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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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schon gemacht. Aussichtslos. Nur diese Krauterbude hier hat noch Autos.«
    »Zahlt doch der Ver…« Ups. Fast hätte ich mich verplappert. »Äh. Ist doch Urlaub. Da können wir uns mal was leisten.«
    |57| Langsam wurden die anderen Urlauber unruhig. Ein Mann, der etwas älter als ich war, trat an mich heran und sagte: »Das macht
     keinen Sinn. Es
ist
einfach teuer. Entweder Sie nehmen jetzt ein Auto oder nicht. Wir würden nämlich auch gerne noch.«
    Ich nickte. Fünf Minuten später hatte Nina unter fortgesetztem Protest einen Vertrag unterschrieben – der Wrangler war unser.
     »Wenn schon, denn schon«, kommentierte sie. Eine Karte oder gar ein Navigationssystem gab es allerdings nicht dazu. Wir erstanden
     einen zerfledderten, aber immerhin deutschsprachigen Marco-Polo-Reiseführer für zwanzig Euro in der »Butik«. Nina war mittlerweile
     dem Herzkasper nah. »Unter
all inclusive
habe ich mir was anderes vorgestellt«, sagte sie.
     
    Bimbo lag schon auf der Rückbank, während meine Kollegin den etwas angeschlagenen neongrünen Wagen, der über dreißigtausend
     Kilometer auf dem Buckel hatte, skeptisch umrundete.
    »Wenigstens ein Cabrio«, sagte ich, um die positive Seite der Sache hervorzuheben. Dabei wischte ich mir den Schweiß von der
     Stirn. Es würde ein sehr heißer Tag werden. So oder so.
    »Es stinkt«, sagte Nina, als sie ohne Diskussion auf dem Fahrersitz Platz nahm. Das stimmte. Obwohl das Auto offen war, roch
     es aus seinem Inneren nach Klärwerk. Nina holte ein Deo aus der Handtasche und sprühte den gesamten Inhalt in den Fußraum.
     Danach roch es nach einem Klärwerk, das direkt neben einer Chanel-Fabrik stand.
    »Wohin?«, fragte ich.
    »Suchen wir erst mal den Strand.«
    Birgit und Jens fielen mir ein, die sich als Reiseführer angeboten hatten. »Ich hab da ein Pärchen kennengelernt. Nette Leute.
     Die kommen häufiger hierher. Sie könnten uns vielleicht die Insel zeigen. Was meinst du?«
    Nina starrte mich verblüfft an, sah dann auf die Uhr. »Du hast Leute kennengelernt? Seit wann bist du wach?«
    |58| »Kurz nach acht. Eigentlich schon seit halb fünf, als die ersten anfingen, lautstark ihre Besitzansprüche anzumelden.«
    »Großer Gott.«
    »Halb so wild.«
    Sie sah durch die zerkratzte Windschutzscheibe auf den Hotelparkplatz. »Eigentlich ist mir nicht nach fremden Leuten.«
    »Mir auch nicht. Aber wir würden einen guten Eindruck bekommen. Und die beiden sind wirklich okay. Allerdings. Er hatte einen
     Schlaganfall und kann sich seitdem nichts mehr merken. Das ist ein bisschen seltsam.«
    Nina gluckste erst und hielt sich dann die Hand vor den Mund. »Wie schrecklich. Wie alt sind die beiden?«
    »Anfang vierzig.«
    Sie öffnete den Mund, sagte aber erst nichts. Und dann, eine halbe Minute später: »Meinetwegen.«
     
    Birgit freute sich sichtlich, als sie in den Wagen kletterte, und es schien ihr auch nichts auszumachen, sich neben Bimbo
     quetschen zu müssen, der darauf überhaupt nicht reagierte. Jens studierte seine Notizen, sah mich aber fragend an.
    »Ich bin Nikolas«, sagte ich. »Wir haben uns beim Frühstück kennengelernt.«
    Er blätterte in seinen Unterlagen, dann nickte er.
    »Und das ist Nina Blume, meine Kollegin.« Nina stand neben dem Wagen und rauchte eine. Sie nickte höflich, widmete ihre Aufmerksamkeit
     aber in der Hauptsache einer großen Beule über dem hinteren linken Radkasten.
    »Was wollt ihr sehen?«, fragte Birgit, womit sie den Beschluss verkündete, dass wir uns duzen würden.
    »Was gibt’s denn zu sehen?«, fragte Nina und stieg wieder ein.
    Birgit setzte eine Sonnenbrille auf, was sie um fünf Jahre verjüngte. Ihr strohblondes Haar, das beim Frühstück einen schütteren
     Eindruck auf mich gemacht hatte, glänzte in der Sonne, und |59| ihr Teint ging ins Bronzefarbene. »Wenn ihr den Strand noch nicht kennt, wäre das vermutlich ein gutes Ziel für den Anfang.«
    Wir durchkurvten hitzeflirrende 60er-Jahre-Neubauviertel, kamen an Kneipen vorbei, die für Warsteiner und andere deutsche
     Biersorten warben, sahen vereinzelte Palmen, die nicht sonderlich fröhlich wirkten, und hielten schließlich in einer Nebenstraße.
     Um uns herum standen drei- oder vierstöckige Appartementhäuser, die einen unbewohnten Eindruck machten. Überall waren die
     Jalousien herabgelassen. Nach einigen Minuten Fußmarsch und meiner Schätzung nach mindestens fünf Kilometer vom Hotel entfernt
     (im Hotelprospekt war von »tausend Metern Entfernung zum

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