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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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getroffen.«
    D’Agosta wurde aus Pendergasts Andeutungen nicht schlau, aber er folgte seiner Aufforderung und öffnete den Briefumschlag. Der Inhalt bestand aus einem leeren Blatt Büttenpapier, nur ganz oben, dicht unter dem Briefkopf, stand in altmodisch verschnörkelter Schrift die Zahl 78. Er sah Pendergast fragend an.
    »Der Brief stammt von meinem Bruder Diogenes.«
    »Von Ihrem Bruder?«, wunderte sich D’Agosta. »Ich dachte, der ist tot?«
    Pendergast nickte. »Für mich ist er tot. Richtiger gesagt: Bis vor kurzem war er es.«
    D’Agosta wartete. Wenn der Agent es für richtig hielt, würde er das, was sich vorläufig ein wenig verworren anhörte, schon näher erklären. Pendergast schenkte sich den zweiten Armagnac ein. »Meine Familie ist seit vielen Generationen mit der Geißel des Irrsinns geschlagen. Früher, als die Symptome sich vornehmlich in geistiger Verwirrung zeigten, mochte das noch als gnädiges Vergessen betrachtet werden, aber seit die Krankheit immer öfter mit namenloser Grausamkeit einhergeht, überwiegt die blanke Angst. Diogenes, mein Bruder, ist von dem Fluch besonders betroffen, und das, obwohl er lange als einer der klügsten Köpfe in der Familie galt. Mir war seine unselige Veranlagung schon in jungen Jahren klar. Wissen Sie, Vincent, in einer Familie wie der meinen lernt man begreifen, dass es ein Segen ist, wenn Diogenes und ich, die wir die jüngste Generation bilden, keine Nachkommen haben.«
    D’Agosta übte sich weiter in Geduld.
    »Schon als Kind hat sich Diogenes mit gewissen … Experimenten beschäftigt. Er hat raffinierte Fallen gebaut, mit deren Hilfe er Kleintiere fangen und quälen konnte – Mäuse, Kaninchen, Opossums und so weiter. Meine Folterkammer, hat er stolz gesagt, als wir ihm auf die Schliche gekommen waren. Es dauerte nicht lange, bis er sich neue Gemeinheiten ausdachte. Unsere Haustiere verschwanden spurlos, zuerst die Katzen, dann die Hunde. Wir haben nie wieder etwas von ihnen gesehen.« Pendergast blickte starr ins Leere, als versuche er, die Erinnerung an das Geschehene auszulöschen.
    »Seine abartige Veranlagung trat immer deutlicher zu Tage«, fuhr er schließlich fort. »Als er älter wurde und merkte, dass wir ein wachsames Auge auf ihn hatten, wurde er immer mehr zum Eigenbrötler. Er verkroch sich in seinen finsteren Träumen und führte sogar ein Tagebuch, in dem er alles aufschrieb, was ihm an abstrusen Ideen durch den Kopf ging. Er bewahrte das Tagebuch so gut versteckt auf, dass ich ihn zwei Jahre ständig belauern musste, um das Versteck aufzuspüren. Ich habe nur die erste Seite gelesen, der Inhalt war so abstoßend, dass er mich mein Leben lang verfolgen wird. Ich habe das Buch sofort verbrannt, und das hat den Hass, den er schon immer gegen mich hegte, noch gesteigert.«
    Pendergast griff nach der Karaffe, zögerte und schob sie, ohne sich etwas einzuschenken, auf Armeslänge von sich weg.
    »Ich habe Diogenes das letzte Mal an dem Tag gesehen, an dem er einundzwanzig wurde und ihm, wie es in unserer Familie der Brauch ist, sein Erbteil zufiel. Er erzählte mir, er plane ein schreckliches Verbrechen. Mehr wollte er nicht sagen, aber das Wort schrecklich hallt heute noch in mir wider. Denn wenn jemand wie er es gebraucht, muss es in der Tat ein ungeheuerliches Verbrechen sein.«
    Er saß lange stumm da, dann schien er es plötzlich eilig zu haben, sich auch den Rest von der Seele zu reden. »Ich wusste sofort, dass er ein grauenhaftes Gemetzel plant. Etwas, das nur er – von Wahnsinn geschlagen und zugleich hoch intelligent – sich ausdenken konnte. Danach ist er aus meinem Leben verschwunden, erst jetzt habe ich wieder von ihm gehört. Dies ist die zweite Nachricht, die er mir geschickt hat. Die erste trug die Ziffer 278. Ich war mir nicht sicher, was er mir damit sagen wollte. Sie erreichte mich vor genau zweihundert Tagen – und jetzt diese hier. Und damit ist klar, was er mir sagen will.«
    »Mir nicht«, warf D’Agosta ein.
    »Er gibt mir Bescheid. Das Verbrechen wird in exakt achtundsiebzig Tagen begangen. So will er mich herausfordern, seinen verhassten Bruder. Ich nehme an, seine Planung ist inzwischen abgeschlossen. Diese Notiz ist gewissermaßen der Fehdehandschuh, den er mir vor die Füße wirft.«
    D’Agosta starrte Pendergast entsetzt an. »Und was werden Sie jetzt tun?«
    »Das Einzige, was ich tun kann. Versuchen, die laufenden Ermittlungen so schnell wie möglich zu einem Ende zu bringen. Erst dann kann ich mich

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