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Pechvogel

Pechvogel

Titel: Pechvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fuchs
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alle drei, eigentlich uns vier.«
    Richard sah sie stutzig an. Was würde da jetzt kommen? Hoffentlich nichts, was mit der Ausweitung ihrer Beziehung zu tun hatte.
    Gabi gab jedem ein Geschenk von gleicher Größe, etwa dem eines Handys, nur papierdünn.
    »Noch nicht auspacken«, sagte sie, »erst wenn ich es sage.«
    Richard hatte die Vermutung, dass es sich auch um einen Gutschein handelte. Es würde zu Gabi passen. Aber bitte nicht von Aldi.
    Gabi sah ihren Eltern und Richard ins gespannte Gesicht.
    »Jetzt! Auspacken!«, schrie sie.
    Richard erschrak und ließ das kleine Geschenk zu Boden fallen, hob es eilig wieder auf, da Gabis Eltern schon einen Auspackvorsprung hatten. Sie hielten, wie bei seinen Geschenken schon gesehen, nichts vom dezenten Öffnen eines Geschenks. Aber Richard konnte gerade noch aufholen und schaffte es, gleichzeitig mit den Fleischmanns das dünne Etwas vom Geschenkpapier zu befreien.
    Richard las. Es war eine Eintrittskarte.
    Eine Eintrittskarte für den Musikantenstadl mit Andy Borg, genauer für den Silvesterstadl mit Andy Borg in Innsbruck.
    Die Fleischmanns strahlten und sagten synchron: »Unsere Tochter ist die Beste.«
    Mutter Fleischmann neigte sich über Richard zu ihrer Tochter und gab ihr einen Kuss. Richard stand zum zweiten Mal an diesem Abend kurz vor der Bewusstlosigkeit.
    Er versuchte, seine Stimme wiederzufinden. Nicht nur der Zigarettenqualm und Frau Fleischmanns Geruchscocktail machten ihm zu schaffen, sondern nun auch Andy Borg.
    »Und, Richard, was sagst du? Ist das nicht ein tolles Geschenk?«, fragte Gabi.
    Richard wollte zum Sprechen ansetzen, Gabi ließ ihn aber nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe mir natürlich auch eine Karte gekauft, damit wir dieses tolle Ereignis zu viert erleben und feiern können«, sagte sie.
    Richard wollte erneut zum Sprechen ansetzen, doch ließ ihn Gabi nicht zu Wort kommen.
    »Da habe ich voll ins Schwarz getroffen, Richard, nicht wahr? Du darfst einen Abend bei toller Musik mit den drei Menschen verbringen, die du liebst. Besser geht’s doch nicht.«
    »Du hast vollkommen Recht, Gabi, besser geht’s nun wirklich nicht.«
     

Tiefkühlpizza
     
    Juni, vor drei Jahren
     
    Die Sonne strahlte, ein laues Lüftchen blies durch Münchens Gassen. Der ideale Tag, um in einem Café zu sitzen, die Leute zu beobachten und sich mit seiner besten Freundin zu treffen.
    »Hallo Sandra«, sagte Richard.
    Sandra warf ihm einen Luftkuss zu und setzte sich zu ihm.
    Richard bestellte eine Cola light, Sandra einen Cappuccino.
    »Es wurde aber auch Zeit, dass du dich aufraffst, um mit mir ausführlich über deine Beziehung zu Gabi zu sprechen. Die paar Bruchstücke, die du mir die letzten Monate erzählt hast, brachten mich nicht viel weiter. Richard, ich will doch wissen, was mit dir los ist, wie es dir geht.« Sandra wirkte sehr anteilsvoll.
    »Ja, Sandra, ich weiß. Dafür danke ich dir auch. Aber du kennst mich doch, es ist für mich nicht so einfach, über meine Beziehung zu Gabi zu sprechen. Oder eher meine Nichtbeziehung.«
«So schlimm schon?«
    »Noch schlimmer.«
    »Und ich trage eine Mitschuld.«
    Richard musste nicht lange überlegen, was Sandra damit meinte. Hätte sie ihn nicht vor gut eineinhalb Jahren mit auf diesen Faschingsball genommen, hätte er Sandra nie kennen gelernt und es hätte dieses Kapitel seines Lebens nie geschrieben werden müssen.
    Richard wischte Sandras Aussage und seine Gedanken mit einer Handbewegung weg.
    »Das letzte halbe Jahr war kaum mehr auszuhalten. Es begann ja schon Weihnachten und dann der Silvesterstadl mit Andy Borg und ihren Eltern.«
    »Als du mir das erzählt hast, musste ich schon lachen«, sagte Sandra. »Das war ja auch der Hit. Man bekommt von seiner Freundin zu Weihnachten eine Karte zum Musikantenstadl geschenkt und dazu noch die Eltern aufs Auge gedrückt.«
    »Ja, der Tag in Innsbruck war ein zerstörerischer Akt meines eigenen Ichs. Diese Megashow mit dem trashigen Borg und seinen dauergrinsenden Gästen und dazu noch das Publikum, das aus dem Applaudieren gar nicht mehr herauskam, weil die Show alles sprengte, was bisher da war.«
    Sandra schmunzelte. »Tatsächlich?«
    »Lach nicht. Das sagte ein Rentner, der mir gegenübersaß. Der war voll aus dem Häuschen.«
    »Hatte der noch alle?«
    »Er wirkte durchaus intelligent, solange Borg nicht redete oder keiner irgendetwas Lustiges sang.«
    »Wie lange war das? Fünf Minuten am Abend?«
    »So ungefähr.«
    »Und ihre Eltern sind wirklich so

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