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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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dem in vergoldeten Lettern die Aufschrift prangte:
     
    Roger C. Brisbane III.
Erster Vizepräsident
.
     

13
    Der Kasten war aus Kirschholz geschreinert und, da er Jahrzehnte unberührt und unbenutzt dagestanden hatte, von einer dicken Staubschicht bedeckt. Dennoch reichte ein einziger Wisch mit dem weichen Velourstuch, um die Spuren all der Jahre zu beseitigen. Noch ein zweiter Wisch, und schon schimmerte das Holz wieder in seinem schönen, warmen Glanz.
    Auch bei den Kupferbeschlägen wirkte eine kleine Politur Wunder; bei den Eckbeschlägen genügte es, kräftig zu reiben und zu wienern, den Scharnieren tat ein kleiner Tropfen Öl gut. Danach war das Namensschildchen samt den vier winzigen Schrauben an der Reihe. Die Finger ruhten und rasteten nicht, bis es wieder den makellosen goldenen Glanz angenommen hatte. Zuletzt nahmen sich die Finger das Schloss vor, und als auch das blitzblank aussah, schickten sie sich an, das Schloss zu öffnen und – leicht zitternd, weil es ja ein bedeutsamer Moment war – den Deckel anzuheben.
    Obenauf lag das große Amputationsmesser mit der – wie das in der Zeit zwischen dem Unabhängigkeits- und dem Bürgerkrieg bei allen amerikanischen Amputationsmessern üblich war – nach unten geschwungenen Klinge. Und dieses Messer stammte in der Tat aus den vierziger Jahren des neunzehntenJahrhunderts, ein wundervolles Stück Handarbeit aus der Werkstatt von Wiegand & Snowden in Philadelphia.
    Der Katzenaugenopal am Ringfinger funkelte geheimnisvoll im gedämpften Licht, als die Finger sich weiter vortasteten: eine Metacarpalsäge, ein feines, zweischneidiges Amputationsmesser, die Knochenklemmen und die chirurgischen Pinzetten. Die Finger nahmen ein Werkzeug nach dem anderen aus der Halterung, nur bei der großen Knochensäge konnten sie nicht widerstehen, diese vorher liebevoll zu streicheln. Ein ausnehmend schönes Werkzeug: lang und schlank, mit Ehrfurcht gebietend scharfen Zähnen. Der Griff war wie seinerzeit bei allen chirurgischen Bestecken aus Elfenbein und Guttapercha gefertigt; die Sterilisation von Werkzeugen wurde erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts üblich, nach der Veröffentlichung von Listers Arbeit über Krankheitskeime. Von da an fertigte man die Griffe aus Metall, poröses Material war nur noch bei alten Sammlerstücken zu finden. Wirklich ein Jammer, die alten Bestecke waren unvergleichlich reizvoller gewesen.
    Nun, irgendwie war es tröstlich zu wissen, dass diese alten Bestecke keiner Sterilisation bedurften.
    Der Kasten hatte zwei Einsätze. Den oberen, für die chirurgischen Bestecke bestimmten, nahmen die Finger nun nahezu ehrfurchtsvoll heraus, um so den Blick auf die neurochirurgischen Werkzeuge freizugeben, die noch erlesener waren. Konnte es kunstvollere Werkzeuge geben als die messerscharfe Schädelsäge und die daneben angeordneten Schädelbohrer? Und doch wartete der größte Schatz noch auf seine Wiederentdeckung: eine lange, an beiden Enden mit Elfenbeingriffen versehene medizinische Kettensäge. Sie gehörte eigentlich zu den Amputationswerkzeugen, war aber wegen ihrer Größe im unteren Einsatz untergebracht worden. Unentbehrlich bei allen Fällen, bei denen es nicht um millimetergenaue Feinarbeit, sondern um Zeitgewinn ging. Wahrlich kein schönes, eher ein Angst einflößendes Werkzeug.
    Die Finger fuhren fast zärtlich über jedes einzelne Stück. Dann setzten sie den oberen Einsatz wieder an seinen Platz, griffen nach dem bereitliegenden langen Lederriemen und beträufelten ihn mit Fußpflegeöl. Sehr bedächtig, es gab keinen Grund mehr zu Hast und Eile.
    Ein Segen, dass die Zeit des Hastens vorbei war; Hast war immer die Ursache für Fehler gewesen, und Fehler hatten in der Regel vergeudete Zeit und Anstrengung bedeutet.
    Schließlich wählten die Finger ein Amputationsmesser aus, ließen die Klinge das Licht spiegeln und zogen sie fest und mit gutem Druck über den Lederriemen, vor und zurück, vor und zurück. Der Riemen schien wohlig zu schnurren, während die Finger die Klinge abzogen. Es dauerte bestimmt Stunden, bis alle chirurgischen Bestecke geschärft waren.
    Andererseits, Zeit spielte eben keine Rolle mehr. Zeit hatten die Finger nun im Überfluss.

Begegnungen und Konfrontationen

1
    Paul Karp konnte sein Glück kaum fassen: Er war tatsächlich drauf und dran, eine Mieze aufzureißen. Endlich! Himmel noch mal, er war siebzehn, da wurde es höchste Zeit, die Sache mit dem Sex mal auszuprobieren.
    Er zog das Mädchen tiefer ins

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