sagen.«
    »Wir wissen immer noch nicht, wer der Maulwurf ist, Captain«, gab er zu bedenken.

    »Verstanden, First Sergeant, aber meine Leute sind und bleiben unschuldig, bis ich vom Gegenteil überzeugt wurde.«
    Top starrte mich einige Sekunden lang intensiv an, ehe er widerwillig »Ja, Sir« sagte.
    »Ich will die Unterhaltung ja nicht stören«, unterbrach uns Bunny. »Aber ich glaube, wir haben jetzt andere Sorgen. Tut mir leid, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Ich bin ja nur ein bescheidener Staff Sergeant, und Sie beide haben höhere Ränge.«
    »Dann halt gefälligst deine bescheidene Sergeant-Schnauze, Bauernjunge«, meinte Top mit einem Lächeln.
    Bunny rieb sich die Augen. »Mann. Was ist das bloß für ein beschissener Tag!«
    Ich wies mit dem Kopf in die Richtung, in die Ollie verschwunden war. »Hauptziele der Mission haben sich nicht verändert. Beobachten und abwarten. Keine Schüsse, außer wenn ich es befehle. Selbst dann dürfen Sie nicht einfach drauflosballern. Aber jetzt suchen wir erst mal Ollie.«
    Wir machten uns auf den Weg. Nach etwa drei Viertel des Weges öffnete sich schlagartig eine Tür direkt vor uns, und ein Mann in einem weißen Kittel kam heraus, den Kopf konzentriert über ein Klemmbrett gebeugt. Er befand sich keine eineinhalb Meter von Top entfernt.
    Wir konnten uns nirgendwo verstecken. Der Mann sah auf, und seine Augen weiteten sich. Er öffnete den Mund, und ich konnte sehen, wie er tief Luft holte und sich seine Brust hob. Er wollte schreien. Aber Top stürzte sich bereits auf ihn und trat mit der Stahlspitze seines linken Schuhs zu. Er hatte den Solarplexus des Mannes gut getroffen. Der Kerl sackte in sich