payback: thriller (German Edition)
wie Mace fand – mysteriöse Weiher, in denen sich schon so lange Geheimnisse angesammelt hatten, dass sie keine Überraschung mehr widerspiegelten. Sie hatte dieselbe Haut wie ihre Mutter, sowohl was die Beschaffenheit als auch was die Farbe betraf – ein Braun, golden wie die Crema eines Espressos. Wenn er nach Spuren seiner eigenen Gene in ihrem Mienenspiel, ihren Bewegungen oder dem Neigen ihres Kopfes suchte, konnte er keine entdecken. Andere Dinge schon: ihre Sturheit, ihr Temperament, ihre leichte Reizbarkeit. Allerdings zeichnete all dies auch ihre Mutter aus. Wenn er Christa so betrachtete, hatte er manchmal den Eindruck, Oumou habe sie allein gezeugt. Sie war das einzige Kind, das sie haben konnten, und das verlieh ihr besondere Rechte.
Mace nahm ihre Hand und zog sie näher an den Kofferraum. An der Schachtel war Blut zu sehen. Das Kätzchen mit der blutenden Wunde starrte zu ihnen nach oben, öffnete das Maul, um zu miauen, brachte aber keinen Ton heraus. Christa streckte die Hand aus, um es zu berühren. Bohrte einen Finger in sein Fell.
»Vorsichtig, ma puce «, sagte Oumou. »Sie sind verletzt.«
»Warum?«, fragte Christa.
»Jemand hat ihnen weh getan«, sagte Mace.
Das Kätzchen öffnete sein Maul, rot wie eine offene Wunde. Stumm.
Den ganzen Weg die Halbinsel entlang nach Hause sprach Christa kein Wort.
8
»Ich lass euch nur schnell raus«, erklärte Mace, während sie auf den Sicherheitsbeamten warteten, der das Tor zurückschob, um sie hereinzulassen. Seit drei Tagen funktionierte die Elektronik nicht. Der Mann ließ sich Zeit, lächelte sie an und winkte Christa zu, als ob er keine Eile kennen würde. Mace biss die Zähne zusammen, zwang sich aber dazu, nichts zu sagen.
»Trinkst du keinen Kaffee mehr mit uns?«, fragte Oumou.
Mace schüttelte den Kopf. »Hab ein Treffen.«
»Mit diesem Mann und seinem Jungen?«
»Ja.«
»Es ist nicht deine Aufgabe, sie zu beschützen.«
»Es geht um einen Gefallen. Ich schulde Ducky Donald noch was.«
Oumou erwiderte nichts und sah ihn auch nicht an, als sie durch das Tor fuhren. Lavender Mews: hübsche weiße Doppelhäuser, BMW s, SUV s, Kombis entlang des Bürgersteigs, Spielzeuge in den Vorgärten, leuchtend bunte Blumenrabatten. Eine Straße identischer Stadthäuser, das ihre in der Mitte der Reihe. Eine Schachtel zwischen Schachteln, wie Mace fand. Schmuck und sauber und hygienisch. Nur dass ihr Haus keine Blumenrabatte hatte und der Rasen mal wieder gemäht werden musste. Details, die Mace nicht wahrnahm. Es war die Art von Haus, in dem keiner von ihnen wohnen wollte.
»Ich mag das alte Haus nicht«, sagte Oumou und stieg aus. »Ich hab ein schlechtes Gefühl dabei.«
»Lass uns später darüber reden«, meinte Mace und ließ mit einem Klicken den Kofferraumdeckel hochgehen, um die Schachtel mit den Kätzchen herauszuholen. »Denk nach, und stell dir nur vor, was man alles damit machen könnte.«
»Ich muss nicht darüber nachdenken.«
Fünf Minuten später dachte Mace darüber nach. Und wie er Oumou von dem Haus überzeugen konnte. Sie wollte umziehen, er wollte umziehen, endlich raus aus dem Vorort. Das war ihre Gelegenheit. Nur dass sie das nicht einsah. Sie wollte ein Haus aus Beton, Glas und Chrom.
Er schob den Gedanken beiseite. Was ihn den ganzen Nachhauseweg wesentlich mehr beschäftigt hatte, war der Anruf auf Oumous Handy gewesen. Er verließ die hübschen kleinen Vorortstraßen und bog in die Main Road Richtung Blue-Route-Highway ab. Die Bergkette diesig vor blauem Hintergrund. Es musste Sheemina February gewesen sein. Warum, wusste er nicht. Er hatte nur das Gefühl, dass sie so tickte. Irgendwie musste sie seinen Namen herausgefunden haben.
Die Abfahrt führte ihn auf eine dreispurige Autobahn. Mace fuhr schneller als erlaubt und blendete auf, wenn man ihm nicht rasch genug auswich. Sie musste jemanden beim Handyprovider kennen, der ihr die Nummer gegeben hatte. Nicht nur seine Nummer, sondern die seiner Frau. Kein Grund anzunehmen, dass Sheemina February nicht die richtigen Kontakte hatte. Wenn für ihn ein Anruf genügte, um zu erfahren, wer Oumou auf diese Weise belästigt hatte, dann konnten für sie zwei Anrufe genügen, um Oumou ans Telefon zu bekommen.
Auf dem Wynberg Hill wählte Mace Matthews Nummer. Dieser meldete sich mit einer Stimme, als hätte er gerade eine Reihe toter Kätzchen von der Wand gelöst.
»Hast du mit Sheemina February Kontakt gehabt, seitdem wir uns getroffen haben?«, fragte
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