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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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wieder, mit dem Rauchen anzufangen.
    »Herein.«
    Die Tür öffnet sich, und Doug kommt rein. Er hat ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als er zu dem Stuhl geht und dort seinen vielfarbigen Hintern parkt. »Was geht, Holmes?«
    »Mit meinem Blutdruck geht es aufwärts.«
    Wenn auch nicht mehr so oft wie früher, schaut Doug noch immer gelegentlich unangekündigt vorbei. Meist zu besonders unpassenden Zeiten. Wenn ich mich gerade mit der chinesischen Mafia herumschlage. Oder mir Pornos im Internet anschaue.
    »Du solltest das im Auge behalten, Holmes. Mein Vater hatte auch hohen Blutdruck.«
    Als Doug zehn Jahre alt war, starb sein Vater an einem Herzinfarkt, und seine Mutter zog ihn alleine groß. Ich glaube, das ist einer der Hauptgründe, aus dem er herkommt. Allerdings bin ich als Ersatzvater eine echte Fehlbesetzung. Ich bin ja eher der träge Hedonist mit Hang zum Vatermord.
    »Danke fürs Mitdenken«, sage ich. »Aber da passe ich.«
    »Harter Tag, Holmes?«
    »Nichts, womit ich nicht fertigwürde«, erwidere ich und kratze mich an der rechten Handfläche.
    »Sieht aus, als würdest du ein paar Leute treffen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es juckt in deiner rechten Hand: Das heißt, du wirst jemanden Neues treffen. Wenn es die linke Hand ist, bekommst du Geld.«
    Typisch. Ich glaube ihm zwar nicht, aber das Letzte, was ich gebrauchen kann, sind noch ein paar neue Leute. Das Geld hingegen hätte ich brauchen können.
    »Wenn es juckt, kann das alles Mögliche bedeuten«, meint Doug.
    »Erzähl keinen Mist.« Ich starre den Umschlag an, während ich mich frage, was er enthält. Vor Doug will ich ihn nicht öffnen, weil er garantiert auch einen Blick hineinwerfen will.
    »Aber es stimmt. Wenn die Füße jucken, gehst du auf Reisen. Juckt die Nase, setzt es Prügel.«
    Tja, das hatten wir alles schon.
    »Und wenn der Kopf juckt, hast du Glück.«
    In dem Fall glaube ich eher, dass man Läuse, Schuppenflechte oder ein Seborrhoisches Ekzem hat und ein gutes Shampoo zur Abhilfe braucht. Aber was weiß ich schon?
    »Also, Bow Wow, was ist los?«
    »Nichts«, antwortet er schulterzuckend und wirkt irgendetwas zwischen gleichgültig und schuldbewusst. »Ich hab dich nur vom Drake zurückkommen sehen und dachte mir, ich schau mal, ob du vielleicht Hilfe bei deinem Fall brauchst.«
    »Hast du mich etwa wieder verfolgt, Bow Wow?« Ab und zu erwische ich Doug dabei, wie er mich verfolgt und so offenbar versucht, seine Fähigkeiten als Privatdetektiv zu schulen.
    »Ich war bloß in der Gegend, Holmes. Du weißt schon: Hab mal geschaut, was so geht.«
    Doug lügt in etwa so gut wie Pinocchio. »Du darfst mir nicht mehr folgen.«
    Er antwortet nicht, und sein Gesichtsausdruck verwandelt sich in den eines ausgeschimpften Welpen.
    Ich muss gestehen, dass mir Doug trotz seines nervigen Hangs dazu, sich in meine Geschäfte einzuschleichen, ans Herz gewachsen ist. Was nicht zwingend eine gute Sache ist.
    Wenn dir Menschen ans Herz wachsen und du als Glücksdieb eine emotionale Bindung zu ihnen aufbaust, kannst du leicht Fehler machen. Oder riskieren, dass jemand verletzt wird.
    »Es geht dabei um Vertraulichkeit gegenüber meinen Klienten«, erkläre ich. »Das musst du respektieren.«
    »Ja, ich weiß. Ich wollte ja nichts Böses tun.«
    »Ich weiß. Und ich weiß deinen Eifer zu schätzen. Aber aktuell gibt es ein paar Sachen, um die ich mich allein kümmern muss.«
    Wir sitzen da und schauen einander an. Ich warte darauf, dass er meine Andeutung versteht. Er dagegen nickt im Takt eines weit entfernten Trommlers, den nur er hören kann, mit dem Kopf. Schließlich klatscht er sich auf die Knie und erhebt sich.
    »Tja, Bow Wow muss mal los.« Er dreht sich um, schlurft zur Tür und hebt eine Hand, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Bis später, Holmes.«
    Dann ist er weg.
    Ich stehe auf, um sicherzustellen, dass er auch wirklich verschwunden ist. Dann schließe ich die Tür wieder, verriegele sie und schüttle lächelnd den Kopf. Klar, Bow Wow ist manchmal zum Verzweifeln, und er braucht dringend eine gute Fee, die seine Klamottage überarbeitet, aber er hat das Herz am rechten Fleck.
    Vielleicht stört es mich deshalb nicht, wenn er vorbeikommt. Er erinnert mich an mich selbst in meiner Jugend.
    Schließlich greife ich nach dem Umschlag, drehe ihn in der Hand und frage mich, was darin ist und ob ich das tatsächlich herausfinden möchte. Aber weil ich nicht wirklich eine Wahl habe, reiße ich ihn auf und kippe den Inhalt auf

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