Paul sucht eine Frau
Bett liegen gesehen hat, nur gesagt: »Ich weiß gar nicht, was ich hier mache. Du kommst doch auch ohne mich klar.« Danach hat sie ihre Aufgaben mit stoischer Ruhe erledigt. Paul hat nicht viel gesagt, um sie nicht noch mehr zu reizen.
Irgendwann teilt Harry die Mannschaft in zwei Teams für ein kleines Testspiel ein. Paul ist zuerst irritiert, da es ihm so vorkommt, als hätten sie eben erst mit dem Training begonnen.
Beim Spiel versucht Paul angestrengt, den ein oder anderen Ball zu fangen. Er will nicht noch Harry weiter gegen sich aufbringen. Aber so sehr er sich abmüht – es gelingt ihm nur selten. Ständig wird er angerempelt, muss den anderen Spielern hinterhersehen, wenn sie an ihm vorbeifahren. Drei mal wird er mitsamt seinem Stuhl umgehauen – neuer Testspiel-Rekord! Harry schreit ihn die ganze Zeit an, davon wird es natürlich nicht besser.
Nach dem Training passt Harry Paul und Nico ab.
»Mensch, Paul. Hast du eigentlich den Arsch offen! In der zweiten Liga warst du einer der besten Stürmer! Jetzt kommst du zu uns in die Regionalliga und bringst gar nichts mehr auf die Reihe.«
Was soll er darauf antworten? Mag stimmen, was Harry sagt. Aber im Grunde ist ihm das alles gerade egal.
»Lara hat einen Freund«, schaltet Nico sich ein.
»Die Assistentin? Ach komm, und deswegen stellt er sich so an? Was bist du, Paul? Mann oder Maus.«
»Maus«, sagt Nico, bevor Paul irgendetwas entgegnen kann.
»Jetzt fall du mir nicht auch noch in den Rücken.«
»Ist er groß?«, fragt Nico. »Vielleicht kannst du dem Typ einfach ein paar auf's Maul geben und gut ist.«
Paul sieht Nico ungläubig an.
»Wie sieht er denn aus? Möglicherweise kannst du mit deinen Muckis punkten?«
»Durchtrainiert ist er selber«, sagt Paul. »Und er sieht auch sonst aus wie ein Alpha-Männchen.«
»Beruf?«, fragt Harry.
»Ich glaube, er macht irgendwas mit Finanzen.«
»Aha!«
»Was?«, fragt Nico.
»Na, diese Lara, die macht doch auf Filmemacherin. Künstlerin und so.«
»Ja, und.«
»Ihr Freund kommt aus der Businesswelt. Das kann nicht ewig gutgehen. Er sieht vielleicht gut aus und kann sie gut versorgen, aber irgendwann wird ihr das trotzdem langweilig.«
Interessant, denkt Paul. Harry denkt ganz ähnlich, wie er.
»Und ihm geht es genauso. Eines Tages hat er ihr Gelaber von Kunstausstellungen und Opernbesuchen satt. Außerdem regt es ihn auf, dass sie nicht ernst nimmt, was er im Job erreicht hat. Da kapiert er, dass sie sich eigentlich nichts zu sagen haben. Und dann ist da auf einmal so eine junge, hübsche Praktikantin in seiner Firma, die zu ihm aufschaut. Und in deren Armen er sich endlich mal wieder wichtig fühlt. Und, bumm ...«
»Was bumm ?«, fragt Nico.
»Solche Fälle kenn ich aus meiner Zeit als Privatdetektiv. Würde mich nicht wundern, wenn dieser Typ schon längst was nebenbei am Laufen hätte.«
»Langsam. So schmierig wirkte dieser Martin auch wieder nicht«, sagt Paul.
»Martin, so, so. Das hat nichts damit zu tun, ob er nett ist«, sagt Harry. »Aber als Kerl braucht er Anerkennung. Ist ein schleichender Prozess. Ich hab das wirklich oft genug gesehen bei meinen Ermittlungen.«
»Wartet mal«, sagt Nico. »Das ist es doch!«
Harry und Paul sehen ihn verwirrt an.
»Warum beschattest du den Typ nicht einfach?«
Harrys Mundwinkel hellen sich sofort auf.
»Meinst du? Auf meine alten Tage? Na ja. Eingerostet bin ich noch nicht.«
»Seid ihr jetzt alle verrückt geworden!«, sagt Paul.
»Also ich find die Idee gut«, sagt Harry.
»Ich nicht!«
»Keine Angst. Ich stell dir das nicht in Rechnung. Auf meine alten Tage – wenn ihr mich nett bittet – dann könnte ich eine kleine Observation starten.«
»Ja!«, sagt Nico.
»Nein!«, sagt Paul.
Doch Harry lächelt nur und geht in Richtung Ausgang.
Als Paul nach Hause kommt, klingelt gerade das Telefon. Es ist seine Mutter.
»Gute Nachrichten, Junge«, begrüßt sie ihn.
»So?«
»Dein Vater hat am Freitag einen Termin in der Hautklinik, wegen seines Ausschlags.«
Ist das wirklich das, was seine Mutter unter einer guten Nachricht versteht?
»Aha.«
»Ja, in Heidelberg. Das heißt, ich kann am Morgen bei dir vorbeikommen. Das dauert bestimmt ein, zwei Stunden, bis er dran kommt.«
»Aha«, sagt Paul. »Und wann ist der Termin?«
»Acht Uhr. Da bist du doch nicht an der Uni, oder? Nicht wenn deine Mutter kommt.«
»Äh, nein. Bin ich nicht«, sagt Paul.
Allerdings ist Lara um diese Uhrzeit noch bei ihm. Wie soll er ihre
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