Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
sogenannten
danse-cimetière
des jeweiligen Dämons dar. Wenn Tiere oder … andere Lebewesen … dem
loa
geopfert werden, muss man das Messer des betreffenden
loa
verwenden.«
»Mit anderen Worten: Voodoo-Quatsch«, sagte D’Agosta.
Bertin holte ein Taschentuch hervor und betupfte sich die Stirn mit zittriger Hand. »Nicht Vôdou. Obeah.«
Bertins französische Aussprache von
Voodoo
bot D’Agosta einen neuen Anlass zur Verärgerung. »Wo ist da der Unterschied?«
»Obeah ist echt.«
»Ah ja, echt«, wiederholte D’Agosta. Er blickte zu Laura. Ihre Miene war wie versteinert.
Pendergast zog aus der Anzugjacke ein Lederetui hervor, öffnete es, entnahm ihm nacheinander mehrere Gegenstände – ein kleines Gestell, Teströhrchen, Pinzette, eine Nadel, mehrere Pipetten mit Reagenzien – und legte alles nacheinander auf den Tisch.
»Was soll das?«, fragte Hayward schroff.
»Ich mache einen Test«, lautete die knappe Antwort.
»Sie können hier drin doch nicht ein Labor aufbauen«, sagte sie. »Außerdem haben Sie doch gehört, was die Dame gesagt hat – Sie brauchen eine Genehmigung.«
Pendergasts weiße Hand glitt in die schwarze Anzugjacke und tauchte mit einem Blatt wieder auf. Hayward nahm es und las es, gleichzeitig verdüsterte sich ihre Miene.
»Das ist gegen die Vorschrift –«, begann die vertrocknete Dame. Ehe sie den Satz beenden konnte, erschien ein zweites Blatt Papier und wurde ihr hingehalten. Sie nahm es, las es und bot nicht an, es zurückzugeben.
»Also gut«, sagte sie. »Mit welchem Objekt möchten Sie beginnen?«
Pendergast deutete auf den Drahthaken, der zu mehreren kunstvollen Schnörkeln gebogen war. »Ich muss den Gegenstand in die Hand nehmen.«
Wieder blickte die Frau auf das Blatt Papier und nickte.
Pendergast klemmte sich eine Lupe ans Auge, nahm den Haken in die behandschuhten Hände, drehte ihn um, untersuchte ihn aus der Nähe und legte ihn wieder ab. Mittels der Pinzette entfernte er mit äußerster Sorgfalt einige kleine Flöckchen des Materials, das nahe dem Griff eingetrocknet war, und legte sie in ein Teströhrchen. Dann nahm er einen Tupfer, feuchtete ihn in einer Flasche an, wischte damit über diesen Bereich des Hakens, dann versiegelte er den Tupfer in einem weiteren Teströhrchen. Diesen Vorgang wiederholte er mit mehreren der Messer, Griffe und Klingen, wobei jeder Tupfer in ein eigenes kleines Teströhrchen kam. Dann fügte er mittels einer Pipette in jedes Röhrchen Reagenzien hinzu. Nur in dem ersten zeigte sich eine Färbung.
Er richtete sich auf. »Wie ungewöhnlich.« Ebenso rasch wie die Ausrüstungsgegenstände erschienen waren, verschwanden sie auch wieder in dem Lederetui, das gefaltet, verschlossen und zurück in den Anzug gesteckt wurde.
Pendergast strich den Anzug glatt und faltete die Hände vor dem Bauch. Alle starrten ihn an. »Ja?«, fragte er unschuldig.
»Mr. Pendergast«, sagte Hayward, »wenn es Ihnen nicht zu viel
Mühe
bereitet, könnten Sie uns vielleicht an den Früchten Ihrer Arbeit teilhaben lassen?«
»Ich fürchte, ich bin nicht weit vorangekommen.«
»Wie schade«, sagte Hayward.
»Sie kennen doch sicherlich Wade Davis, den kanadischen Ethnobotaniker, und sein Buch
Passage of Darkness. The Ethnobiology of the Haitian Zombie
aus dem Jahr 1988?«
Hayward sah ihn immer noch schweigend und mit verschränkten Armen an.
»Eine höchst interessante Studie«, sagte Pendergast. »Ich kann sie nur empfehlen.«
»Ich bestelle das Buch bei Amazon, da können Sie sicher sein«, sagte Hayward.
»Davis hat in seiner Untersuchung gezeigt, dass eine lebende Person durch die Verabreichung zweier besonderer chemischer Substanzen, normalerweise durch eine Wunde, in einen Zombie verwandelt werden kann. Beim Hauptbestandteil der ersten,
coup de poudre,
handelt es sich um Tetrodoxin – das gleiche Toxin, das sich in der japanischen Delikatesse
fugu
findet. Die zweite Substanz beinhaltet ein stechapfelartiges Trennmittel. Eine besondere Kombination dieser Substanzen kann, wenn sie im Verhältnis nahe der letalen Dosis bei fünfzig Prozent der Bevölkerung angewandt wird, eine Person über Tage in einem Zustand des nahen Todes halten. Während dieser Zeit ist sie mobil, verfügt über minimale Hirnfunktionen, nicht aber über einen unabhängigen Willen. Kurzum: Laut dieser Theorie lässt sich mit Hilfe bestimmter chemischer Verbindungen ein echter Zombie erschaffen.«
»Und Sie haben diese chemischen Verbindungen gefunden?«, fragte
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