Peinige mich
einer Wohnung im 18. Stock hätte ich dagegen schon im Fahrstuhl regelmäßig die Panik bekommen.
Ein Geräusch schreckte mich aus meinen Tagträumen auf. An meiner Tür hatte es geklingelt. »Wenn das nicht Mal die Rapper sind, die mich gestern beim Umzug die ganze Zeit genervt haben. Na das kann ja hier noch heiter werden!«, dachte ich fast resigniert.
Im Spion erblickte ich einen bulligen Mann, der unschwer als Postbote auszumachen war. Beruhigt öffnete ich die Tür.
»Entschuldigen Sie, Frau Weber, ich habe ein Eilpaket für ihre Nachbarin Frau Gebhards, die ihnen direkt gegenüber wohnt. Ihr Vormieter hat die Pakete für sie stets angenommen. Würden Sie das auch tun?«
»Wenn es keine Nachnahme ist, und ich nichts zahlen muss, ja natürlich, warum nicht?«, antwortete ich höflich.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich werfe Frau Gebhards gleich noch einen Zettel in den Briefkasten. Einen schönen Tag noch.«
Ich legte das Paket direkt neben der Wohnungstüre ab und machte mich wieder auf den Weg in die Küche. Was sollte ich mit dem restlichen Tag anfangen? Mich irgendwo in ein Café setzen und ein Stück Kuchen essen? Dazu hatte ich weder die Lust noch das Geld. Und weitere Umzugskisten auspacken, das wollte ich auch nicht mehr.
Ich entschied mich, unter die Dusche zu springen, denn schließlich war ich aufgrund meiner Umzugsarbeiten ziemlich verschwitzt, zumal ich mir einredete, das heiße Wasser könnte mir in meiner momentanen Stimmung gut tun.
Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, warf ich einen wehleidigen Blick in meinen Kleiderschrank. Immerhin hatte ich den größten Teil meiner heißen Fummel vor den Gläubigern retten können. Zärtlich streichelte ich jedes einzelne Teil. Spontan entschied ich mich, eines meiner absoluten Lieblingskleider anzuziehen. Es war ganz in Schwarz gehalten. Ansonsten bestand es im Wesentlichen aus einer Korsage mit darin integrierten Halbschalen, die meine Brüste anhoben. Der darüberliegende seidige Stoff bedeckte den Busen zwar knapp, ließ meine Nippel jedoch recht gut sichtbar durchschimmern, speziell dann, wenn sie mal wieder steil aufgerichtet waren. Im Lokal kam dies ziemlich häufig vor. Meist reichte es bereits, wenn einer meiner Gäste allzu genau bei mir hinzuschauen versuchte. Unterhalb der Korsage schloss sich ein kurzer ausgestellter Rock an. Es war ein wunderbarer Kontrast, der meine Figur so richtig zur Geltung brachte, wie ich fand. Besonders schick sah ich darin in schwarzen halterlosen Strümpfen und der dazu passenden Schminke aus. Ich konnte nicht widerstehen, mich noch einmal wie früher zurechtzumachen. Es musste das volle Programm sein!
Als ich mich schließlich im Spiegel betrachtete, brach es aus mir heraus. Mein ganzer Körper begann zu beben. Die Tränen flossen in Sturzbächen über mein Gesicht, ohne auf die Wimperntusche und das frisch aufgelegte Make-up Rücksicht zu nehmen. Ich warf mich aufs Bett und weinte hemmungslos. Ich war schrecklich allein und verzweifelt.
Ich muss dann irgendwann wohl eingedöst sein, denn ein erneutes Ertönen der Wohnungsklingel riss mich mitten aus dem Tiefschlaf. Ich versuchte mich zunächst zu orientieren und überlegte, wo ich mich befand. Als es erneut klingelte, erinnerte ich mich wieder: Das konnte nur Frau Gebhards sein, deren Paket ich entgegengenommen hatte.
Ich eilte zum Eingang, warf einen kurzen Blick durch den Spion und öffnete die Tür. Vor mir stand eine sehr elegante, etwa 40-jährige Frau, die mich fast um einen Kopf überragte.
»Hallo, ich bin Frau Gebhards, ihre Nachbarin. Ja, wie siehst du denn aus, Liebchen? Hast du geweint? Geht es dir nicht gut? Das Kleid steht dir übrigens ganz entzückend!«
Aufgeregt betaste ich mein Gesicht.
»Oh sorry, es sind vorhin wohl ein paar Tränchen geflossen. Das hat sich aber längst erledigt. Sie wollen sicherlich ihr Paket abholen.«
Mit einer eleganten Bewegung hob ich es vom Boden auf und reichte es ihr.
»Das schon, Liebchen. Aber vielleicht kann ich sonst noch etwas für dich tun, als kleiner Dank für deinen Paketdienst sozusagen. Meist lernt man sich in unserem großen anonymen Haus nie gegenseitig kennen. Hast du Lust, eine Tasse Tee oder Kaffee bei mir zu trinken?«
»Dann müsste ich mich aber erst noch umziehen.«
»Wegen mir nicht, Liebchen. Mir gefällst du so. Und um dein Make-up kümmere ich mich dann. Hm? Was denkst du? Nun hab dich nicht so!
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