Peacemaker

abgelaufen ist, werden die Menschen in den Vereinigten Staaten sehen, wie böse unsere Feinde tatsächlich sind.«
    »Nur dass es nicht unsere Feinde sind, die alle auf dieser Bohrinsel töten. Sondern du.«
    »Nicht in den Augen des Präsidenten der Vereinigten Staaten und der übrigen Welt. Bei dieser Übung ist Mr Timken Abu Nasir, einer der meistgesuchten Aufständischen in Mohan. Und sobald diese Bohrinsel zerstört ist, werden die Menschen in den Vereinigten Staaten aufwachen und erkennen, dass wir noch immer einen Krieg führen, der nicht gewonnen werden kann, indem man an Flughäfen ein paar Scanner aufstellt.«
    Parker seufzte, und sein Ärger wich Traurigkeit. »Ich habe deinen Patriotismus nie in Frage gestellt, Gideon. Nur dein Urteilsvermögen. Ich weiß, dass du es gut meinst. Aber du musst gestoppt werden. Und da du jetzt hier bist, hoffe ich, du wirst einen gewissen Trost aus dem Wissen ziehen, dass du dein Leben für dein Land opferst.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte Gideon. »Lass mich raten. Du bist der Glückliche, der es in einer von diesen orangefarbenen Rettungsinseln von der Bohrinsel schafft.«
    »Irgendjemand muss ja die Geschichte erzählen.« Parker zuckte mit den Achseln. »Und dass ich ein derart traumatisches Erlebnis überstanden habe, wird meiner Glaubwürdigkeit nicht schaden.«
    Gideon deutete mit einem Nicken auf Timken. »Und wie erklärst du ihn?«
    »Den Aufzeichnungen in der Botschaft in Kota Mohan zufolge habe ich einen Bodyguard auf die Bohrinsel mitgenommen. Sein Name lautet Orville Timken. Wir haben Quittungen, Flugdaten, Bildmaterial aus Überwachungskameras und unzählige andere Beweise für seine Anwesenheit auf der Bohrinsel.«
    »Und was ist mit Timkens Männern? Werden die unter ›Kollateralschaden‹ verbucht?«
    »Ich habe dir doch gesagt, wir verhandeln nicht. Die Uhr tickt, und die Zeit kann nicht angehalten werden. Ich wünschte, das Ganze wäre anders ausgegangen. Wirklich. Ich denke immer noch an die beiden Jungs zurück, damals in Virginia, deren Vater mein bester Freund war, und werde sehr traurig.« Sein Blick schweifte einen Moment in die Ferne ab. »Ihr wart wie Söhne für mich. Beide.« Parkers Augen füllten sich mit Tränen, als er Gideon ansah, als sei es das letzte Mal. Dann drehte er sich zu Timken um und sagte: »Stecken Sie ihn zu den anderen.«
    VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL
    Kate und Big Al brauchten nur ein paar Minuten, um die Dateien zu finden, die Cole Ransom für die Obelisk angelegt hatte. Mehrere davon enthielten technische Modelle, die verschiedene Szenarien im Zusammenhang mit dem passiven Dämpfungssystem simulierten. Die Modelle waren komplex, und Kate war mit den Programmen, die Ransom benutzt hatte, nicht vertraut.
    Da die Programme langsam liefen, beschloss Kate, eines davon im Hintergrund zu laden, während sie eine Word-Datei mit dem Namen »Versagen der Obelisk-Stabilisierungsdämpfung« öffnete und zu lesen begann. Im ersten Absatz wurden die Bedingungen beschrieben, die das passive Dämpfungssystem versagen lassen würden. »Anhaltender Wellengang von mehr als zwölf Metern sorgt dafür, dass das Trägheitsmodul gegen die Aufnahmevorrichtung schlägt, was letztendlich zu Metallermüdung an den Verbindungsstellen J-7, J-3 und J-1 führt. Der daraus resultierende Schweißnahtbruch zieht einen katastrophalen Einsturz des betreffenden Bauteils nach sich (siehe Animation 1.1). Da es sich bei J-7, J-3 und J-1 um die am stärksten belasteten Punkte der Bohrinsel handelt, sorgen Kraftvektoren wie hier veranschaulicht dafür …«
    Sie überflog den Rest des Berichts. Er enthielt nichts, was Ransom ihr nicht schon am Telefon gesagt hatte. Plötzlich öffnete sich ein Fenster mit dem technischen Modell, das sie im Hintergrund geladen hatte. »Animation 1.1 geladen«, stand auf dem Monitor zu lesen.
    Dann erschien ein kleines CAD-Modell der Obelisk. Kraftvektoren und Belastungen, die auf verschiedene strukturelle Sektionen der Bohrinsel einwirkten, wurden ebenfalls gezeigt, wobei die jeweilige Farbe dem Druck entsprach, der auf dem betreffenden Bauteil lastete. Grün signalisierte die geringste Last, gefolgt von Blau, Gelb und Orange. Das größte Gewicht lastete auf den oberen Enden der Pfeiler, von denen die Bohrinsel gestützt wurde. Das war der Grund, weshalb Kate vermutet hatte, dass die Detonation einer Bombe im Lagerraum auf dem D-Deck den größten Schaden anrichten würde.
    Doch die mit dem hellsten Orange gekennzeichneten