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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der mit sich selbst gesprochen hat. Wenn er nicht der Gentleman ist, dann ist er ein großartiger Imitator.«
    In den nächsten Stunden wechselten wir uns bei der Beobachtung von Rudolphs Versteck ab. So bekamen wir beide etwas Schlaf. Gegen sechs Uhr morgens traf ich mich mit dem FBI-Team, und sie gaben mir ein kleines Walkie-talkie für den Fall, daß wir eilig miteinander reden mußten. Ich fragte mich immer noch, wieviel von dem, was sie wußten, sie mir gesagt hatten. Als Dr. Rudolph schließlich wieder nach draußen kam, war es nach eins am Samstag nachmittag. Der silberblaue Nebel vom Meer hatte sich schließlich aufgelöst. Häher kreisten und schrien über uns. Unter anderen Umständen wäre es ein hübscher Ort für ein Wochenende in den Bergen gewesen.
    Dr. Rudolph säuberte sich in einer weißgetünchten Außendusche hinter dem Haus. Er war muskulös, mit einem Bauch wie ein Waschbrett, und sah beweglich und fit aus. Er war äußerst attraktiv. Er sprang und tänzelte nackt herum. Seine Haltung wirkte etwas förmlich. Der Gentleman.
    »Er ist so unglaublich selbstsicher, Alex«, sagte Kate, während wir Rudolph vom Wald aus beobachteten. »Sieh ihn dir nur an.«
    Alles wirkte sehr merkwürdig und rituell. Gehörte der Tanz zu seinem Auftritt? Zu seinem Muster?
    Als er mit dem Duschen fertig war, ging er über den Hinterhof zu einem kleinen Wildblumengarten. Er pflückte etwa ein Dutzend Blumen und brachte sie ins Haus. Der Gentleman hatte seine Blumen! Was jetzt?
    Um vier Uhr nachmittags kam Rudolph wieder aus der Hintertür des Blockhauses heraus. Er trug enge schwarze Jeans, ein schlichtes weißes T-Shirt mit Brusttasche und schwarze Ledersandalen. Er stieg in den Range Rover und fuhr zum Highway 1. Nach etwa drei Kilometern auf der Küstenstraße bog er zu einem Restaurant und Cafe namens Nepenthe ab. Kate und ich warteten auf dem sandigen Randstreifen, dann folgten wir dem Range Rover auf einen großen, vollen Parkplatz. Aus in den Bäumen versteckten Lautsprechern dröhnte »Electric Ladyland« von Jimi Hendrix. »Vielleicht ist er bloß ein typischer, geiler Arzt aus Los Angeles«, sagte Kate, als wir schließlich auf den Parkplatz fuhren und nach einem Abstellplatz suchten.
    »Nein. Er ist tatsächlich der Gentleman. Er ist unser kalifornischer Schlächter.« Ich war mir dessen sicher, nachdem ich ihn in der Nacht und heute beobachtet hatte.
    Im Nepenthe war viel Betrieb. In erster Linie füllten es gutaussehende Leute in den Zwanzigern und Dreißigern, aber außerdem ein paar alternde Hippies, von denen etliche sechzig oder älter waren. Überall sah man ausgewaschene Jeans, die neuesten Bademoden von der Westküste, bunte Sandalen und teure Wanderstiefel. Und außerdem eine Menge attraktiver Frauen, stellte ich fest. In allen Altersstufen, allen Größen, allen ethnischen Kategorien. Denn zum Küssen sind sie da.
    Ich hatte schon von Nepenthe gehört. In den Sechzigern war es ein heißer, berühmter Schuppen gewesen, aber schon lange davor hatte Orson Welles den begehrenswerten, atemberaubend schönen Landsitz für Rita Hayworth gekauft.
    Kate und ich beobachteten, wie Dr. Rudolph sich an der Bar benahm. Er war höflich. Ein Lächeln für den Barmann. Gemeinsames Gelächter. Er sah sich um und musterte mehrere attraktive Frauen. Sie waren aber offenbar nicht attraktiv genug. Er schlenderte hinaus auf eine große Feldsteinterrasse mit Blick auf den Pazifik. Aus einer teuren Anlage erklang Rockmusik aus den Siebzigern und Achtzigern. The Grateful Dead. The Doors. The Eagles. Das hier war wirklich Hotel California. »Was für ein wunderschönes Fleckchen, Alex. Was zum Teufel er auch vorhaben mag.«
    »Auf sechs hat er es schon gebracht. Er sieht sich nach Opfer Nummer sieben um«, sagte ich. Weit unten, an einem unzugänglichen Strand, sahen wir Seelöwen, braune Pelikane, Kormorane. Ich wünschte mir, Dämon und Jannie wären hier und könnten sie sehen, und ich wünschte mir, ich wäre unter ganz anderen Umständen hier. Auf der Terrasse nahm ich Kates Hand. »Damit es so aussieht, als gehörten wir zusammen«, sagte ich und zwinkerte ihr zu.
    »Vielleicht ist es ja so.« Kate zwinkerte übertrieben zurück. Wir beobachteten, wie Rudolph sich einer umwerfenden Blondine näherte. Sie war der Typ des Gentleman. Anfang Zwanzig.
    Wohlgeformt. Schönes Gesicht. Sie war außerdem Casanovas Typ, ging mir unfreiwillig durch den Kopf. Ihr welliges, sonnengebleichtes Haar reichte bis zur schmalen Taille.

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