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Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille

Titel: Paul Bremer - 07 - Schrei nach Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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zu tun für die, die man liebt.
     
    Würdest du alles für mich tun
    Nein
    Das heißt du liebst mich
    Ja

4
    Sophie hatte schon seit Jahrhunderten keine Eier mehr gekocht zum Frühstück. Aber sie wußte noch genau, wie Sascha sie am liebsten mochte: Das Eigelb mußte flüssig, das Eiweiß hatte fest zu sein. »Ich hasse weißen Glibber.« Also vier Minuten. Länger durften die Eier nicht kochen. Und weniger auch nicht.
    Sie köpfte das erste Ei. Weißer Glibber. In den Kompost damit. Das nächste Ei war perfekt. »Nur für dich«, sagte sie und stellte das Ei zum Gedeck links vom Fenster. Rechts saß sie. Sie selbst aß keine Eier. Sie mochte sie weder weich noch hart.
    Draußen regnete es. Durch das gekippte Fenster hörte sie die Tropfen auf die Äste und Bäume trommeln, abprallen, zu Boden fallen. Zwei Spatzen hatten sich unter die schützende Tanne geflüchtet und saßen tschilpend auf dem unteren Ast. Listen to the rhythm of the pouring rain. Nichts konnte friedlicher sein.
    Das Frühstück war die einzige Zeit des Tages, in der sie allein waren. Charles kam ewig nicht aus dem Bett und frühstückte nicht, nur eine Gauloise und einen Becher Kaffee, schwarz, ohne Zucker.
    »Noch Tee?« Sie goß nach und rückte die Schale mit dem frisch getoasteten Brot einladend nach links.
    Wie schön sie war. Aber sie mochte es nicht, wenn man sie zu lange ansah. Oder zu intensiv. Dann ließ sie die langen blonden Haare vors Gesicht fallen, so daß sie ihre Augen verhüllten. Ihre Nase. Ihre Wangenknochen. So wie jetzt.
    »Ißt du noch was?«
    Sophie hatte Zettel und Bleistift neben sich liegen und schrieb »Quark« unten auf den Zettel, auf dem schon alles mögliche stand, es war schon wieder nichts mehr im Kühlschrank.
    »Kann ich abräumen?«
    Sie wartete die Antwort nicht ab. Mit soviel Appetit war in diesem Haus lange nicht mehr gegessen worden. Sie spürte der wohligen Wärme nach, die sich in ihrem Magen ausbreitete und die sie fast euphorisch machte.
    Alles war gut. Und es störte sie auch nicht mehr, daß sie schon wieder vor dem Kühlschrank stand und nicht wußte, was sie suchte. Sie hatte den Einkaufszettel fest in der Faust. Das war das wichtigste.
    Draußen hielt ein Wagen. Sie sah aus dem Fenster. Ein Paar in Regenkleidung durchsuchte die schon mehrfach durchgewühlte Sperrmüllhalde am Straßenrand. Man ging ihr aus dem Weg hier im Dorf, aber man war sich nicht zu fein, in ihren Abfällen zu stöbern.
    Die nächste Attacke war sicher bald fällig. Aber das konnte ihr nichts anhaben. Jetzt nicht mehr.

5
    Die Pressekonferenz sollte erst in einer Dreiviertelstunde beginnen. Dennoch machte es DeLange nervös, daß die Getränke noch nicht auf dem Tisch standen. Er war müde und schlechter Laune. Dabei galt Felis Zustand als stabil, und der Besuch mit den Kindern am Morgen war nicht allzu dramatisch verlaufen, wenn man von der Tatsache absah, daß drei heulende Frauen ihn schlichtweg überforderten.
    Er schlief nicht gut. Und der Anruf gestern bei seinem alten KÜL hatte die Stimmung auch nicht gerade gehoben.
    »Jo, natürlich, du kannst jederzeit bei mir anrufen, nur im Moment …«
    Er hatte mit Ernst Zobel über den Fall Raabe reden wollen – und darüber, was ihn irritierte an den Ermittlungen damals.
    »Weißt du, sie ist friedlich gegangen, aber ich kann noch keinen klaren Gedanken fassen. Es war erst gestern.«
    Ja, natürlich. Klar. Ich verstehe. DeLange hatte sich viel zu umständlich entschuldigt und ein hölzernes »Herzliches Beileid« gemurmelt, bevor er das Gespräch beendete. Er hatte Ernst Zobel um seine lange glückliche Ehe beneidet. Und nun fragte er sich, ob das Alleinsein nicht auch seine Vorteile hatte. So mußte man sich wenigstens vor dem Tod eines anderen nicht fürchten.
    »Herr Lange, wenn ich Sie etwas fragen dürfte?«
    Wer hat die denn schon reingelassen? »DeLange«, hätte er fast geknurrt. Großes D, kleines E, großes L. Soviel Zeit muß sein. Aber sie war klein, niedlich, hatte eine Spange im dunklen Haar, riesige milchkaffeebraune Augen und hielt ein Blöckchen in der Hand.
    »Ich bin Bettina Schneider und arbeite …«
    Als Volontärin beim Urwaldboten. Er kannte das schon. Sie waren immer niedlich, hielten stets ein Blöckchen in der Hand und hatten nie auch nur den Schimmer einer Ahnung.
    »… als Praktikantin.« Für wen oder was, hatte er nicht mitgekriegt. Aber das war auch egal. Er diktierte ihr ein paar glasklare Sätze zu den Nachteilen von Fast ID für die Gauner

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