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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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Prozent Fettanteil hat, während ich die Limonadenflaschen für das Kleine Zeug reserviere, weil es praktischerweise auch wie Limonade aussieht. Es gibt nicht viel Bedarf an Kleinem Glück, aber man kann es meist an Junkies verschachern, die für den nächsten Rausch auch höhere Beträge bezahlen.
    Die leeren Protein-Monster-Flaschen im Schrank sind für das Große Glück gedacht – wenn ich denn mal welches in die Finger bekommen würde.
    Nicht alle Wilderer benutzen leere Saftflaschen zur Lagerung ihrer Ware, aber sie sind weniger teuer als Sportflaschen, und durch die Etiketten kann ich die Glücks-Güteklassen leichter auseinanderhalten. Und außerdem kann man darin das Glück viel leichter übergeben. Man lässt nach der Geldübergabe bloß eine Saftflasche auf dem Tisch stehen, der Käufer nimmt sie mit, und niemandem fällt irgendwas auf.
    Glück kann man direkt injizieren – dann setzt die Wirkung viel schneller ein. Man kann es aber auch mit einigen anderen Getränken kombinieren und sich so einen Glückscocktail zusammenstellen. Oder man verwendet es statt der Milch beim Backen von Glücks-Brownies. Die meisten trinken es allerdings pur. Wenn die Leute wüssten, woher das Glück eigentlich kommt, würden sie es vermutlich auf eine andere Weise zu sich nehmen.
    Die Redewendung »sein Glück machen« trifft es ziemlich genau. Im wahrsten Sinne: Nachdem man das gestohlene Glück zu sich genommen hat, muss man es nämlich körperlich vollständig verarbeiten – bevor man das nächste Mal pinkeln geht. Ansonsten landet es schlicht in der Kloschüssel, an einem Busch oder läuft einem das Bein runter. Allerdings verschüttet man auf diese Art nicht alles: Der menschliche Körper besteht zu siebzig Prozent aus Wasser, und einige Spuren von Glück bleiben deshalb immer zurück. Und wer mit Glück geboren wurde, der verliert es niemals durch Schwitzen, Urinieren oder sonstige Ausscheidungsvorgänge. Es bleibt im System, bis ein Wilderer wie ich vorbeikommt.
    Wer hingegen nicht mit Glück geboren wurde, muss sich mit einem Schatten des Glückes anderer Leute zufriedengeben.
    Während das eigentliche Glückswildern nicht viel aufwendiger ist, als sich eine Erkältung einzufangen, ist die Umwandlung von Glück in ein Verbrauchsgut etwas komplizierter. Konkret bedeutet das: Damit meine Kunden das gestohlene Glück auch verwenden können, muss ich es aus meiner Blase extrahieren und verarbeiten. Dazu benutze ich einen Katheter und verbinde ihn mit mehreren Schläuchen, die wiederum an eine tragbare Zentrifuge angeschlossen sind. Dort wird das Glück dann vom Urin getrennt und über einen der Schläuche in einen Plastikbehälter geleitet.
    Es ist ein bisschen so, als ob man bei der Blutspende nur Thrombozyten abgibt – allerdings bekommt man danach weder einen Keks noch einen Stempel im Blutspender-Ausweis.
    Zugegebenermaßen ist das nicht unbedingt die angenehmste und hygienischste Methode, Glück zu extrahieren. Aber man verliert dabei nicht so viel Glück wie bei anderen, weniger effizienten Methoden. Bis weit in die sechziger Jahre hinein sammelten Wilderer ihren Urin in Glasflaschen, die mit einem Gummipfropfen und einem kleinen Kondensatorrohr darin ausgestattet waren. Dann erhitzten sie den Inhalt der Glasflasche mit einem Bunsenbrenner, ließen Urin und Wasser verdampfen, und das Glückssubstrat blieb zurück. Problematisch daran war, dass immer ein Teil des Glücks durch das Verdampfen verlorenging. Von den Nebeneffekten der hohen Hitzeeinwirkung auf das Glück ganz zu schweigen. Verbranntes Glück hat keinen guten Marktwert. Und es schmeckt fürchterlich.
    Dann kann man auch gleich den Urin pur trinken.
    Ich schnappe mir eine Super-Protein-Flasche, die nahezu bis zur Hälfte mit einer weißlichen Flüssigkeit gefüllt ist, die rein optisch stark an den Originalinhalt erinnert, und stecke die Flasche in meinen Lederrucksack. An der Tür halte ich noch einmal inne und hole noch eine Limonadenflasche mit Kleinem Glück, die ich auf dem Weg nach draußen dem Obdachlosen gebe.
    Die Geste ist zwar nicht gänzlich selbstlos, kommt aber dennoch von Herzen.
    »Was ist das denn?«, sagt der Obdachlose ohne eine Spur von Dankbarkeit.
    »Ein bisschen Glück.«
    »Glück?« Er hält die Flasche hoch und dreht sie hin und her. »Die ist ja nicht mal voll.«
    Manche Menschen wissen einfach nicht, wie man Dankbarkeit zeigt.
    »Hier.« Ich werfe ihm einen Fünf-Dollar-Schein hin. »Tu einen Schuss Tequila rein. Dann

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