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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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abgenommen wurde.
    Sie blinzelte einmal, zweimal. Es war dunkel in dem Raum, doch ihre lange verbundenen Augen brauchten Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Hinter sich hörte sie, wie sich Schritte entfernten und sich die Tür schloss. Dann, während sie sich die Lippen leckte, blickte sie hoch und sah Wulf Konrad Fischer. Natürlich war er älter geworden, aber er wirkte immer noch so stark und machtvoll, so muskulös wie damals. Die Beine gespreizt und die Hände zwischen ihnen verschränkt, saß er ihr gegenüber auf einem Stuhl. Als er seine Sitzhaltung etwas verlagerte, knarrte der Stuhl unter seinem massigen Körper. Mit seinen durchdringenden, blassen Augen, dem sonnengebräunten Gesicht und dem kurzgeschnittenen, dichten schneeweißen Haar entsprach er dem Bild teutonischer Perfektion. Als er sie ansah, zerrte ein kaltes Lächeln an seinen Mundwinkeln. Ein Lächeln, an das sich Helen nur allzu gut erinnerte. Ihre Apathie und innere Leere wichen einer jähen Furcht.
    »Ich hätte nie erwartet, Besuch von den Toten zu bekommen«, sagte Fischer in seinem abgehackten, präzisen Deutsch. »Und doch sind Sie hier. Fräulein Esterhazy – verzeihen Sie, Frau Pendergast –, die vor mehr als zwölf Jahren aus dem Leben schied.« Als er sie ansah, funkelten seine harten Augen vor Belustigung, Zorn und Neugier.
    Helen sagte nichts.
    »Natürlich, im Rückblick erkenne ich, wie Sie es angestellt haben. Ihre Zwillingsschwester – der Schwächling – war das Bauernopfer. Nach all Ihren Protesten, Ihrer scheinheiligen Empörung verstehe ich, wie viel Sie doch von uns gelernt haben! Ich fühle mich beinahe geehrt.«
    Helen schwieg weiter. Die Apathie kehrte zurück. Es wäre besser, tot zu sein, statt mit diesem Schmerz zu leben.
    Fischer blickte sie forschend an, als wollte er die Wirkung seiner Worte ergründen. Er holte eine Packung Dunhill hervor, zog eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich mit einem goldenen Feuerzeug an. »Sie möchten uns wohl nicht verraten, wo Sie die ganze Zeit gesteckt haben, oder? Oder ob Sie bei diesem kleinen Täuschungsmanöver vielleicht irgendwelche anderen Komplizen hatten – außer Ihrem Bruder, meine ich? Oder ob Sie mit irgendjemandem über unsere Organisation gesprochen haben?«
    Als sie ihm keine Antwort gab, tat Fischer einen tiefen Zug an seiner Zigarette. Sein Lächeln wurde breiter. »Wie auch immer. Dafür bleibt uns noch viel Zeit, sobald wir Sie nach Hause zurückgebracht haben. Ich bin mir sicher, dass Sie den Ärzten gern alles erzählen werden … das heißt, bevor die Versuchsreihen beginnen.«
    Helen erstarrte. Fischer hatte das Wort »Versuchsreihe« verwandt – aber das Wort bedeutete für sie mehr als nur einfach »Experimente«. Beim Gedanken daran, was es bedeutete – bei der Erinnerung daran –, verspürte sie eine jähe Panik. Sie sprang auf und rannte Hals über Kopf zur Tür. Eine gedankenlose, instinktive Handlung, geboren aus dem atavistischen Bedürfnis nach Selbsterhaltung. Aber noch während sie auf die Tür zustürmte, wurde diese geöffnet, und ihre Entführer standen kurz dahinter. Helen lief nicht langsamer, und durch die Wucht des Aufpralls stürzten zwei der Männer rücklings zu Boden, aber die anderen ergriffen sie und hielten sie fest. Alle vier waren erforderlich, um sie zu bändigen und in den Raum zurückzuzerren.
    Fischer stand auf, nahm wieder einen tiefen Zug von seiner Zigarette und betrachtete Helen, die sich stumm und heftig wehrte. Dann sah er auf seine Uhr.
    »Es wird Zeit zu gehen«, sagte er. Noch einmal warf er Helen einen Blick zu. »Ich denke, wir sollten jetzt lieber die Spritze vorbereiten.«
    44 Stunden später
    Nachmittags um halb drei klopfte es. Kurt Weber stellte die Tasse mit gesüßtem Tee, die er getrunken hatte, ab, betupfte sich die Mundwinkel mit einem seidenen Taschentuch, schaltete den Computerbildschirm aus und ging über den gefliesten Fußboden zur Zimmertür. Ein rascher Blick durch den Spion zeigte einen seriös wirkenden Herrn.
    »Wer ist da?«
    »Ich suche die Freedom Importing Company. «
    Weber steckte das Taschentuch in die Brusttasche zurück und öffnete die Tür. »Ja?«
    Der Mann stand im Flur: schlank, mit durchdringend silberhellen Augen und derart blondem Haar, dass es fast weiß war.
    »Hätten Sie etwas Zeit für mich?«, fragte der Herr.
    »Gewiss.« Weber zog die Tür weiter auf und bedeutete dem Mann, Platz zu nehmen. Er trug zwar einen schlichten schwarzen Anzug,

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