Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
unglückseligen Sprache unserer Zeit – zu ›eskalieren‹.«
    Das Wort hing im Raum wie ein schlechter Geruch.
    Purview überlegte kurz. »Ich denke, ich verlasse jetzt das Büro und gehe eine Viertelstunde spazieren. Wenn in dieser Zeit jemand hier einbräche und meine Akten durchstöberte – nun ja, ich hätte keinerlei Kenntnis von der besagten Person oder Tat. Zumal wenn die betreffenden Akten scheinbar unangetastet gelassen wurden.«
    Pendergast rührte sich nicht, während Purview sein Wall Street Journal zur Hand nahm, hinter dem Schreibtisch hervortrat und zur Tür ging. Kurz davor wandte er sich um: »Nur damit Sie hier keine Unordnung anrichten, versuchen Sie’s mit dem dritten Schrank, zweite Schublade von oben. Eine Viertelstunde, Agent Pendergast.«
    »Einen angenehmen Spaziergang, Mr. Purview.«
    40 Stunden später
    In den vergangenen vierzig Stunden waren ihr die Augen verbunden gewesen, und sie war ununterbrochen unterwegs gewesen. Man hatte sie gefesselt in den Kofferraum eines Pkw, auf die Ladefläche eines Lkw und – so vermutete sie – in den Laderaum eines Schiffs verfrachtet. Wegen der heimlichen Transporte von einem Ort zum anderen hatte sie die örtliche und zeitliche Orientierung verloren. Ihr war kalt, sie hatte Hunger und Durst, und nach dem wüsten Schlag, den man ihr im Taxi versetzt hatte, brummte ihr noch immer der Schädel. Essen hatte sie keines bekommen, und zu trinken hatte es bloß eine Plastikflasche Mineralwasser gegeben, die man ihr irgendwann vor einiger Zeit in die Hand gedrückt hatte.
    Jetzt lag sie abermals im Kofferraum eines Personenwagens. Seit mehreren Stunden fuhren die Männer mit hoher Geschwindigkeit anscheinend auf einer Landstraße. Nun aber verlangsamte der Wagen das Tempo, bog mehrmals ab; und weil die Fahrt plötzlich so holprig war, nahm sie an, dass sie sich auf einer unbefestigten Straße oder einem Feldweg befanden.
    Als sie von einem provisorischen Gefängnis ins nächste verfrachtet worden war, hatten die Entführer kein Wort gesprochen. Doch jetzt waren die Straßengeräusche leiser, so dass sie das Gemurmel ihrer Stimmen durch das Fahrzeug hören konnte. Die Männer unterhielten sich in einer Mischung aus Portugiesisch und Deutsch, und sie verstand beide Sprachen, weil sie sie beide erlernt hatte, und zwar noch vor dem Englischen und dem Ungarischen, der Muttersprache ihres Vaters. Allerdings sprachen sie so leise, dass sie kaum mehr als den Tonfall hörte, der auf Verärgerung und Eile hindeutete. Inzwischen schienen sie zu viert zu sein.
    Nach einer minutenlangen Fahrt durch unwegsames Gelände kam der Wagen langsam zum Stehen. Sie hörte, wie Türen sich öffneten und schlossen, Schuhe auf Kies knirschten. Dann wurde der Kofferraum geöffnet, und sie spürte kühle Luft auf ihrem Gesicht. Eine Hand packte sie am Ellbogen, hob sie in eine sitzende Haltung, dann wurde sie aus dem Kofferraum gezogen. Sie taumelte und knickte in den Knien ein; der Druck der Hand wurde stärker, sie hob sie hoch und hielt sie fest. Dann wurde sie wortlos vorwärtsgestoßen.
    Komisch, dass sie nichts empfand, kein Gefühl, nicht einmal Traurigkeit oder Angst. Nach so vielen Jahren des Versteckens, der Angst und der Ungewissheit war ihr Bruder aufgetaucht mit der Nachricht, die sie sich so lange erträumt hatte, die aber nie kommen würde, wie sie schließlich gesagt hatte. Einen kurzen Tag lang hatte die Hoffnung sie beseelt, Aloysius wiederzusehen, ihr gemeinsames Leben wiederaufzunehmen, schließlich wieder wie ein ganz normaler Mensch zu leben. Dann wurde diese Hoffnung zunichtegemacht in einem einzigen Augenblick, ihr Bruder wurde ermordet, ihr Mann angeschossen. Er war möglicherweise ebenfalls tot.
    Und jetzt kam sie sich vor wie ein leeres Gefäß. Es wäre besser, sie hätte sich niemals Hoffnungen gemacht.
    Sie hörte, wie sich eine Tür knarrend öffnete, und wurde über eine Schwelle und in einen Raum geführt. Die Luft roch muffig und stickig. Ihr Wächter führte sie durch den Raum, anscheinend durch eine zweite Tür und in einen noch muffigeren Raum. Vielleicht ein verlassenes altes Haus auf dem Lande. Die Hand lockerte den Griff um ihren Arm, und sie spürte den Druck einer Stuhlsitzfläche in ihren Kniekehlen. Sie setzte sich und legte ihre verbliebene Hand auf den Schoß.
    »Nimm ihr die Augenbinde ab«, sagte eine Stimme auf Deutsch – eine Stimme, die sie sofort wiedererkannte. Sie spürte, wie an ihrem Kopf hantiert und ihr die Augenbinde

Weitere Kostenlose Bücher