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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ihrer Aufzählung sämtlicher vorläufiger Ergebnisse fort, ob nun relevant oder nicht. Ziewicz hörte sehr genau zu, und dann, während Pizzetti weiterredete, verschränkte sie die Hände auf dem Rücken und ging aufreizend langsam um die beiden Bahren, die eine mit der Leiche, die andere mit den Leichenteilen, und besah sich das alles mit roten, geschürzten Lippen.
    Nach mehreren Minuten gab sie ein leises Hmmmmm von sich. Und dann noch eines, dazu ein Nicken, ein Brummen und ein Murmeln.
    Pizzetti verstummte.
    Ziewicz richtete sich auf und wandte sich zu D’Agosta um. »Lieutenant, erinnern Sie sich noch an die Museumsmorde, damals, vor vielen Jahren?«
    »Wie könnte ich sie je vergessen?« Damals war er der beeindruckenden Frau zum ersten Mal begegnet, als sie noch nicht die Leiterin des Gerichtsmedizinischen Instituts gewesen war.
    »Ich hätte nicht geglaubt, noch mal einen so ungewöhnlichen Fall wie jenen zu erleben. Bis jetzt.« Sie wandte sich an Pizzetti und sagte: »Sie haben etwas übersehen.«
    D’Agosta sah, wie Pizzetti förmlich erstarrte. »Etwas … übersehen?«
    Ein Nicken. »Etwas Entscheidendes. Mehr noch: das, was diesen Fall in«, sie zeigte mit ihrer plumpen Hand in die Höhe, »die Stratosphäre katapultiert.«
    Es folgte ein langes, peinliches Schweigen. Ziewicz drehte sich zu D’Agosta um. »Lieutenant, Sie überraschen mich.«
    D’Agosta merkte, dass er eher amüsiert war, als sich herausgefordert zu fühlen. »Was denn, haben Sie da irgendwo drin eine Klammer entdeckt?«
    Ziewicz legte den Kopf in den Nacken und stieß ein melodiöses Lachen aus. »Sie sind ja ein Komiker.« Sie drehte sich wieder zu Pizzetti um, während alle anderen Anwesenden einander verwirrt anschauten. »Ein guter gerichtsmedizinischer Pathologe geht völlig ohne vorgefertigte Meinungen an eine Obduktion.«
    »Ja«, sagte Pizzetti.
    »Aber Sie sind mit einer vorgefertigten Meinung hier rangegangen.«
    Pizzetti reagierte sichtlich verängstigt. »Das glaube ich nicht. Ich war für alles offen.«
    »Sie haben es versucht, aber ohne Erfolg. Schauen Sie, Doktor, Sie haben angenommen, dass Sie es mit etwas zu tun haben – und zwar einer Leiche.«
    »Bei allem Respekt, Dr. Ziewicz, das habe ich nicht. Ich habe jede Wunde untersucht und dabei insbesondere nach ersetzten Körperteilen gesucht. Aber jedes Teil passt zu den anderen. Sie gehören alle zusammen. Kein Teil stammt von einem anderen Leichnam.«
    »So hat es den Anschein. Aber Sie haben keine vollständige Bestandsaufnahme gemacht.«
    »Bestandsaufnahme?«
    Ziewicz schob ihren mächtigen Leib zur zweiten Tragbahre, auf der saubergespülte Teile des Gesichts lagen. Sie zeigte auf ein kleines Stückchen Fleisch. »Was ist das?«
    Pizzetti beugte sich vor und betrachtete es. »Ein Stück … Lippe, vermute ich.«
    »Vermuten Sie.« Ziewicz nahm sich von einem Tablett eine lange Pinzette und hob den Körperteil ganz vorsichtig hoch. Dann legte sie ihn auf den Objektträger eines Stereo-Zoom-Mikroskops, schaltete das Licht ein und trat einen Schritt zurück, wobei sie Pizzetti aufforderte, einen Blick darauf zu werfen.
    »Was sehen Sie da?«, frage Ziewicz.
    Pizzetti blickte durchs Mikroskop. »Noch einmal: Es sieht aus wie ein Stück Lippe.«
    »Sehen Sie da Knorpel?«
    Eine Pause. Pizzetti stieß mit der Pinzette gegen das Stückchen Fleisch. »Ja, ein winziges Bruchstück.«
    »Ich frage also noch einmal: Was ist das?«
    »Also keine Lippe, sondern … ein Ohrläppchen. Das ist ein Ohrläppchen.«
    »Sehr gut.«
    Pizzetti richtete sich auf; ihre Gesichtszüge wirkten starr vor Anspannung. Ziewicz erwartete aber offenbar mehr, weshalb Pizzetti nach einem Moment zum Leichentisch ging und die beiden Ohren untersuchte, die wie blasse Muscheln auf dem Edelstahl lagen.
    »Hm, ich sehe, dass beide Ohren vorhanden und unbeschädigt sind. Die Ohrläppchen fehlen nicht.« Pizzetti hielt inne. Nach kurzem Zögern ging sie wieder zurück zum Zoom-Mikroskop und blickte noch einmal durch die Okulare, während sie das Ohrläppchen mit der Pinzette drehte und wendete. »Ich bin mir nicht sicher, ob das hier zum Täter gehört.«
    »Nein?«
    »Dieses Ohrläppchen«, sagte Pizzetti mit Bedacht, »scheint nicht im Laufe eines Kampfes abgerissen oder abgeschnitten worden zu sein. Vielmehr wurde es vermutlich chirurgisch entfernt, und zwar sehr sorgfältig mit einem Skalpell.«
    D’Agosta fiel ein kleines Detail aus den Überwachungsvideos ein, die er sich stundenlang angesehen

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