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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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fast tat er ihr schon wieder leid, wie er so dasaß und sie aus melancholischen Augen ansah, als würde er einsam durch die sibirische Steppe laufen. Sie hielt es kaum aus, ihn so anzuschreien, aber er hatte sie wirklich verletzt.
    „Es ist alles nicht so einfach, weißt du“, sagte er leise.
    „Das ist es doch nie. Aber bisher habe ich dich so kennengelernt, dass du dich davon nicht abschrecken lässt, die Dinge zu tun, die du für richtig hältst.“
    Sven schaute ihr lange in die Augen. Unter seinem Blick verflüchtigten sich die weiteren Vorwürfe, die ihr auf der Zunge lagen.
    „Vielleicht sollten wir morgen ausführlicher darüber reden. Das heute ist dein Fest. Sorry, dass wir hier eine ungeplante Vorstellung gegeben haben. Ich bring Bene jetzt mal heim und komme morgen früh vorbei.“
    Jetzt griff er erneut nach ihrer Hand und sie ließ sie in seiner liegen. „Morgen erzähl ich dir die ganze Geschichte, in Ordnung?“
    Paula nickte stumm und irgendwie hilflos. Ihre Wut war verraucht. Zurück blieb eine leere Enttäuschung in ihrem Inneren und eine zugeschnürte Kehle.
    Sie sah, wie Sven sich durch die Menschenmenge im Flur zwängte und hörte wenig später die Tür ins Schloss fallen. Nach einer Weile kam Annemarie in die Küche geschlichen. Sie schenkte ihr ein weiteres Glas Sekt ein. Paula fragte: „Wusstest du das?“
    Annemarie schüttelte nur den Kopf und prostete Paula stillschweigend zu.
    Nach zwei weiteren Gläsern Sekt fühlte sich Paula, als würde sie langsam über den Dingen schweben. Jemand hatte ihre alte Anlage in Betrieb genommen und die Musik so weit aufgedreht, wie es die Bässe hergaben. Zwischendrin bekam sie mit, dass die Polizei klingelte, aber Ralf erledigte die Beschwerde souverän an der Tür. Ach, zur Polizei muss ich sowieso, dachte Paula, also was soll‘s.
    Später tanzte sie, wie sie noch nie in ihrem Leben getanzt hatte, und fiel irgendwann um drei, als die letzten Gäste gegangen waren, verschwitzt, verwirrt und todmüde ins Bett.

Kapitel 24
     
    Als Paula wach wurde, warf sie sich in ihren Bademantel und rannte aus dem Haus. Sie musste sehen, ob sie alles nur geträumt hatte. Nein, da lag es, ihr Haus, herausgeputzt wie für ein Tourismusmagazin. Frau Matussek werkelte bereits im Garten und nickte ihr zu. Nicht übermäßig freundlich, aber immerhin. Herr Matussek kam vorgefahren mit seinem Uralt-Kombi und lud einige Kisten mit Blumensetzlingen aus. „Eigentlich ist jetzt keine Pflanzzeit, aber Erna sagt, das können wir nicht auf uns sitzen lassen.“ Er nickte in Richtung ihres Vorgartens. Paula kicherte. Tja, vielleicht war ihr Haus jetzt die Keimzelle der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“. Schaden würde es nichts ...
    Sie gab den Ziegen Futter und erzählte ihnen ein bisschen von der Party. „Vielleicht fällt ja später noch was für euch ab“, versprach sie.
    Dann stieg sie schnell unter die Dusche, denn sie wollte fertig sein, wenn Sven kam. Als sie vergeblich versuchte, ihren Tränensäcken mit einer Feuchtigkeitscrème zu Leibe zu rücken, klingelte es. Plötzlich war sie aufgeregt wie ein Schulmädchen nach den großen Ferien.
    Es war Sven, der aussah, als hätte er die Nacht kein Auge zugetan. Er drückte sie kurz. Paula war enttäuscht, kein Kuss? Wieder machte sich zwischen ihnen diese feine, ihr schon wohlbekannte Spannung breit. Ach je, dachte sie traurig, wo sind meine und seine Flügel von gestern geblieben? Dann rief sie sich zur Besinnung. Ans Küssen war sowieso nicht zu denken, bevor sie nicht die ganze Wahrheit kannte. Dann würde sie weitersehen.
    Stillschweigend machten sie sich an die Aufräumarbeit. Irgendwann legte Paula Bob Marley auf, weil sie die Stille nicht mehr ertrug. Dann setzte sie einen Espresso auf und schäumte Milch auf – Irgendjemand hatte sogar ihren Kühlschrank gefüllt –, und sie zog Sven an den Küchentisch. „Also, schieß los.“
    Sven wurde noch blasser. „Komm, ich möchte dir etwas zeigen.“
    Na gut, Paula wurde noch aufgeregter, zog ihre bequemen Treter an, warf einen bedauernden Blick auf den Cappuccino, schnappte sich den Hausschlüssel und salutierte.
    Er blickte sie unsicher an und wagte sich an ein schiefes Lächeln, sagte aber nichts. Als sie draußen waren, ergriff er ihre Hand und führte sie in Richtung Wiesen. Sie kamen am See vorbei, Sven zog sie schweigsam weiter nach rechts in ein kleines Eichenwäldchen, das im blauen Licht des Vormittags richtig mystisch wirkte. Paula hätte sich

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