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Peinige mich

Peinige mich

Titel: Peinige mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiara Singer
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klar, dass wenn ich heute wieder zu ihr ginge, sie mir noch viel mehr und vor allem auch intensivere Schmerzen zufügen würde, als gestern. Auf der anderen Seite erregte mich die Vorstellung, was mich aber zugleich aufs Äußerste irritierte, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals masochistische Gelüste verspürt zu haben.
     
    Für mich hatte Gabriele am Vortag etwas sehr Persönliches über sich offenbart. In meinen Augen war sie zwar eine sehr attraktive Frau, dennoch schien sie sich ihrer Wirkung auf Männer unsicher zu sein und sich darin vielen anderen Frauen gegenüber auch unterlegen zu fühlen. Ich vermutete, dass sie ihre Konkurrentinnen oft als weiblicher empfand, nicht unbedingt vom Aussehen, sondern vom Verhalten her. Ich musste unwillkürlich lachen. Schon bei unserer ersten Begegnung, als ich total verheult und nur in mein kurzes schwarzes sexy Kostümchen gekleidet vor ihr in der Türe stand, dürfte sie mich als eine solche verdammenswerte Person eingeordnet haben. Auf der anderen Seite hatte ich hierdurch wohl auch ihren Jagdtrieb aktiviert. Denn so, wie ich da vor ihr stand, konnte ich für sie nur eines dieser gefährlichen, männerbetörenden Weibchen sein, die es zu erobern und anschließend für die Männerwelt zu entschärfen galt.
     
    Sonderbarerweise verspürte ich keinerlei Argwohn ihr gegenüber. Im Gegenteil: Ich empfand die Vorstellung, dass sie mir die letzte Freude beim Sex mit Männern rauben wollte, weil ich in ihren Augen ein sündhaftes Weibchen war, als äußerst erregend. Ich stellte mir für einen Augenblick vor, ich wäre verheiratet, müsste aber auf dem Nachhauseweg von der Arbeit stets zunächst bei ihr vorbeischauen, wo sie mir – nachdem ich mich ihr restlos hingegeben hatte – mittels eines Hexentrunks für den restlichen Tag die Orgasmusfähigkeit nahm. Am Abend würde ich mit meinem Ehemann zwar dennoch wilden Sex haben, dabei jedoch kein einziges Mal kommen. Stattdessen würde ich die ganze Zeit an sie, der heimlichen Herrscherin über meine Sexualität, denken.
     
    Ich war schließlich so erregt, dass ich mich bereits auf die Suche nach meinem Vibrator machte. Gott sei Dank kam ich noch rechtzeitig zur Besinnung: Denn das vorgeschlagene Schmerzensprogramm würde wirklich nur dann Sinn machen, wenn ich Gabrieles Vorgaben absolut ernst nähme und ihr die alleinige Entscheidungshoheit über meine Sexualität überließe.
     
    Für einen Augenblick gingen mir noch einmal ihre Sätze über ihre frühere Freundin durch den Kopf. Ihr Neid auf andere Frauen war offenbar so groß, dass sie sie auch unbedingt beim gemeinsamen Sex mit Männern übertrumpfen wollte. Die Methode, die sie dabei anwandte, war denkbar einfach: Vor dem gemeinsamen Sex wurde ihre Freundin von ihr regelrecht beschnitten, sodass sie für die nächsten Stunden keine Orgasmen mehr haben konnte, sie selbst aber umso häufigere, da sich die Männer aus durchaus nachvollziehbaren Gründen zunehmend an die offenkundig etwas aufgeschlossenere Frau – nämlich sie – hielten. Es war fast so, als wenn sie den Männern zurufen wollte: »Ich weiß, dass ihr eigentlich lieber mit der Weibchenfrau fickt. Die gehört euch jedoch nicht, sondern ausschließlich mir. Daran allein könnt ihr schon sehen, welch starke Frau ich bin. Ihr dürft die Weibchenfrau zwar ficken, ihre Höhepunkte hat sie aber nur bei mir. Wenn ihr eine Frau beim Orgasmus erleben wollt, dann müsst ihr euch schon an mich wenden. Weil ich die bessere und stärkere Frau von uns beiden bin!«
     
    Ich schüttelte den Kopf. Solche Gedanken waren mir fremd, und ich überlegte, ob sie eine Belastung für unsere Beziehung sein könnten. Rasch verwarf ich eine solche Möglichkeit, denn ganz anders als sie empfand ich ihr gegenüber keinerlei Konkurrenz. Ich war in dem Moment sogar der festen Ansicht, dass wenn sie es schaffen würde, mich aus meiner desolaten Stimmung und Lage herauszuholen, sie sich meinetwegen von allen Männern dieser Welt direkt vor meinen Augen zum Höhepunkt ficken lassen könnte, während ich dabei leer ausginge. »Warum ein Problem aus einer Sache machen, wenn da keins ist?«, sagte ich zu mir selbst. Dann war sie halt die bessere Frau! Meinetwegen. Im Übrigen hatte ich mittlerweile ohnehin einen Hals auf die ganze Männerwelt. Erst mit mir zusammen etwas aufbauen, um mich dann im kritischsten Moment zu bestehlen und zu verlassen: Das war ganz schön mies!
     
    *****
     
    Um Punkt 18 Uhr

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