Patient Null
immer völlig irreal zu sein.
Mir gegenüber standen mindestens zwanzig Monster. Top und Bunny fanden sich der gleichen Anzahl gegenüber, waren aber zu zweit. Der Gang war so eng, dass wir uns nirgendwo hätten durchzwängen können. Das bedeutete aber auch, dass sie sich nur in Paaren auf uns stürzen konnten, Schulter an Schulter. Sie hatten keine Möglichkeit, uns zu umzingeln, uns durch ihre Überzahl zu überwältigen. Das Magazin meiner 9-mm-Beretta zählte fünfzehn Patronen, die für die ersten acht Wiedergänger reichten. Die erste Kugel feuerte ich in die Brust, um sie aufzuhalten, und die zweite ins Gehirn. Nach der Frau kamen zwei Geschäftsmänner in Anzügen an die Reihe, gefolgt von einem Obdachlosen in zerfetzten Lumpen. Die letzte Patrone streckte einen kleinen Jungen nieder.
Ich wechselte das Magazin so schnell es ging, die Bewegung rund, ohne Haken. Schließlich hatte ich jahrelange Erfahrung darin. Aber selbst das reichte kaum, um mich vor ihnen zu retten. Eine Mittzwanzigerin, die nach einer Doktorandin aussah, kletterte über einen Haufen Wiedergängerleichen und ging in die Hocke, um sich auf mich zu stürzen, als ich die Pistole wieder hob. Mein Schuss traf sie mitten im Hals und schleuderte sie gegen die anderen, die nach ihr kamen und nach vorne drängten. Ich hatte noch Zeit, um genau zu zielen, und schon war sie Geschichte. Dann der Nächste und der Nächste und der Nächste …
Hinter mir hörte ich Bunny. »Scheiße, Scheiße, Scheiße …« Er rief das Wort immer wieder, während er seine Knarre leerpumpte und sein Magazin wechselte. Top kämpfte, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Aber ich glaubte den Terror zu spüren, den auch er bei jedem abgefeuerten Schuss empfand.
Ich tötete zwei weitere Wiedergänger. Der Gang war inzwischen vollgestopft mit den Überresten der Zombies. Die Monster dahinter mussten sich erst über die Leichen hinwegkämpfen,
die den Korridor so gut wie blockierten. Ich hatte das zweite Magazin leergeschossen und suchte krampfhaft nach dem dritten. Aber meine Hände zitterten, so dass ich es beinahe fallen ließ. Dann hatte ich es sicher in den Händen, schob es irgendwie in die Beretta, hob die Knarre und …
»Frei!«, brüllte Top, und ich drehte den Kopf. Die beiden hatten die Wiedergänger auf ihrer Seite dezimiert. Der Weg war frei.
Ich zögerte nicht.
»Los!« Ich stieß sie vor mir her, und wir kletterten über die Leichen. Top hielt nach vorne hin Ausschau, während ich uns den Rücken deckte. Wir stolperten mehr oder weniger geschickt durch den Pulverdampf über die weichen Überreste der Wiedergänger. Eine Hand schoss unter dem Haufen Toter hervor und klammerte sich um Tops Knöchel. Ich trat mit voller Wucht dagegen, und Top feuerte eine Salve in den Haufen. Vielleicht traf er, vielleicht auch nicht. Zumindest ließ die Hand Top los.
»Das ist so … so was von krank«, stammelte Bunny, als er einen dicken Mann in einem Bowling-Hemd beiseiteschob. Unsere Hammer-Anzüge waren von oben bis unten mit Blut verschmiert. Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir und drehte mich blitzartig um. Die Angst schoss mir durch den Körper wie ein Stromschlag.
»Sie kommen«, schrie ich, als der Erste der Wiedergänger den Wall der Leichen auf der anderen Seite erklommen hatte. Ich kniete mich hin und feuerte zwei Schüsse ab. Sein erschlaffender Körper schloss die Lücke und schenkte uns so weitere wertvolle Sekunden.
Wir rannten. Vor uns öffnete sich plötzlich eine Tür, und ein Mann mit einer AK-47 in der Hand stellte sich uns in den Weg. Es war der Gleiche, der sich mit dem Polizisten die Wortschlacht geliefert hatte. Top verpasste ihm zwei Kugeln, ehe er überhaupt Atem holen konnte.
Dann gabelte sich der Gang erneut. Links befand sich eine Sackgasse, rechts eine offen stehende, riesige Stahltür. Ein Mann wollte sie gerade zuziehen, als Bunny sich auch schon auf ihn stürzte, ihn an Haaren und Schultern ergriff und mit dem Gesicht zuerst gegen die Wand schleuderte. Dann landete er drei Volltreffer in die Nieren. Der Mann stöhnte und sackte in sich zusammen. Wenn er es überlebte, würde er die nächsten vier Wochen Blut pinkeln.
»Hinein mit ihm«, befahl ich. Top gab uns Rückendeckung, während Bunny den Kerl wie einen Sack Reis in den Raum zerrte. Wir stellten uns seitlich auf, um auf Kreuzfeuer vorbereitet zu sein und sahen uns vier weiteren Kerlen gegenüber. Es handelte sich um ein großes Labor mit mehreren Dutzend
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