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Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse

Titel: Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinssen
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aus. Er gab sich Mühe, lässig und entspannt zu wirken.
    Sie nahm den Faden wieder auf. »Was soll’s«, sagte sie. »Wir sind hier unter uns. Falls du vorhaben solltest, irgendetwas von dem, was ich dir erzähle, an die Presse weiterzuleiten, leugne ich sowieso, jemals mit dir gesprochen zu haben.«
    Paul behielt seine betont entspannte Haltung mühsam bei und wog den Kopf. »Du spielst auf Blohfeld an, habe ich Recht?«
    Sie nickte und musterte ihn dabei aufmerksam: »Ich habe schon vermutet, dass du wieder für ihn arbeitest.« Sie schaute ihm direkt in die Augen und sagte dann scharf: »Ich kann diese Art von Reportern nicht ausstehen. Blohfeld ist meiner Meinung nach nicht vertrauenswürdig.«
    »Er hat eine ziemlich schroffe Art«, räumte Paul ein. »Aber ich kann nicht behaupten, jemals schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht zu haben. Er hält Wort.«
    Der Blick der Staatsanwältin blieb misstrauisch. »Wie dem auch sei. Halte deinen Reporterfreund da bitte vorerst heraus.«
    Paul stimmte zögernd zu. »Abgemacht. – Also: ich höre!«
    Die Staatsanwältin räusperte sich. »Es gibt einen zweiten Unfall, an dem möglicherweise etwas faul ist«, sagte sie.
    Paul konnte sich denken, auf was sie anspielte. Im Nu saß er wieder aufrecht im Stuhl: »Du sprichst vom Dürerhaus. Von dem Arbeitsunfall …«
    »Arbeitsunfall … ja«, wiederholte sie bedeutungsvoll und hob provozierend die Brauen. »So kann man es mit viel Phantasie aussehen lassen. – Aber es gibt auch hier Ungereimtheiten.«
    Abermals schien sie zu zögern und darüber nachzudenken, ob sie Paul nicht besser hinausschicken sollte. Doch er nickte ihr beschwörend zu.
    »Der Schreiner ist an schwersten inneren Verletzungen gestorben. Um sich die zuzuziehen, hätte er nacheinander von einem Dachbalken erschlagen werden, die Treppen hinunterstürzen und einen Stoß Dachziegel auf den Kopf bekommen müssen.« Sie legte eine Pause ein. »Der Mann war seit über dreißig Jahren im Beruf. Und dann stirbt er ausgerechnet auf dem Bau?«
    Paul wurde von einer tiefgreifenden Unruhe erfasst. Einerseits war er dankbar, dass sie ihn an diesen Informationen teilhaben ließ. Andererseits wurde er mehr und mehr zum Mitwisser in einer bizarren Angelegenheit, die kein gutes Ende haben würde. Konnte es nicht doch einfachere Erklärungsmodelle geben? »Vielleicht war es Nachlässigkeit, gerade weil all die Jahre nie etwas passiert ist und er in seiner Routine übermütig geworden war.«
    »Den Gedanken hatte ich zunächst auch. Aber es gibt Anhaltspunkte, die einen zweifeln lassen.«
    »Mach es nicht so spannend.« Paul trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Schreibtischplatte.
    »Erstens war er hoch verschuldet. Um präzise zu sein: Er stand kurz vor der Insolvenz.«
    »Du denkst an Selbstmord?«
    »Augenblick bitte. Warte mein Zweitens ab: Es konnten Spuren von Haaren und Fasern sichergestellt werden.«
    Paul wusste jetzt zweifelsfrei, dass er eine Verbündete gefunden hatte. Noch dazu eine, die im Gegensatz zu Blohfeld auf der richtigen Seite des Gesetzes stand. Dann aber machte er einen Fehler. Einen entscheidenden, über den sich Paul im Nachhinein maßlos ärgerte: »Okay. Ich bin gespannt auf die Einzelheiten, Katinka. «
    Eine ausdrucksvolle Strenge breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und ging zur Tür.
    Paul fragte hektisch: »Wirst du mir etwas über diese Spuren erzählen?«
    Katinka stand bereits im Flur. »Wohl kaum.«
    Paul überlegte fieberhaft, wie er sie doch noch mit seinem Charme einwickeln könnte.
    »Wenn du mich jetzt fragst, ob ich heute Abend schon etwas vorhabe, dann sage ich dir erst recht nichts«, fügte sie hinzu.
    Paul zuckte ertappt zusammen und sagte beschwichtigend: »Entschuldige. Ich hatte nicht vor, dich um den Finger zu wickeln.«
    »Nein?« Sie blieb stehen, neigte den Kopf und lächelte ihn an. Als könnte sie Pauls Gedanken lesen, erkundigte sie sich mit Unschuldsmiene: »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie dieser Filmschauspieler?«
    »Dustin Hoffman?«, witzelte Paul.
    »Nein, nein.«
    »Peter Falk?«
    Katinka Blohm stemmte die Fäuste in ihre Hüften und schaute zu ihm auf. »Nein, du hast da so eine angedeutete Ähnlichkeit: Die Augen immer ein wenig von dunklen Furchen umschattet, das Haar verstrubbelt. Diese frechen, feinen Linien um den Mund – sie spotten der Welt.« Ihre Brauen zogen sich zusammen, während sie ihn weiter eingehend musterte. »Dann ist

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