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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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sich am Metallgeländer der Brücke fest, um nicht umzufallen, als das Labor auf einmal um fünfundvierzig Grad nach links zu schwanken schien.
    »Sebastian, wo bleibst du?«, flüsterte sie und folgte dem Sekundenzeiger auf der Wanduhr über ihr.

105
    Liberty Bell Center Samstag, 4. Juli / 12:00 Uhr
     
    Alles um mich herum schien stillzustehen, um sich dann bizarr langsam weiterzubewegen. Während die First Lady ebenfalls zu klatschen begann, als die neue Liberty Bell enthüllt wurde, schob Andrea Lester neben ihr auf dem Podium die Hand in eine ihrer Kostümtaschen. Zur gleichen Zeit ließ Grace ihr Telefon fallen, zog ihr Jackett zurück und fasste nach ihrer Pistole. Agent O’Brien hielt noch immer den Detonator in die Luft.
    Ich hatte meine Pistole gezückt.
    Dann hörte ich meine eigene Stimme. Sie brüllte irgendetwas, aber ich hatte keine Ahnung, was.
    Die Anwesenden drehten sich alle zu mir um, und jeder Agent im Saal begann nach seiner Waffe zu greifen.
    Ich wagte es nicht, auf O’Brien zu zielen, da die First Lady in der Schusslinie stand. Auf dem Podium bewegte sich Andrea Lester auf sie zu. Etwas in ihrer Hand blitzte auf, und dann sah ich das Messer. Es konnte nicht aus Stahl sein, denn das hätte der Secret Service sofort gefunden; vermutlich war es aus Polymer oder Porzellan. Diese Materialien waren ähnlich scharf, aber für einen Metalldetektor unsichtbar.

    Mit einem Schrei warf sich die Glockengießerin auf die First Lady. »Allah akbar!«
    Ich zielte auf Andrea Lester und traf sie in die Brust. Die Kugel warf sie um, aber es gelang ihr trotzdem, das Kleid der First Lady am Ärmel aufzuschlitzen.
    Dann brach die Hölle los. Die Leute fingen hysterisch zu schreien an. Innerhalb weniger Sekunden herrschte völlige Panik im Saal. Ich bahnte mir unsanft einen Weg zum Podium, um auf O’Brien zielen zu können, der sich in dieselbe Richtung bewegte. Die zwei Agenten, die er vor einer Minute k. o. geschlagen hatte, rappelten sich inzwischen wieder auf und folgten ihm auf den Fersen. Einer von ihnen versuchte, sich auf ihn zu werfen, während der anderen seine Pistole zückte. Dann erreichte ich die Menschenmenge vor dem Podium und verlor den Sichtkontakt zu O’Brien.
    Schüsse fielen vom anderen Ende des Podiums. Ich sah, wie der Agent mit der Pistole in sich zusammensackte, während ich Rudy und den Innenminister beiseitestieß. Dann drehte ich mich um. Die Schüsse stammten nicht von O’Brien, sondern kamen von meiner Linken. Dann sah ich Ollie mit gezückter Pistole, wie er sich rasch vorwärtsbewegte und dabei zweimal feuerte, ehe sich Menschen zwischen ihn und mich drängten. Hatte er den Agenten erschossen? Jeder schien auf einmal eine Pistole in der Hand zu halten. Es hagelte überall Kugeln. In dem Durcheinander war es unmöglich, den Überblick zu behalten, und schon bald wusste ich nicht mehr, wer vom Secret Service und wer möglicherweise Mitglied der Terroristengruppe war. Es herrschte das völlige Chaos.
    Ich drehte mich blitzschnell um und versuchte O’Brien zu finden. Als ich ihn und den anderen Agenten endlich in der Menge ausgemacht hatte, sah ich, wie Blut aus dem Hals des Agenten lief, ehe auch dieser zu Boden ging. O’Brien drehte sich wieder zum Podium um, den Detonator noch immer in der Hand.

    Und dann fiel bei mir der Groschen.
    Es war die Glocke.
    »Den Raum abschließen!«, brüllte ich und hob erneut die Pistole. Erst jetzt bemerkte ich, dass die First Lady noch immer auf dem Podium stand. Andrea Lester lag auf dem Boden, und einer der Bodyguards der First Lady befand sich regungslos neben ihr. Tot. Weitere Agenten stürmten auf das Podium zu – die Knarren gezückt -, um die Frau des Präsidenten zu beschützen. Kugeln hagelten von jeder erdenklichen Richtung auf uns ein, und ich sah, wie Agenten in blauen Jacketts wahllos auf Zivilisten schossen. Ein Mann in einer bunten kurzen Hose stand schießbereit vor einigen Kongressabgeordneten, während ein Secret-Service-Agent in seiner Nähe versuchte, einem Pressereporter eine Plastikpistole zu entwinden. Ich musste unbedingt zum Podium gelangen, um einen Überblick zu gewinnen. Außerdem musste ich verhindern, dass dieser O’Brien das Podium erreichte und auf den Auslöser drückte.
    Grace eilte links an mir vorbei und verschwand in der Pressemenge. Plötzlich stürzten mehrere Agenten auf die First Lady zu und drängten sie in Richtung der Tür, die Colby uns kurz vorher gezeigt hatte. In der Verwirrung vergaßen sie

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