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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Woche aus dem Universitätskrankenhaus entlassen. Sie hatte mich darum gebeten, jeden Tag eine Weile mit ihr zu reden. Ich war bereitwillig einverstanden. »Es geht nicht um Therapie, in keiner Weise, in keiner Form«, erklärte sie mir. Sie wollte nur mit jemandem schwierige Themen besprechen. Zum Teil wegen Naomi war es zwischen uns schnell zu einer starken Bindung gekommen.
    Es gab keine weiteren Informationen, keine Hinweise mehr über Casanovas Verbindung zum Gentleman in Los Angeles. Beth Lieberman, die Reporterin bei der Los Angeles Times, weigerte sich, mit mir zu sprechen. Sie verhökerte ihre heiße literarische Ware in New York.
    Ich wollte nach L. A. fliegen, um mich mit Beth Lieberman zu unterhalten, aber Kyle Craig bat mich, es nicht zu tun. Er versicherte mir, ich wisse alles, was die Reporterin der Times über den Fall herausbekommen habe. Ich mußte jemandem vertrauen; Kyle vertraute ich.
    An einem Montag nachmittag gingen Kate und ich im Wald am Wykagil River spazieren, wo sie die beiden Jungen gefunden hatten. Es war immer noch unausgesprochen, aber wir schienen in dieser Sache jetzt gemeinsam zu arbeiten. Auf jeden Fall wußte niemand mehr über Casanova als Kate. Es wäre so nützlich gewesen, wenn sie sich an mehr erinnert hätte. Die kleinste Einzelheit hätte ein Hinweis sein können, der alles aufschloß. Kate wurde still und ungewöhnlich gedämpft, als wir in den finsteren, bedrückenden Wald im Osten des Wikagyl River kamen. Das Ungeheuer in Menschengestalt konnte dort lauern, konnte vielleicht eben jetzt im Wald herumstreifen. Vielleicht beobachtete er uns.
    »Früher bin ich so gern in solchen Wäldern herumgelaufen. Brombeerranken und hübscher Sassafras. Überall Kardinale und blaue Häher auf der Suche nach Nahrung«, erzählte mir Kate beim Gehen. »Es erinnert mich an meine Kindheit. Meine Schwestern und ich sind jeden Tag in einem Bach wie dem hier geschwommen. Nackt, was unser Vater verboten hatte. Alles, was mein Vater streng verboten hatte, wollten wir unbedingt machen.«
    »Diese Schwimmerfahrung muß Ihnen etwas genützt haben«, sagte ich. »Vielleicht hat sie Ihnen dabei geholfen, sicher durch den Wykagil zu kommen.«
    Kate schüttelte den Kopf. »Nein, das war reine Dickköpfigkeit. Ich hatte geschworen, an jenem Tag nicht zu sterben. Diese Befriedigung hätte ich Casanova nicht gegönnt.« Mein Unbehagen hier im Wald behielt ich für mich. Meine Beklommenheit hing damit zusammen, daß dieser Wald und das Farmland um ihn herum mit einer unglücklichen Geschichte verbunden waren. Früher hatte es hier überall Tabakfarmen gegeben. Sklavenfarmen. Das Blut und die Knochen meiner Ahnen. Die unerhörte Entführung und Unterwerfung von über vier Millionen Afrikanern, die nach Amerika gebracht worden waren. Sie waren entfuhrt worden. Gegen ihren Willen.
    »Ich kann mich an nichts in diesem Gelände erinnern, Alex«, sagte Kate. Ich hatte vor dem Aussteigen aus dem Auto ein Schulterhalfter umgeschnallt. Kate war zusammengezuckt und hatte beim Anblick der Waffe den Kopf geschüttelt. Aber abgesehen von dem klagenden Blick protestierte sie nicht. Sie begriff, daß ich der Drachentöter war. Sie wußte, daß es hier draußen einen echten Drachen gab. Sie hatte ihn kennengelernt.
    »Ich erinnere mich daran, daß ich weggelaufen bin, in einen Wald wie den hier entkommen bin. Hohe Carolinakiefern. Viel Licht drang nicht durch, es war unheimlich wie eine Fledermaushöhle. Ich erinnere mich deutlich daran, wie das Haus vor meinen Augen verschwand. Sonst kann ich mich nicht an viel erinnern. Ich sperre mich dagegen. Ich weiß nicht einmal, wie ich in den Fluß gekommen bin.«
    Wir waren etwa drei Kilometer von der Stelle entfernt, an der wir das Auto abgestellt hatten. Jetzt wanderten wir nach Norden, hielten uns an den Fluß, in dem Kate bei ihrer wunderbaren, »dickköpfigen« Flucht getrieben war. Jeder Baum, jeder Strauch streckte sich unbarmherzig nach dem schwindenden Sonnenschein.
    »Das erinnert mich an die Bacchantinnen«, sagte Kate. Ihre Oberlippe verzog sich zu einem ironischen Lächeln. »Der Triumph finsterer, chaotischer Barbarei über kultivierten menschlichen Verstand.« Wir hatten das Gefühl, gegen eine hohe, unnachgiebige Flut aus Vegetation anzurennen.
    Ich wußte, daß sie versuchte, über Casanova und das Schreckenshaus zu reden, in dem er die anderen Frauen gefangenhielt. Sie versuchte, ihn besser zu verstehen. Wir versuchten es beide. »Er wehrt sich dagegen,

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